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„Wir fühlen uns in Ebensee bereits jetzt herzlich Willkommen“

Katharina Wimmer, 12.03.2024 18:00

EBENSEE. Ab Juli zieht die Wohngruppe „Grisu“ des S.O.S. Kinderdorfs Altmünster in ein neues Haus in Ebensee. Bei einem ersten Lokalaugenschein des Neubaus erzählt Christian Lenzeder, pädagogischer Leiter der Wohngruppe, von ihrer Arbeit mit den Kindern.

Christian Lenzeder freut sich über die hellen, offenen Räume im neuen Haus. (Foto: Wimmer)
  1 / 2   Christian Lenzeder freut sich über die hellen, offenen Räume im neuen Haus. (Foto: Wimmer)

Das neu gebaute Haus in Ebensee wirkt auf den ersten Blick freundlich und einladend. Auffallend ist, dass es auf Betonstelzen steht und dadurch ein langer Aufgang mit Treppe zur Haustür führt. Im Wohnhaus angekommen, fallen vor allem die großen, lichtdurchfluteten Räume auf, in denen bereits die Sonne hineinscheint. „Hier sind wir im Herzstück“, freut sich Christian Lenzeder, der pädagogische Leiter des S.O.S. Kinderdorfs Altmünster, über den offenen Wohnraum mit geplantem Essbereich und Küche.

Zwei soziale Organisationen arbeiten zusammen

Das S.O.S. Kinderdorf Altmünster war bereits seit längerem auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück im Inneren Salzkammergut, um das Dorf zu erweitern. Lenzeder bezeichnet es als „glückliche Fügung“, dass der Arbeiter-Samariterbund, dem dieses Grundstück in Ebensee gehört, ebenfalls auf der Suche nach Ideen für eine Verwendung war. So kam es, dass die beiden sozialen Organisationen kooperierten und der Arbeiter-Samariterbund nun das Haus baut und anschließend an das S.O.S. Kinderdorf verpachtet.

Kinder zwischen neun und 16 Jahren kommen nach Ebensee

„Die Landesregierung gibt ziemlich genau vor, wie Objekte in Oberösterreich gestaltet werden sollen um den Betrieb einer Betreuungseinrichtung zu genehmigen“, erzählt Lenzeder. So muss es etwa einen barrierefreien Aufgang zum Haus geben und die Zimmer eine bestimmte Größe haben. Wegen des Hochwasserschutzes muss das Haus auf Stützen stehen. „Das kommt uns aber entgegen, denn so können wir darunter unter anderem eine überdachte Spielfläche mit Tischfußball- und Tischtennistisch machen“.

Ab Juli – genauer gesagt ab dem Schulschluss – wohnen in diesem Haus sieben Kinder und Jugendliche mit ihren Betreuern. Das jüngste Kind wird neun und das älteste 16 Jahre alt sein. Eine Bewilligung erwartet Lenzeder für neun Kinder, denn es gibt sieben Zimmer – wovon in einem ein Geschwisterpaar schlafen könnte – und eine kleine Garçonnière mit eigenem Kochbereich und Bad. Auf die ist Lenzeder besonders stolz, denn „so können die Jugendlichen erste eigene Gehversuche machen“ und werden trotzdem weiterhin betreut.

Wohngruppe lebt wie eine große Familie zusammen

Ein Team aus Sozialpädagogen wird das Haus in Ebensee künftig führen. In Tagesschichten wechseln sich die Pädagogen ab und betreuen die Kinder und Jugendlichen 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. „Wir ersetzen ja doch ein Stück weit die Familie“, betont Lenzeder, „und wollen den Kindern ein sicheres Zuhause bieten“. Dass ein Kind in das S.O.S. Kinderdorf kommt, ist nie eine einfache Entscheidung, sondern immer auf eine Maßnahme der Kinder- und Jugendhilfe zurückzuführen. Mittlerweile, so erzählt Lenzeder, gibt es mehrere Angebote im S.O.S. Kinderdorf. Vor allem in den letzten Jahren sei der Fokus auf präventive Ansätze gelegt worden. „Das ein Kind aus seiner Familie genommen wird, ist immer die letzte Maßnahme“.

Die sieben Kinder, die im Sommer nach Ebensee ziehen, wohnen bereits seit langer Zeit wie eine große Familie zusammen in der Wohngruppe „Grisu“ in Altmünster. Dazu gehören neben Schule und Arbeit freilich auch gemeinsames Wäsche waschen, Zimmer in Ordnung halten und gewisse Regeln „Süßigkeiten sind ein heikles Thema“, lacht Lanzeder. Es habe sich aber bereits vor Jahren eingebürgert, dass „sich jeder nach dem Mittagessen zwei, drei Sachen aus seiner Süßigkeitenbox nehmen darf“. Zu gemeinsamen Festen, etwa Geburtstagen, gibt es selbstverständlich auch Kuchen.

Fußballverein bereits jetzt bei den Kindern beliebt

Wie in jeder Familie versuchen die Betreuer auf die Gesundheit zu achten und frisch und abwechslungsreich zu kochen. Bewegung und Sport sind auch den Kinderdorf-Pädagogen sehr wichtig. Dazu freut sich die Wohngruppe auf die breite Vereinslandschaft in Ebensee. „Vor allem der Fußballverein ist bei den Kindern hoch angesehen“. Sonst legen die Betreuer Wert auf einen strukturierten Tagesablauf: morgens geht es in die Schule oder in die Arbeit, danach wird gegessen und Hausübung gemacht. Freilich gibt es auch eine gemeinsame Freizeitgestaltung, etwa Ausflüge am Wochenende. Sonst – und je nach Alter bedingt – sollen und dürfen die Kinder ihre Freizeit selbst gestalten.

Willkommensfest für Herbst geplant

Die Pädagogen des Kinderdorfs stehen bereits in Kontakt mit den Ebenseer Schulen und haben die Wohngruppe im Schulausschuss vorgestellt. Lanzeder erzählt, dass von der offiziellen Seite der Gemeinde Ebensee sehr gute Rückmeldungen gekommen seien und sie sich „gut empfangen fühlen“. Noch nicht sehr viele, aber auch von privaten Personen gab es bisher ein paar positive Zurufe. Die Wohngruppe samt ihren Betreuern freut sich auf den Umzug nach Ebensee. „Wir wollen die Kinder gut in Ebensee und den Vereinen vernetzen“, betont Lanzeder. Zudem sei für Herbst ein großes Willkommensfest beim Haus der Wohngruppe geplant, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind und sich selbst ein Bild über das Haus und die künftigen Bewohner machen können.

 


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