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GMUNDEN. Bei manchen Texten braucht es 130 Jahre, bis man sie neuerlich wertschätzen kann und sich freut, durch sie das Zeitkolorit und die Stimmungen vergangener Zeiten spüren zu können. Genau das trifft auf einen Gedichtband zu, den der Gmundner Autor und Anwalt Christoph Mizelli zufällig in die Hände bekam: „Gmunden im Liede“ aus dem Jahr 1892. Präsentiert wird die mit historischen Stadtansichten bebilderte Neuauflage am Donnerstag, 6. Oktober, um 19 Uhr im Stadttheater. Freier Eintritt.

 (Foto: Colorama Verlang)
(Foto: Colorama Verlang)

Das Bändchen enthält eine ganze Reihe von Liebeserklärungen an unsere Stadt. Naturromantik und Urlaubsglück mussten, dem Zeitgeist entsprechend, in gereimte Verse gegossen werden. Diese Art von Lyrik war in Zeiten der Monarchie Mainstream, alle lasen und liebten das und AmateurInnen versuchten sich darin. Kaiserin „Sisi“ ist das prominenteste Beispiel dafür.

Mizelli war so von dieser Entdeckung so angetan, dass er sich zu einer Neuveröffen​tli​chung entschloss - und zu einer Kombination mit alten Gemälden und historischen Fotografien aus Gmunden. Eine blendende Idee!

„Geliebtes Gmunden“ ist allerdings weit mehr als ein Bändchen Schwärmerei. Es zeigt zum Beispiel, dass das Miesmachen jeder Neuerung, das Sudern und Matschkern, offenbar an einem dominanten Gmundner Gen liegt. Man lese, wie der „grantigen Wastl“ anno 1886 über den Bau der ‎Esplanade, die Elektrifizierung und den Wasserleitungsbau herzieht.

Auf anderen Seiten entdeckt man Perlen lokaler Wirtschaftsgeschichte, etwa dann, wenn Ludwig August Frankl von Hochwart in 27 Strophen besingt, was auf Ochsengespannen und Plätten alles zum Gmundner Wochenmarkt gebracht wurde. Was für eine Pracht!

Wer waren die AutorInnen? Keineswegs nur Dilettanten. Der große Nikolaus Lenau ist dabei, Franz Stelzhamer, Franz Keim, der Ennser Schriftsteller und Dialekt-Forscher Carl Adam Kaltenbrunner, der Pfleger der Herrschaft Ort und enge Lenau-Freund Mathias Leopold Schleifer oder - als einzige Frau - Caroline Gräfin von Terlago, ihres Zeichens Hofdame der Hannoveraner. An sie erinnert jetzt nur noch Christoph Mizellis Buch, denn ihre feudale Villa, die spätere Villa Ruston, hat schon vor Jahrzehnten einem Wohnblock weichen müssen.

Christoph Mizelli, Rechtsanwalt, Bergretter, Buchautor und Ausstellungskurator (“Mythos Traunstein“, „Gmunden anno dazumal“, „Traumberg Traunstein“) zählt zu jener Handvoll Autoren, die derzeit professionell, produktiv und lebensnah Gmundner Geschichte und Zeitgeschichte niederschreiben.

Christoph Mizelli: „Geliebtes Gmunden - Gedichte, Lieder und Bilder aus vergangenen Tagen“; 90 Seiten, 76 Abbildungen, Colorama-Verlag, Salzburg, € 25,00; erhältlich bei: Poetenblau - der Buchladen, Gmunden, Thalia-Filiale Gmunden, Konditorei Grellinger, Geschäft & Büro „Seegrün“, Traungasse, und Klosterplatz-Trafik

 


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