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Handlos Cattle Company: Wo Grace Kelly mit Jochen Rindt grast

Mag. Claudia Greindl, 19.07.2023 10:00

SCHÖNAU. Starallüren kennen Brigitte Bardot und Grace Kelly nicht, und auch Niki Lauda und Jochen Rindt sind mit gutem Heu und grüner Wiese zufrieden. Diese klingenden Namen tragen nämlich die Texas Longhorn Rinder von der Handlos Cattle Company in Schönau. Seit fünf Jahren züchtet Lisa Handlos diese extensive Fleischrinder-Rasse mit den beeindruckenden Hörnern und dem sehr sanften Gemüt.

Lisa Handlos mit Longhorn-Nachwuchs "Jochen Rindt" (Foto: Handlos Cattle Company)
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Robust und anpassungsfähig sind sie, leichtkalbig und gute Mütter - und ein optischer Hingucker noch dazu: Die kleine Texas Longhorn-Herde von Lisa Handlos mit sieben Mutterkühen, zwei Stieren und einem Ochsen hat ganz unterschiedlich gefleckte Fellfarben und Hörner, die ihresgleichen suchen. „Bei den Hörnern sind Spannweiten von mehr als drei Metern möglich“, sagt die Züchterin, während sie ihren schwarzen Stier „Henry“ ausführlich krault. Das feine Gesicht, der stimmige Körperbau - Lisa Handlos hat sich gleich in die Rinderrasse verliebt, als sie mit ihrem Mann Herbert auf der Suche nach den passenden Tieren für ihren 2016 gekauften und 2017 umgebauten Bauernhof mit Hausnamen „Fichtenhofer“ in Schönau suchte. „Eigentlich wollte ich nur mein Pferd zu uns nach Hause stellen“, erinnert sie sich. Ein landwirtschaftliches Betriebskonzept war jedoch für den Abriss des alten Hofes nötig.

Kaschmirziegen oder Wollschweine

Zum Glück hatte die gebürtige Saalfeldnerin mit einer Pierbacher Arbeitskollegin bereits die landwirtschaftliche Facharbeiterprüfung in Katsdorf absolviert. Und das, obwohl sie mit Landwirtschaft ursprünglich gar nichts zu tun, sondern Internationalen Technischen Vertrieb und Marketing studiert hatte. Der Gedanke an Kaschmirziegen oder Wollschweine war bald verworfen. Bei einem niederösterreichischen Züchter lernten Lisa und Herbert Handlos die Texas Longhorns kennen. „Als Schülerin habe ich ein Jahr in Texas verbracht und schon allein daher einen Bezug zu dieser Rasse gehabt.“ Ein Besuch bei der größten Longhorn-Züchterin Europas in Deutschland gab dann den endgültigen Ausschlag für die ruhige, untereinander sehr soziale Rinderrasse.

Eineinhalb Jahre Wartezeit

Eineinhalb Jahre lang wartete sie, bis endlich sechs Kälber in ihren Stall einzogen - mit 3.500 bis 5.000 Euro pro Kalb keine geringe Investition. „In dieser Zeit habe ich mich ausführlich über Haltung, Ernährung und Zucht der Tiere informiert. Wir legen sehr viel Wert auf das Wohlergehen der Tiere und eine möglichst naturnahe Haltung. Die Beziehung zum Tier steht bei uns im Mittelpunkt der täglichen Arbeit. So sind unsere Tiere sowohl untereinander durch das Aufwachsen in der Herde mit Stieren sozial geprägt, aber auch im Umgang mit Menschen einfach in der Handhabung und umgänglich“; berichtet sie. Regelmäßig ein Ballen Heu, frisches Wasser und freier Zugang zur grünen Wiese sind das Maximum der Ansprüche der genügsamen Tiere. Ausgemistet wird alle zwei bis drei Wochen.

