BAD GOISERN. Cornelia Richter ist die erste evangelische Bischöfin Österreichs. Anfang November wurde die aus Bad Goisern stammende Theologin in Wien in ihr Amt eingeführt. Ihre Herkunft aus dem Salzkammergut prägt sie bis heute – in ihrer Glaubenshaltung ebenso wie in ihrem Verständnis von Gemeinschaft und Verantwortung.
Geboren in Bad Ischl und aufgewachsen in Bad Goisern, verbrachte Cornelia Richter ihre Kindheit im Pfarrhaus, wo ihr Vater Pfarrer und ihre Mutter Organistin war. Das kirchliche Leben gehörte selbstverständlich zum Alltag. Die vertrauten Wege, das Bergpanorama und die Sprache bedeuteten ihr schon früh viel.
Der Weg in die Theologie
Richters Interesse an der Theologie entwickelte sich bereits in ihrer Jugend. Sie wollte verstehen, wie die Auferstehung gedeutet werden kann. Die biblischen Erzählungen begleiteten sie von klein auf, doch sie spürte früh, dass im Glauben ein tieferer Reichtum liegt, je mehr man weiß. Dieser Gedanke führte sie zum Theologiestudium in Wien und später nach Marburg, wo sie promovierte. Gemeinsam mit ihrem Mann lebte sie viele Jahre in Deutschland und zwei Jahre in Kopenhagen. Nach seinem frühen Tod im Jahr 2011 setzte sie ihre akademische Laufbahn fort und lehrte in Gießen, Hermannsburg, Zürich und Bonn. Dort unterrichtete sie sowohl Lehramtsstudierende als auch künftige Pfarrer und übernahm wichtige Leitungsaufgaben, zunächst als Dekanin der Evangelisch-Theologischen Fakultät, später als Vorsitzende des Senats der Universität Bonn. Neben ihrer Tätigkeit hielt sie regelmäßig Gottesdienste, ab 2016 zunehmend auch in Bad Goisern.
Verbundenheit mit der Heimat Bad Goisern
Trotz ihrer internationalen akademischen Arbeit blieb ihre Bindung an das Salzkammergut stark. Die Rückkehr nach Bad Goisern bedeutet für sie Heimkommen. Sie schätzt das vertraute Umfeld und die Menschen, die sie seit ihrer Kindheit prägen. „Ich bin so oft als möglich in Bad Goisern, weil es gut tut, zu den eigenen Wurzeln zurückzukehren. Ich mag das Bergpanorama, die Sprache, gehe sehr gerne die von Kind an vertrauten Wege und vor allem mag ich die Menschen“, so Richter. Der regelmäßige Kontakt zur Pfarrgemeinde sei für sie „ein wunderbarer Ort des Auftankens“. In ihrer Freizeit geht die 55-Jährige gerne spazieren oder wandern, kocht und bewirtet Gäste.
Auftrag im neuen Amt
Als Bischöfin möchte Richter Menschen stärken und begleiten. Zuhören sei ihr besonders wichtig. Die Kirche vereine viele Stimmen, Arbeitsbereiche und Perspektiven, und ihre Aufgabe sei es, diese wahrzunehmen. Die politischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit bezeichnet sie als groß. Gerade junge Menschen seien verunsichert, weshalb Mut und Zusammenhalt entscheidend seien. Der christliche Glaube könne Zuversicht geben, insbesondere durch seine zentrale Botschaft: „Fürchte dich nicht.“
Zur Skepsis gegenüber der Kirche erklärt Richter, dass die evangelische Kirche anders strukturiert sei, als viele annähmen. „Wir sind nicht reich“, sagt sie und betont, dass die Mitgliedsbeiträge direkt in die Arbeit in Gemeinden, Kindergärten, Schulen, Jugendclubs, Altenheimen und in die Seelsorge fließen. Sie sieht die Notwendigkeit, transparenter zu vermitteln, wie die Kirche arbeitet und wofür sie steht.
Weihnachten als Botschaft der Hoffnung
Vor Weihnachten, in einer besinnlichen, aber doch für einige Menschen sehr schweren Zeit, erinnert Richter immer an den Satz „Siehe, ich mache alles neu“ (Offenbarung 21,5) . Er stehe für Hoffnung und Neubeginn, gerade in schwierigen Zeiten, in denen viele Menschen an ihre Grenzen stoßen. Die Botschaft des Festes sei jedes Jahr berührend, weil sie an die Kraft des Lebens erinnere, die selbst unter einfachen Bedingungen sichtbar werde. Auch wenn ihr Lebensmittelpunkt in Wien liegt, bleibt Bad Goisern für sie ein zentraler Ort – einer, der sie geprägt hat und dessen Bedeutung sie als Bischöfin weiter in sich trägt.
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