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"Ein übersehener Baum bedeutet drei Millionen Borkenkäfer"

Daniela Toth, 07.08.2018 06:45

BEZIRK GMUNDEN. Mit Eschentriebsterben und Borkenkäfern stellen sich Waldbesitzern derzeit gleich zwei Herausforderungen. Eine dritte kommt häufig dazu: Wanderer und Radfahrer, die Warnschilder missachten und sich damit in Lebensgefahr bringen.

Wer die Sperrschilder ignoriert, begibt sich leichtsinnig in Gefahr.
  1 / 6   Wer die Sperrschilder ignoriert, begibt sich leichtsinnig in Gefahr.

Das laute Geräusch der Motorsäge zeigt an der Traunuferpromenade zwischen Gmunden und Ohlsdorf schon von weitem an, dass Waldarbeiten stattfinden. Zudem ist das „Forstliche Sperrgebiet“, das hier voraussichtlich bis Ende September gilt, mit markanten Hinweisschildern gekennzeichnet.

Viele ignorieren die tödliche Gefahr

Diese werden jedoch immer wieder ignoriert, wie sich auch beim Tips-Lokalaugenschein zeigt: Zwei Radler fahren gut gelaunt unterhalb der Falllinie der Bäume vorbei – die Schilder haben sie „nicht gesehen“. Eine Frau mit Kleinkind überquert die Absperrung mit dem Hinweis, sie sei von hier und kenne sich aus. „Das passiert leider immer wieder. Viele Leute können sich nicht vorstellen, wie gefährlich das ist“, ärgert sich Waldhelfer Eduard Wolfsgruber, der die Arbeiten an der Promenade leitet.

Geschädigte Eschen gefährden Wanderer

Gefährlich sind nicht „nur“ die fallenden Bäume selbst. Vor allem bei vom Eschentriebsterben befallenen Eschen können beim Aufprall des Baumes auf dem Boden Baumteile und Äste wegbrechen und mehrere Meter weit durch die Luft geschleudert werden – eine potenziell tödliche Gefahr.

Auch, wenn viele Eschen auf den ersten Blick noch gesund wirken, ist mittlerweile ein Großteil des Bestandes – nicht nur im Bezirk Gmunden – vom Eschentriebsterben befallen, wie Albert Steinegger, Forstberater der Landwirtschaftskammer für das Salzkammergut, erklärt. Einzelne Bäume, die offenbar besonders widerstandsfähig gegen die Pilzerkrankung sind, geben aber Hoffnung: „Man versucht, von diesen Bäumen Samen zu gewinnen und so resistente Eschen zu erhalten.“

In fünf Wochen vom Ei zum Borkenkäfer

Auch die Fichten machen den Waldbesitzern derzeit Sorgen: Wasserknappheit seit dem Frühling und die große Hitze schwächen die Bäume. Dazu kommt dass die Fichten heuer besonders viele Pollen ausgebildet haben – man erinnert sich an die „gelben Wolken“ im Frühling. Dies hat die Bäume viel Kraft gekostet, wie Albert Steinegger erklärt. Entsprechend wenig haben sie nun dem Borkenkäfer entgegen zu setzen.

Die hohen Temperaturen beschleunigen zudem den Entwicklungszyklus der Schädlinge: Bei über 24 Grad Celsius dauert die Entwicklung vom Ei bis zu Käfer etwa beim „Buchdrucker“ nur fünf Wochen. Dieser bis zu zwei Millimeter große Käfer befällt eher dickere Rindenbereiche, der kleinere „Kupferstecher“ sucht sich jüngere Bäume oder eher den oberen Baumbereich aus. „Ein befallener Baum mit 200 Buchdruckern, der übersehen wird, bedeutet bis zu drei Millionen Käfer am Ende der Saison“, gibt Steinegger eine Vorstellung von der Vermehrungsrate der Tiere.

Wirtschaftlicher Schaden

Der wirtschaftliche Schaden für die Waldbesitzer ist jedoch groß: Während im Normalfall ein Festmeter Holz 90 bis 95 Euro einbringen kann, sind es durch das derzeitige Überangebot nur 80 bis 85 Euro. Der Preis für „Käferholz“ hingegen liegt bei rund 45 Euro.

Natürliche Verjüngung

Um den Borkenkäferbefall in Grenzen zu halten, müssen daher die betroffenen Bäume rasch gefällt und aus dem Wald entfernt werden. Dabei wird darauf geachtet, den Jungwuchs nicht zu beschädigen, wie Albert Steinegger erklärt: „Wird ein Baum gefällt, bekommen die nachwachsenden Bäume mehr Licht und Nährstoffe – und innerhalb weniger Jahre ist die Lücke wieder durch einen jungen, gesunden, starken Baum geschlossen.“


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