Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Anschrauben, anstecken und fertig – Strom vom Balkon

Hans Promberger, 01.09.2016 07:49

GMUNDEN. Der eigene Balkon kann nicht nur zum Entspannen, als Pflanzenheim oder zum „urban gardening“ genutzt werden – auch als Ort der Energieerzeugung kann er geeignet sein.

Strom am eigenen Balkon zu erzeugen ist seit Kurzem auch in Oberösterreich erlaubt. Es gilt jedoch – wie immer bei Strom – die Sicherheit zu beachten. Foto: KEM

„Photovoltaikanlagen liefern einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und sind somit Thema jeder Energiewendestrategie und damit auch unserer KEM-Region“, stellt Horst Gaigg als Geschäftsführer der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) im Bezirk Gmunden fest. Werden solche Sonnenstromanlagen direkt beim Verbraucher errichtet, dann sind diese auch ein Beitrag zur Netzentlastung. „Wichtig hierbei ist die richtige Dimensionierung“, sagt Christian Hummelbrunner, der die KEM besonders im Bereich Photovoltaik auch technisch unterstützt. „Nicht zu groß, denn dann würde zu viel Strom ins Netz geliefert werden, aber auch nicht zu klein“, lautet seine Devise für derartige Eigenverbrauchsanlagen.

Wichtig für die richtige Dimensionierung ist das Wissen, zu welchem Zeitpunkt wie viel Strom im Haus verbraucht wird. „Genau hier setzt die Klima- und Energiemodellregion an und unterstützt Interessierte in der Region bei der Messung des Lastprofils im Haus, im landwirtschaftlichen Betrieb oder auch im Gewerbebetrieb“, so Gaigg. Anhand des Lastprofils lässt sich ableiten, wie groß eine PV-Anlage sein soll, um möglichst viel des Sonnenstroms selbst verbrauchen zu können. Die Kenntnis des eigenen Stromverbrauchs macht Einsparungspotentiale sichtbar, zudem kann das Nutzerverhalten angepasst werden. „Für manche Mitbürger mag es zurzeit noch ungewöhnlich klingen, dass man vor allem dann die Großverbraucher wie Waschmaschine, Trockner oder Geschirrspüler einschaltet, wenn gerade die Sonne scheint, für Besitzer solcher Solaranlagen ergibt das aber absolut Sinn. Schließlich kostet eine Kilowattstunde Strom inklusive aller Abgaben ca. 20 Cent. Wird der produzierte Strom jedoch nicht genutzt, erhält man gerademal vier Cent.

Photovoltaik für die Landwirtschaft

Mit dem Projekt „PV für die Landwirtschaft“ geht die Klima- und Energiemodellregion noch einen Schritt weiter. Dabei werden gemessene Lastprofile mit realen Ertragsdaten von PV-Anlagen über ein Jahr lang verglichen und mit hoher Genauigkeit der mögliche Eigenverbrauchsanteil des Sonnenstroms ermittelt. Die Genauigkeit des Verfahrens resultiert aus den Messwerten auf Basis viertelstündiger Durchschnittswerte.

Kleinstanlagen – jeder Balkon ein Minikraftwerk

PV-Kleinsterzeugungsanlagen haben eine maximale Leistung von 0,6 kW, die über eine gewöhnliche Steckdose (Schukostecker) die aus der Sonne gewonnene Energie direkt in das Wohnungs- oder Hausstromnetz einspeisen können. Aufgrund der geringen Leistung können mit diesen Anlagen sehr hohe Eigenverbrauchsraten erreicht werden und sie sind daher besonders wirtschaftlich.

Suche nach Interessenten

Seit Juli gelten für diese „Minikraftwerke“ Ausnahmen in den sogenannten TOR-Richtlinien, die den Anschluss von Parallelbetriebsanlagen regeln und den Betrieb grundsätzlich ermöglichen. Bei der Einspeisung eines Minikraftwerks über eine Steckdose werden nicht alle Sicherheitsstandards erfüllt und es wird daher vor der Inbetriebnahme empfohlen, eine elektrotechnische Fachkraft hinzuzuziehen.

Eine kleine Anlage mit 250 Watt Spitzenleistung erzeugt pro Jahr und je nach Süd-Ausrichtung zwischen 180 und 230 Kilowattstunden und kostet rund 400 Euro. Sie produziert bei aktuellen Strompreisen Energie im Wert von ca. 40 Euro. Nach zehn bis zwölf Jahren sollte sich eine solche Anlage amortisiert haben. „Durch Einkaufsgemeinschaften könnte eine Reduktion der Einkaufspreise erzielt und eine noch bessere Rentabilität erreicht werden“, ist Hummelbrunner überzeugt. Zurzeit sammelt er Namen von Interessierten in der Region, um auszuloten, ob eine solche Anlage für viele Menschen im Bezirk interessant ist und welche Gemeinschaftspreise möglich sind. Er selbst hat bereits eine solche Anlage in Betrieb.

Die Klima- und Energie Modellregion (KEM) ist im Technologiezentrum Salzkammergut in der Krottenseestraße in Gmunden beheimatet. Hier werden Projekte zum Thema Klimaschutz in der Region erarbeitet, die dann so in ähnlicher Form in anderen Regionen nachgeahmt werden können. Ziel ist der Weg in Richtung energieautarke Regionen.

„Balkon-Strom“:

• Leistung: maximal 600 Watt (0,6 kW)

• Kosten für 250 Watt zurzeit ca. 400 Euro für ein PV-Modul 250 Watt, ein passender genehmigter Wechselrichter

• Ertrag ca. 40 Euro pro Jahr, Amortisation etwa zehn bis zwölf Jahre

• Lebensdauer ca. 25 Jahre

• um Kosten zu senken, erfolgt die Montage des PV-Panels am Balkon oder Hauswand in Eigenregie

• beim Netzbetreiber muss die Anlage angemeldet werden (Unterstützung durch die KEM)

• Es gilt zu beachten, dass das Gebäude mit einem Smartmeter (fernablesbarer Stromzähler) ausgestattet sein muss.

• Interessenten für eine Einkaufsgemeinschaft können sich unter zukunft@tzs.at melden.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden