Von Aserbaidschan nach Österreich: Vier Pfoten bringt fast blinden Bären in den Bärenwald Arbesbach
ARBESBACH. Den 21-jährigen Braunbären Dunbar hat die Tierschutzorganisation Vier Pfoten aus Aserbaidschan nach Österreich gebracht. Nach 30 Stunden Transport zog das traumatisierte Tier in den Bärenwald Arbesbach ein. Dort darf es sich in den kommenden Monaten abseits der Besucherpfade eingewöhnen.
„Der Transport und auch das Auslassen von Dunbar in sein kleines Quarantäne-Gehege sind sehr gut verlaufen. Er erkundete seine neue Umgebung und nahm auch das bereitgestellte Futter gleich an. Dennoch ist unübersehbar, wie nachhaltig verstört der Bär ist, über dessen Geschichte wir fast nichts wissen. Deshalb werden wir Dunbar alle Zeit der Welt geben, die er braucht, um Vertrauen in seine Pfleger und in sein neues Zuhause zu gewinnen“, sagt Vier Pfoten-Direktorin Eva Rosenberg.
Augen schwer beeinträchtigt
Dunbar wurde im Jahr 2020 von den aserbaidschanischen Behörden in ein staatliches Auffangzentrum gebracht, nachdem er durch die Straßen eines Dorfs gestreift war. Vermutlich war er privat gehalten und ausgesetzt worden, oder er entkam. Vier Pfoten arbeitet seit 2023 mit dem Ministerium für Ökologie und Bodenschätze Aserbaidschans zusammen und behandelte alle 22 in Gefangenschaft gehaltene Bären im Land. Einer davon war Dunbar, bei dessen Vet Check die Tierschutzorganisation feststellte, dass sein rechtes Auge schwer beeinträchtigt und schon chronisch infiziert war.
Zu spät für konserative Behandlung
Die Vier Pfoten-Tierärzte mussten das Auge entfernen, da es bereits zu spät für eine konservative Behandlung war. Auf dem linken Auge ist Dunbar nach einer Verletzung ebenfalls schwer sehbehindert. Daher wurde beschlossen, Dunbar nach Österreich in den Bärenwald zu bringen, denn mit seinem erfahrenen Tierpflegerteam ist das Refugium unter anderem auf die Pflege für Bären mit speziellen Bedürfnissen sowie ältere Bären spezialisiert und daher für die Versorgung, die Dunbar braucht, bestens gerüstet.
„Die Tatsache, dass der Bär fast blind ist, macht die Situation für ihn natürlich noch viel schwieriger. Eine solche radikale Änderung der Lebensbedingungen ist ja auch für ein gesundes Tier unglaublich stressig. Alles ist neu und wirkt auf den ersten Blick bedrohlich. Aber Dunbar ist erst 21 und bekommt von uns alle Zeit, die er braucht, um sich langsam einzugewöhnen. Priorität hat jetzt für uns, seinen Charakter, seine Vorlieben und Abneigungen kennenzulernen. Zudem werden wir seinen Gesundheitszustand intensiv beobachten und analysieren. Er wird sogenannte Enrichments, also speziell für ihn maßgeschneidertes Beschäftigungsmaterial, zur Verfügung gestellt bekommen. Mit der notwendigen medizinischen Behandlung haben wir bereits nach seiner Ankunft begonnen. Außerdem werden wir die Interaktion mit ihm langsam aufbauen und gezielt Maßnahmen setzen, um Vertrauen aufzubauen“, erklärt Bärenwald-Tierpfleger Daan Beemsterboer, der beim Transfer des Bären dabei war.
Zum ersten Mal Momente der Entspannung
Die Voraussetzungen dafür sind gegeben: Eine von Dunbars ersten Aktivitäten war es, im Gehege zu graben, um sich ein kleines Nest zu bauen. Momente, in denen er völlig entspannt wirkt, gab es bereits in den ersten Tagen nach seiner Ankunft– ein Verhalten, das das Vier Pfoten-Team bei den früheren Besuchen in Aserbaidschan kein einziges Mal gesehen hat. Aber freilich: Noch reagiert er oft mit Stressverhalten bzw. sehr vokal, wenn ihm noch unbekannte Tierpfleger:innen zu nah sind.
„Es wird noch ein langer, steiniger Weg für den armen Dunbar – und für das Tierpflegeteam. Es sind die ersten Tage einer gemeinsamen Reise, und wir sind überzeugt, dass wir auch Dunbar letztendlich ein entspanntes, glückliches Leben ermöglichen können“, sagt Vier Pfoten-Direktorin Rosenberg.
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