BEZIRK GMUNDEN. Im Bezirk Gmunden finden am Fronleichnamstag, dem Donnerstag, 19. Juni, nicht nur Prozessionen zu Land, sondern auch zu Wasser statt. Diese sind eine Besonderheit der Region und aufwendig geschmückte Zillen und Boote können an dem Tag am Hallstättersee und am Traunsee bestaunt werden.
Fronleichnam zählt zu den wichtigsten Hochfesten im katholischen Kirchenjahr. Es wird am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert und stellt die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie in den Mittelpunkt. Zentraler Bestandteil des Festes ist die Fronleichnamsprozession, bei der das Allerheiligste in einer Monstranz durch die Straßen oder – in besonderen Fällen – über Gewässer getragen wird. Die Prozession symbolisiert das Unterwegssein mit Christus, stellt das öffentliche Bekenntnis des Glaubens dar und verbindet liturgisches Geschehen mit der Segnung von Alltag und Lebenswelt.
Seeprozessionen im Bezirk
Im Bezirk Gmunden finden die Fronleichnamsprozessionen nicht nur zu Land, sondern auch zu Wasser statt. Besonders bekannt sind die Seeprozessionen in Hallstatt und Traunkirchen, bei denen der See zum liturgischen Raum wird. Diese Formen der Prozession entstanden oft aus Platzmangel an Land, entwickelten sich aber über die Jahrhunderte zu eindrucksvollen Traditionen mit starker kultureller Verankerung. In Hallstatt wurde die Seeprozession erstmals im Jahr 1623 urkundlich erwähnt. Seither zählt sie zu den ältesten ihrer Art. In Traunkirchen gibt es die Seeprozession seit dem Jahr 1632, ebenfalls als Reaktion auf räumliche Einschränkungen und mit dem Ziel, das Eucharistiegeheimnis auf besonders eindrucksvolle Weise zu vermitteln.
Jahrhundertealte Tradition
Die Hallstätter Fronleichnamsprozession findet teilweise auf dem Hallstättersee statt. Große Holzzillen, sogenannte „Mutzen“, die einst dem Salztransport dienten, werden als Prozessionsboote genutzt. Das zentrale Boot, das „Sakramentsschiff“, wird aufwendig mit Buchenlaub, Fahnen, Girlanden und einem Triumphbogen geschmückt. In seiner Mitte steht eine Barockmonstranz mit dem eucharistischen Brot – dem Leib Christi. Ein wesentliches Gestaltungselement ist der Kirchenchor, der barocke Lieder zu den einzelnen Segensstationen singt.
Fronleichnamsschützen
Besondere Bedeutung kommt auch den Fronleichnamsschützen zu. Diese gibt es ausschließlich in Hallstatt. Die Gruppe wurde vor 39 Jahren gegründet. Mit Prangerstutzen, die mit Heiligenabbildungen verziert sind, kündigen sie durch Salutschüsse die wichtigsten Abschnitte der Prozession an. Die Schützen beginnen am südlichen Ortsende um 6 Uhr und begleiten die Prozession mit weiteren Salven bis zum feierlichen Einzug in die Kirche um 9 Uhr.
Im Jahr 2025 wird zusätzlich das diamantene Priesterjubiläum von Pfarrer August Stögner gefeiert, der zu den Gründungsmitgliedern der Fronleichnamsschützen zählt und diese Tradition maßgeblich geprägt hat.
Ablauf in Hallstatt
Nach dem Hochamt in der katholischen Pfarrkirche, das um 9 Uhr beginnt, zieht die Prozession durch den festlich geschmückten Ort. Bei schönem Wetter geht es weiter zum See, wo vier Stationen unter Gebet und Gesang auf dem Wasser gefeiert werden. Der Klang der Salutschüsse hallt dabei von den Felswänden wider – eine Szene, die Besucher wie Einheimische seit Jahrhunderten bewegt.
Prozession am Traunsee
Auch in Traunkirchen hat die Seeprozession eine lange Geschichte. Sie wird seit dem Jahr 1632 veranstaltet, auch hier ursprünglich als Reaktion auf beengte Platzverhältnisse. Nach dem Hochamt in der Pfarrkirche um 8.30 Uhr beginnt der Festzug, angeführt vom Priester mit dem Allerheiligsten unter einem bestickten Baldachin, dem sogenannten „Himmel“. Es folgen Vertreter von Vereinen, Kinder mit Kirchen- und Landesfahnen, Frauen in Goldhauben, der Kirchenchor, die Ortsmusik und viele Gläubige.
Die Prozession zieht durch das Seetor zum Bootsanleger. Dort beginnt die Fahrt mit der „Himmelsfuhre“ und der „Gegenfuhre“ um 9.30 Uhr. Der Kurs führt zunächst zur Winkelbucht, danach zu weiteren Stationen auf Höhe des Klosters und des Johannesberges. Die letzte Station befindet sich beim Kriegerdenkmal. Während der Fahrt singt die Ortsmusik traditionelle Hymnen wie „Pange lingua“ oder Beethovens „Die Himmel rühmen“. Die festlich geschmückte Flotte besteht aus Hauptschiffen, Motorbooten und Segelbooten. Ein eindrucksvolles Glaubenszeugnis, das bis heute seine spirituelle und kulturelle Kraft bewahrt hat.
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