
NATTERNBACH. Bei den Wollmädls dreht sich alles ums Schaf. Neben acht Krainer Steinschafen, neun Mutterschafen, 25 Ostfriesischen Milchschafen, Widder Willi und 70 Lämmern wuseln hier auch noch 22 Hühner, die Hähne August und Jack, sechs Seidenhühner, acht Katzen, zwei Hunde, zwei Pferde, zwei Esel, vier Enten, sechs Koi-Karpfen, vier Hasen und ein Meerschweinchen am Biobauernhof herum.
Seit 2022 züchtet Julia Krainer Steinschafe. Das besondere an dieser aussterbenden Rasse ist, dass sie ähnlich dem Ostfriesischen Milchschaf auch für Fleisch, Wolle und Milch eingesetzt werden können. Für einen reibungslosen Ablauf und die Versorgung sämtlicher Tiere sorgen Julia Forster samt Tochter Lily Sophie sowie ihre Mutter Angela Lindner und deren Gatte Franz Lindner.
Tips: Als Bio-Betrieb stehen Sie als Vorzeigebeispiel für Tierhaltung. Was ist Ihnen im Umgang mit Ihren Schafen besonders wichtig?
Julia Forster: Besonders wichtig ist uns, dass mit den Tieren liebevoll und respektvoll umgegangen wird. Wichtig ist, dass sie ihre Bedürfnisse ausleben dürfen. Auslauf, ein gut gepflegter Stall und Weidehaltung zählt mit Sicherheit zu mehr Tierwohl. Besonders wichtig ist uns auch, dass die Tiere auf der Weide einen Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung haben. Regen macht ihnen nicht aus, aber zu starke Hitze ist sehr belastend für die Tiere. Außerdem setzen wir auf muttergebundene Aufzucht, auch bei den Milchschafen. Die Lämmer bleiben mindestens sechs Wochen den ganzen Tag und anschließend halbtags bei den Müttern.
Tips: Welche gesundheitlichen Vorzüge bringt der Verzehr von Lammfleisch und Schafmilchprodukten?
Julia Forster:Schafmilchprodukte sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen, leichter verdaulich und aufgrund der geringeren Anzahl an verschiedenen Eiweißen und der kleineren Fettmoleküle verträglicher als Produkte aus Kuhmilch. Gemeinsam mit meiner Mutter Angela verarbeiten wir die Milch zu leckerem Joghurt, Mozzarella, Feta, Käsebällchen und Käsegupferl. Auch das Lammfleisch reich an Vitaminen und Mineralstoffen und besonders fettarm, daher ernährungsphysiologisch ein besonders wertvolles Lebensmittel.
Tips: Wie häufig wird geschlachtet und wo findet die Schlachtung statt?
Julia Forster: Die Schlachtung findet vorwiegend im Frühsommer - Sommer statt. Die Lämmer werden im Alter zwischen fünf und sechs Monaten geschlachtet. Der Schlachthof befindet sich drei Kilometer vom Hof entfernt. Besonders wichtig ist mir, dass meine Mutter oder ich bei der Schlachtung der Lämmer und vor allem bei den Mutterschafen, wenn es dann im Alter soweit ist, dabei sind. Sie kennen mich am besten und ich begleite sie. Ich mag die Schlachttage nicht, aber es gehört eben dazu und ich schulde es meinen Tieren, dass ich auch an diesem Tag dabei bin. Natürlich wäre es einfacher sie einfach auf den Hänger zu verladen und Tschüss, aber ich frage mich, ob wir ihnen das nicht schuldig sind, dass wir für einen stressfreie Schlachtung sorgen. Tips: Die Verwertung der Schafwolle und der Lammfelle ist ein großes Thema bei Ihnen.
Julia Forster: Die Schafwolle ist ein Wunderfaser der Natur. Sie ist nicht nur biologisch abbaubar, sondern auch temperaturausgleichend, erneuerbar und wollig weich. Lammfelle haben eine Reihe an großartigen Eigenschaften wie atmungsaktiv, durchblutungsfördernd und strahlungsabweisend. Die Wolle gehört zu unseren Schafen dazu und wir verarbeiten die Wolle zu nadelgefilzten Figuren. Dies macht hauptsächlich meine Mutter. Mir fehlt leider die Zeit für diese Arbeit. Ich mache es sehr gerne, da es eine wundervolle Arbeit ist. Es ist wunderschön zu betrachten, wie aus einem Wollhaufen ein schönes Filzobjekt entsteht. Meine Mutter fertigt daraus auch wunderschöne Krippenfiguren an. Die Filzkurse führe ich durch. Im Frühsommer biete ich wieder Schule am Bauernhof an, wo Kinder den Weg der Wolle kennenlernen können. Im Sommer biete ich immer Filzkurse für Kinder an. Diese werden dann auf Facebook, der Homepage und Instagram beworben. Die Heilwolle wird per Hand gewaschen, die zum Filzen wird in Haslach an der Mühl (Wollmanufaktur) gewaschen und dort auch kardiert (gekämmt). Die Felle werden in der Gerberei Artner in Eferding gegerbt. Uns ist es wichtig, dass alle Transportwege kurz gehalten werden.
Biobauernhof Wollmädls
Oberhörzing 2
4723 Natternbach
Mobil: 0660/4624736