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Mit dem Rettungswagen gegen Risiko und Rausch bei Jugendlichen

Mag. Lisa-Maria Laserer, 06.11.2025 07:20

SALZKAMMERGUT. In den Bezirken Gmunden und Vöcklabruck läuft derzeit die groß angelegte Herbstkampagne von Zukunft Jugend. Unter dem Titel „Don’t Drink and Drive“ tourt ein umgebauter Rettungswagen als mobiles Jugendzentrum durch die Region. Ziel ist es, Jugendliche dort zu erreichen, wo sie ihre Freizeit verbringen. Die Aktion setzt auf Information, Gespräch und Erlebnis statt auf erhobene Zeigefinger.

Es werden sogenannte „Rauschsackerl“ ausgegeben. (Foto: Zukunft Jugend)
Es werden sogenannte „Rauschsackerl“ ausgegeben. (Foto: Zukunft Jugend)

In dem auffällig gestalteten Fahrzeug, das normalerweise Blaulicht und Sirene trägt, gibt es nun Musik, Mitmachaktionen und vor allem Aufklärung rund um Alkohol und Verkehrssicherheit. Jugendliche können bei kostenlosen Alkoholtests ihr eigenes Trinkverhalten überprüfen, an kleinen Challenges 
teilnehmen und sogenannte „Rauschsackerl“ erhalten – gefüllt mit Traubenzucker, Apfelsaft, Kaugummi und Tee. Die Botschaft der Kampagne ist klar: Alkohol und Straßenverkehr passen nicht zusammen – egal ob beim Autofahren, Radeln oder auf dem E-Scooter.

Studie zeigt verändertes Konsumverhalten

Die Präventionskampagne basiert auf einer 2025 durchgeführten Studie von Zukunft Jugend über das Konsumverhalten junger Menschen in Oberösterreich. Sie kombiniert erstmals Daten aus der praktischen Jugendarbeit, Onlinebefragungen und Feldinterviews. Die Ergebnisse zeigen ein deutlich verändertes Konsummuster: Während klassische Zigaretten an Bedeutung verlieren, greifen immer mehr Jugendliche zu E-Zigaretten, Vapes und Nikotinbeuteln. 34 Prozent der Befragten haben Nikotinbeutel bereits probiert, 17 Prozent konsumieren sie regelmäßig. Auch beim Alkoholkonsum bleibt die Lage angespannt. 58 Prozent der Jugendlichen gaben an, in den letzten 30 Tagen Alkohol getrunken zu haben, 24 Prozent berichteten von Rauschtrinken. Dabei nennen viele Stress, Leistungsdruck und psychische Belastungen als Hauptgründe für den Konsum. Das Wissen über Risiken, gesetzliche Regelungen oder Inhaltsstoffe ist oft lückenhaft. „Jugendarbeit bedeutet für mich, jungen Menschen zuzuhören, bevor jemand anderer über sie urteilt. Wir schaffen Räume, in denen Jugendliche echt sein dürfen – ohne Druck, ohne Bewertung. Nur so entsteht Vertrauen – und aus Vertrauen wächst Veränderung“, erklärt Zukunft Jugend-Geschäftsführer Sascha Reischl.

Begegnung auf Augenhöhe

Zukunft Jugend setzt in seiner Arbeit auf Begegnung auf Augenhöhe. Der Ansatz: Wer junge Menschen ernst nimmt, erreicht sie auch. Der umgebaute Rettungswagen dient als Symbol für das, was Prävention leisten soll – nämlich rechtzeitig da zu sein, bevor es zu spät ist. „Prävention heißt für uns nicht, den Zeigefinger zu heben, sondern da zu sein, wenn’s drauf ankommt. Wir wollen nicht abschrecken, sondern aufklären – ehrlich, direkt und auf Augenhöhe“, so Reischl.Im Inneren des Busses informieren geschulte Jugendarbeiter über die Wirkung von Alkohol, rechtliche Aspekte und Wege 
zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Rauschmitteln. Zusätzlich gibt es interaktive Lernstationen, Musik und Gespräche in entspannter Atmosphäre. Das Konzept soll zeigen, dass Verantwortung und Spaß einander nicht ausschließen müssen.Ergänzend zur Tour finden begleitende Workshops zu den Themen Suchtprävention, mentale Gesundheit und Safer Use statt. Online wird die Kampagne durch Beiträge und Videos auf Social Media verlängert. So gelingt die Verbindung von klassischer Jugendarbeit mit digitaler Kommunikation – ein Modell, das über die Bezirke hinaus Aufmerksamkeit findet.

Forschung, Verantwortung und gelebte Prävention

Zukunft Jugend ist eine gemeinnützige Organisation, die in elf Gemeinden tätig ist – darunter Ohlsdorf, Vöcklamarkt und Sattledt – und mit einem Team aus Sozialpädagogen, Psychologen und Jugendarbeitern zusammenarbeitet. Ziel ist es, jungen Menschen Perspektiven zu eröffnen, sie zu stärken und soziale Teilhabe zu fördern. Neben mobiler Streetwork bietet Zukunft Jugend auch Jugendzentren, Beratungsstellen und Onlineprojekte an. Die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigen, dass Aufklärung im direkten Kontakt besonders wirksam ist. Reischl betont: „Die Zukunft der Jugendarbeit ist hybrid: analog, digital und mitten im Leben. Wir kombinieren Streetwork, Jugendzentren und digitale Tools, um Jugendliche wirklich dort zu erreichen, wo sie sind – auf der Straße, im Netz und in ihrer Lebensrealität.“ So funktioniert moderne Jugendarbeit: mit Herz, Haltung und einem klaren Ziel – Verantwortung übernehmen, bevor es zu spät ist.


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