Geplante Betriebserweiterung: Ärger über Flächenwidmung hält an
ST. GEORGEN. Die geplante Betriebserweiterung der Firma Pöttinger, in Stritzing herumwandernde Wildtiere und verärgerte Landwirte, die eine Wertminderung ihrer Grundstücke fürchten, sorgen für ordentliches Rumoren in der Gemeinde. Einer der fünf betroffenen Landwirte, Stefan Huber, erzählt im Gespräch mit Tips, was ihm besonders sauer aufstößt.
Für die geplante Betriebserweiterung des Landtechnik-Betriebes Pöttinger in der Gemeinde St. Georgen werden die Wanderrouten für Wildtiere kurzerhand verlegt. Bären, Wölfe und Luchse sollen nicht mehr über das geplante Betriebsbaugebiet sondern über die Grundstücke der angrenzenden Landwirte spazieren können. Dafür wird eine Flächenwidmung zu einem Grünstreifen notwendig um den Wildtierkorridor zu fixieren. Die landwirtschaftliche Nutzung sei zwar weiter uneingeschränkt möglich, die Ansiedlung von Betrieben oder auch der Ausbau zu Betriebsflächen werde nahezu unmöglich gemacht.
Landwirte befürchten große Wertminderung
Am meisten betroffen ist Stefan Huber. Für ihn bedeutet es, dass er laut eigenen Angaben mit deutlichen Nachteilen und einer millionenschweren Wertminderung leben müsste. Während andernorts landwirtschaftliche Flächen zu Betriebsbaugebiet umgewidmet werden und damit eine Wertsteigerung verbunden ist, wäre dies bei einer Grünzugwidmung nicht mehr möglich. „Der Grünzug wurde, ohne uns Grundbesitzer zu informieren, bereits Mitte 2017 zwischen Gemeinde und der OÖ Umweltanwaltschaft ausverhandelt. Nach Protesten unsererseits wurde das Widmungsverfahren mit Grünzug im Mai eingestellt und ein Verfahren ohne Grünzug gestartet, weil man sich seitens der Gemeinde beim Land angeblich rückversichert hat, dass auch mit einer negativen Stellungnahme des Umweltanwalts das Projekt Pöttinger nicht gefährdet sei“, meint Stefan Huber. Der Grünzug wurde Thema, da der Pöttinger-Neubau genau im Hauptteil des internationalen Wildtierkorridors liegt. Hier sollten zukünftig Wildtiere durchwandern. Ein Nebenkorridor liegt auf den Gründen der Landwirte. Laut Umweltanwalt Martin Donat befand sich dieses Gebiet als Nebenkorridor bereits in der Studie und wurde nun als „Ausweichroute“ ins Verfahren aufgenommen. Die Wildtiere müssten nunmehr, nachdem sie die Bahngleise der Linie Wels-Passau überquert haben, statt einer Bundesstraße zwei stark befahrene Bundesstraßen queren.
Potenzieller Lottosechser
Ein pikantes Detail am Rande für Huber: „Ich wurde sogar 2016 gefragt, ob ich Interesse hätte an einer Umwidmung, um die Betriebsbaugebiete Stritzing und Taufkirchen zusammenwachsen zu lassen. Ich verneinte das damals, wohl wissend, dass diesen potenziellen Lottosechser möglicherweise meine Kinder einmal ziehen könnten. Mit einer Grünzug-Widmung wird diese Möglichkeit für immer zunichte gemacht. Es ist und bleibt landwirtschaftlicher Nutzgrund.“ Bürgermeister Karl Furthmair erklärt, dass er vor einigen Jahren wertfrei nach den Grundstücken gefragt hätte. „Damals war aber kein Interesse für eine Umwidmung da, man hat einen Verkauf oder ähnliches ausgeschlossen. Vielleicht haben wir aber auch nebeneinander hergeredet“, meint der Bürgermeister. Zudem sei diese Anfrage laut Furthmair noch vor dem Pöttinger-Projekt gestellt worden, was Huber verneint. „Der Grünzug kam aufgrund des Wildtierkorridors zustande, den haben wir ja nicht erfunden, sondern der wurde aufgrund einer Studie so festgelegt“, erklärt Furthmair. Man hätte laut dem Bürgermeister auch nicht damit gerechnet, dass man von Seiten des Landes so stark an diesem Wildtierkorridor festhält. „Natürlich sind die Gründe an der B137 für Betriebe ideal. Es ist aber auch oft bei anderen Grundbesitzern der Fall, dass nicht alle Gebiete umgewidmet werden, weil einfach gewisse Dinge dagegen sprechen. Ich habe mich auch entschuldigt, da der Informationsfluss oft nicht so gut gelaufen ist“, meint der Bürgermeister und ergänzt: „Wir wollen ja eh nichts über die Köpfe hinweg machen, aber irgendeine Entscheidung müssen wir treffen.“
Keine Verhinderer
Huber stellt deutlich klar: „Ich und auch die anderen vom Grünzug Betroffenen sind keine Verhinderer und haben das Projekt Pöttinger immer ausdrücklich befürwortet, aber eben nicht auf dem Rücken Unbeteiligter.“
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