Texas Longhorn Österreich gegründet

Als seriöse Züchterin achtet sie darauf, dass ihre Tiere einen einwandfreien Gesundheitsstatus haben. „Die Abstammung eines jeden Zuchtkalbes ist mittels DNA-Test genau nachvollziehbar und alle Tiere sind bei den Zuchtverbänden ITLA und TLBAA in den USA mit Stammbaum eingetragen. Unsere Rinder erfüllen die Zuchtvorgaben und Rassemerkmale der Texas Longhorn Verbände.“ Da eine Aufnahme der Texas Longhorn-Rinder in den heimischen Rinderzuchtverband bisher nicht geklappt hat, schlossen sich Anfang 2022 auf Handlos' Initiative rund 20 bis 25 Züchter zum Verband Texas Longhorn Österreich zusammen, „einfach, um uns gegenseitig in unserer Arbeit zu unterstützen und von einander zu lernen. Seither arbeiten wir eng zusammen und halten jährliche Treffen zum Erfahrungsaustausch und Weiterentwicklung dieser Rasse in Österreich und Europa ab.“

Ein gutes, stressfreies Leben bis zum Schluss

Über diesen Verband ist es auch bereits mehrfach gelungen, den gemeinsamen Verkauf von Zuchtkälbern nach Holland zu organisieren. Am liebsten verkauft die Handlos Cattle Company ihre Tiere nämlich in die Zucht. Alle anderen Kälber werden kastriert, aufgezogen und für die Fleischproduktion verwendet. Dabei ist die Aschamühle KG in Steinerkirchen an der Traun der vorrangige Partnerbetrieb. „Die betreibt eine Freundin von mir, ebenfalls eine Quereinsteigerin mit der selben Denkweise. Uns ist es wichtig, dass die Rinder ein gutes Leben haben und stressfrei bis zum Schluss leben.“ Befriedigend findet die Schönauerin, dass bei den Texas Longhorns der Erlös stimmt. „Das gesamte Tier ist verwertbar, das Fleisch meist sogar schon vor der Schlachtung verkauft. Die Fellzeichnung ist so schön, dass sich das Gerben lohnt, und der Schädel mit den imposanten Hörnern ist als Dekoration stark gefragt und kann bis zu 1.500 Euro einbringen. Wenn ich Fleckvieh hätte, würde ich jedes Monat draufzahlen. Verkaufe ich zwei Texas Longhorns, sind meine Jahreskosten schon gedeckt. Dann habe ich pro Jahr aber noch weitere fünf“, betont sie die Rentabilität der extensiven Rinderrasse. „Schade, dass die Bauern oft vergessen, sich um Alternativen umzusehen und lieber mit der Landwirtschaft aufhören.“

Enge Beziehung zu Rindern

Zu jedem Tier hat Handlos eine eigene Beziehung. „Ich rede viel mit ihnen, oft stehe ich eine Stunde im Stall und streichle meine Viecher.“ Dennoch ist der Umgang mit den Longhorns von gegenseitigem Respekt geprägt, den auch die Kinder von Lisa und Herbert Handlos, dreieinhalb und sechs Jahre alt, schon lernen. „Die Kinder gehen oft mit zu den Kühen, besonders bei Leo schaut es so aus, dass er einmal ein kleiner Nachwuchsbauer wird.“ Mittlerweile kennt sie ihre Tiere aber so gut, dass sie selbst an kleinen Bewegungen des Kopfes erkennt, wenn eines einmal keinen guten Tag hat. „Dann sage ich auch den Kindern, dass wir die Kuh besser heute in Ruhe lassen.“

Erstmals lebendes Longhorn auf Rieder Agrarmesse

Besonders stolz ist die Züchterin darauf, heuer von 7. bis 10. September erstmals ein lebendes Texas Longhorn Rind aus ihrer Herde auf der Agrarmesse in Ried im Innkreis ausstellen zu dürfen. „Dies ist das erste Tier, das in Österreich auf einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert wird und wir freuen uns auf zahlreiche Besucher.“ Für die Zukunft hat sie sich mit ihren Züchterkollegen von Texas Longhorn Österreich vorgenommen, den Genpool der Rinder zu erweitern. Derzeit sind nämlich wegen ihrer geringen Anzahl fast schon alle Longhorns in Europa verwandt. Ihre Sprachkenntnisse aus dem USA-Aufenthalt kommen ihr bei der Kommunikation mit den US-amerikanischen Verbänden und Züchtern da sehr zugute. 

www.texaslonghorn-oesterreich.at

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