Frauen arbeiten im Bezirk Grieskirchen 105 Tage „umsonst“: 28,7 % weniger Einkommen als Männer
Frauen verdienen in Österreich auch im Jahr 2015 – gemessen an Vollzeitbeschäftigung - immer noch um 23,85 Prozent weniger als Männer. In Oberösterreich müssen Frauen mit 27,1 Prozent weniger Gehalt auskommen als ihre männlichen Kollegen. Im europäischen Vergleich ist die Einkommensschere in Slowenien (3,2%) am geringsten. Österreich hingegen befindet sich auf dem vorletzten Platz, dahinter folgt nur noch Estland.
Frauen verdienen in Österreich auch im Jahr 2015 – gemessen an Vollzeitbeschäftigung - immer noch um 23,85 Prozent weniger als Männer. In Oberösterreich müssen Frauen mit 27,1 Prozent weniger Gehalt auskommen als ihre männlichen Kollegen. Im europäischen Vergleich ist die Einkommensschere in Slowenien (3,2%) am geringsten. Österreich hingegen befindet sich auf dem vorletzten Platz, dahinter folgt nur noch Estland. „Dass es in einem wohlhabenden Land wie Oberösterreich nach wie vor Frauen mit Existenzängsten gibt, weil trotz Arbeit zu wenig Geld zum Leben da ist, ist absolut untragbar“, sagt dazu die Grüne Frauensprecherin Maria Buchmayr. Kollektivvertraglich wird zwar kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht, im Berufsleben steigen Frauen aber meist weniger schnell auf, wenn überhaupt. „Trotz immer mehr Vätern in Karenz und einem geänderten Rollenbild bleibt die die Vereinbarkeit von Job und Familie zum Großteil Frauensache. Väterkarenz ist daher häufig eine Frage des Sich-Leisten-Könnens“, so Buchmayr. Alleinerzieherinnen haben es noch schwerer. Für viele von ihnen bleibt oft nur die Weg in die Teilzeitarbeit, bei gleichzeitig geringeren Bezügen. Die Gründe, warum es Frauen seltener in Führungspositionen schaffen, sind vielfältig. „Fest steht auch, dass Männer wesentlich häufiger den Weg ins Chefbüro antreten um über ihr Gehalt zu verhandeln, als Frauen das tun. Das wollen wir ändern“, betont Buchmayr.
Immer noch verdienen Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen um fast ein Drittel weniger. Der Gehaltsunterschied im Bezirk Grieskirchen betrug im Jahr 2014 ganze 28,7%. Das zeigen Daten der AK aus dem vergangenen Herbst (Vergleich der ganzjährig vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer). Umgerechnet auf Arbeitstage bedeutet das: dass Frauen – statistisch gesehen - bis zum 15. April 2015 „umsonst“, also unentgeltlich gearbeitet haben. Der Einkommensunterschied ist damit noch größer als im OÖ Durchschnitt, landesweit beträgt er 27,1%. „Dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer ist nicht zu rechtfertigen und eine Ungerechtigkeit, die wir nicht länger hinnehmen können“, sagt dazu der Grüne Bezirkssprecher, Siegfried Mairhuber. Denn während Männer im Bezirk Grieskirchen bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung im Durchschnitt auf 43.219 Euro brutto kommen, verdienten Frauen nur 30.814 Euro. Umgerechnet bedeutet das: „Männer haben bis 15. April bereits 12.433 Euro verdient, bis die Frauen im Bezirk überhaupt erst den ersten Euro aufs Konto überwiesen bekommen“, so Mairhuber. Frauen haben damit rein rechnerisch satte 105 Tage ohne Lohn oder Gehalt gearbeitet.
Nicht einmal jede zweite Frau im Bezirk Grieskirchen arbeitet in einer Vollzeitanstellung. Die Teilzeitquote beträgt 53,1% und ist damit wesentlich höher als etwa im benachbarten Bezirk Eferding (49,6%). „Ein besseres Angebot bei der Kinderbetreuung würde ganz eindeutig dazu führen, dass die Frauen im Bezirk häufiger oder mehr arbeiten könnten“, sagt Mairhuber dazu und weiter, „Mehr Kinderbetreuungsangebote führen automatisch auch zu einem höheren Einkommen“. Der Bezirk Grieskirchen ist verkehrstechnisch zwar sehr gut gelegen, allerdings müssen vier von 10 Berufstätigen täglich auspendeln. Auch das verschärft die schwierige Situation, Familie und Beruf zu vereinen, wenn Kinderbetreuungsstätten fehlen.
Ein weiteres Kriterium für die schlechtere Bezahlung resultiert aus den Berufsfeldern und Branchen. So ist etwa ein Problem der Lehrausbildung für Jugendliche und für Betriebe die oftmals hohe Konzentration auf einige wenige Lehrberufe. Von den insgesamt 305 beschäftigen Lehrlingen im Jahr 2014 waren 36 im Einzelhandel/Lebensmittelhandel, 33 im Lehrberuf Bürokauffrau und 25 im Lehrberuf Frisörin tätig. Die Top 3 der gewählten Berufe machten also rund 31% der Gesamtlehren aus. „Was diese drei Berufe vereint, ist die unterdurchschnittliche Bezahlung“, stellt Rita Heitzinger von den Grünen in Grieskirchen fest. „Die männlichen Lehrlinge verdienen mehr, weil sie in Branchen tätig sind, die besser bezahlt werden“, so Heitzinger weiter. Die Top 3 bei den männlichen Lehrlingen: Metalltechnik, Elektrotechnik und KFZ-Technik. Insgesamt gäbe es in Österreich 197 Lehrberufe, die zur Wahl stehen. „Wir müssen viel stärker auf die Vielfalt der Ausbildungsmöglichkeiten hinweisen“, ist sich Heitzinger sicher, denn all das in Verbindung mit verkürzten Dienstzeiten aufgrund von fehlender Kinderbetreuung drückt das Durchschnittseinkommen massiv und trägt mitunter zum geringeren Einkommen bei.
Geringere Entlohnung in häufig schlechter bezahlten Berufen, die hohe Teilzeitquote und der Ausfall von Gehaltssprüngen durch Karenzzeiten. All das wirkt sich in späteren Jahren auf die Pension aus. Frauen sind daher später sehr viel häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Zwischen Frauen- und Männerpensionen betrug die Differenz im Jahr 2013 ganze 524,79 Euro. Männer bekamen im Durchschnitt 1.358,85 Euro, Frauen nur 834,79 Euro.
Leitfaden für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen
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Diese Antworten liefert der Leitfaden:
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