Bad Ischler Eurofighter-Pilot wird zum Bildungsvisionär
BAD ISCHL. Clemens Jäger, ehemaliger Eurofighter-Pilot und Gründer der Bildungsinitiative UP!, wurde mit dem ISB Stiftungspreis ausgezeichnet. Seine gratis Initiative unterstützt Kinder gezielt in ihrer schulischen Entwicklung, vermittelt Selbstvertrauen und eröffnet neue Perspektiven.
Der Bad Ischler Clemens Jäger hat eine wahrlich ungewöhnliche Karriere hingelegt. Nach der Matura am Gymnasium in Bad Ischl 1993 absolvierte Jäger ein freiwilliges Jahr beim Bundesheer und begann zunächst ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Wien. „Mir hat es überhaupt nicht gefallen, weil ich schon damals wusste, dass ich eigentlich die Selektion zur Pilotenausbildung geschafft gehabt hätte“, sagt der 51-Jährige. Das Studium brach er ab und kehrte zum Heer zurück, um seine eigentliche Leidenschaft zu verfolgen: das Fliegen. 1997 begann er die Pilotenausbildung beim österreichischen Bundesheer, die als besonders selektiv gilt. Von 700 Bewerbern war Jäger einer von nur sieben Männern, die für die Aufgabe ausgewählt wurden.
Nach bestandener Ausbildung mit Zwischenstation in Kanada und einem Magister in militärischer Führung an der Militärakademie wurde Jäger schließlich Eurofighter-Pilot. „Jede Mission war eine Herausforderung, die schnelles Denken, Teamarbeit und höchste Konzentration erforderte. Man lernt Verantwortung auf eine Art, die man sonst kaum erlebt“, erinnert er sich. Das Fliegen war seine Leidenschaft, aber nicht seine Berufung. Schon zu dieser Zeit arbeitete Jäger auch als Fluglehrer. „Das Unterrichten hat mir immer sehr viel Spaß gemacht“, sagt er. Zur gleichen Zeit fing er an, sich intensiv mit Bildungsthemen auseinanderzusetzen: „Meine Kinder kamen damals in den Kindergarten und da habe ich das erste Mal wirklich gesehen, dass es bei uns viele Kinder gibt, die anders ins Leben starten und Unterstützung benötigen.“ Der Gedanke, Kindern zu helfen und ihnen neue Chancen zu geben, ließ ihn danach nie mehr los: „Ich wusste, dass ich in dem Bereich etwas machen wollte, wusste aber damals noch nicht genau was und wie.“
Unlimitiertes Potenzial
Nach einer weiteren Station beim Red Bull Air Race wollte Jäger 2018 endlich seine Ideen im Bereich der Bildung von Kindern in die Tat umsetzen, machte sein Doktorat in Pädagogik an der Uni Linz und gründete die Initiative UP! (Unlimitiertes Potenzial). UP! basiert auf Nachmittagsprogrammen, in denen Jugendliche Kinder als Lernhelfer unterstützen. „Die Jugendlichen lernen, Verantwortung zu übernehmen und ihre Fähigkeiten weiterzugeben. Sie wachsen selbst daran, und gleichzeitig erhalten die Kinder die Unterstützung, die sie brauchen“, erklärt Jäger. UP! legt besonderen Wert darauf, dass alle Beteiligten individuell lernen und sich weiterentwickeln. Kinder, die Hilfe benötigen, bekommen diese gezielt, wodurch neue Möglichkeiten entstehen. „Es ist wichtig, dass jedes Kind spürt, dass Lernen Erfolg bringen kann“, sagt Jäger. „Wir schaffen Räume, in denen Neugier und Selbstvertrauen wachsen.“
Lernen für die Schule und fürs Leben
Die Jugendlichen, die als Lernhelfer aktiv sind, erfahren, dass ihr Engagement Wirkung zeigt und entwickeln soziale Kompetenzen, die ihnen ein Leben lang nützlich sind. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Jugendlichen Verantwortung übernehmen und zugleich selbst wachsen. Sie erkennen, dass sie mit ihren Fähigkeiten etwas bewirken können“, sagt Jäger.
Die Initiative arbeitet eng mit Schulen im Bezirk Gmunden und Vöcklabruck zusammen, um Programme zu entwickeln, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder eingehen. „Es geht nicht darum, die Kinder zu belehren, sondern ihnen Wege zu zeigen, wie sie ihre Talente entdecken und einsetzen können“, erklärt Jäger. „Jeder lernt bei uns fürs Leben, nicht nur für die Schule. Wir beobachten oft, dass gerade Kinder, die vorher wenig Selbstvertrauen hatten, plötzlich mutig werden, Fragen stellen und neugierig sind.“ Seine Vision ist langfristig angelegt: Kinder sollen früh die Chance bekommen, ihre Talente zu erkennen und selbstwirksam zu handeln. „Wir möchten Strukturen schaffen, die Lernen und persönliche Entwicklung ermöglichen. Jeder hat das Potenzial, über sich hinauszuwachsen, wenn er die richtige Unterstützung bekommt“, erklärt er. „Ich möchte, dass die Kinder nicht nur Wissen mitnehmen, sondern auch Mut und Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Und dass die Jugendlichen erleben, wie erfüllend es ist, andere zu begleiten.“
Auszeichnung und Zukunft
UP! wurde nun offiziell zu einem der innovativsten Schulprojekte des Landes gekrönt und mit dem ISB Stiftungspreis gewürdigt. „Der Preis ist nicht nur für mich, sondern für alle, die an UP! beteiligt sind. Jede Unterstützung, jede Stunde, die in die Kinder investiert wird, trägt Früchte“, sagt Jäger voller Stolz.
Jägers Arbeit ist aber lange noch nicht zu Ende. Er möchte möglichst viele Menschen mit seiner Initiative erreichen, möchte zum Beispiel auch Vereine und Privatpersonen miteinbeziehen: „Denn nur so helfen wir Kindern, bessere Chancen im Leben zu haben.“
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