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Interview mit Nicolaus Hagg: In der Welt des Don Quijote

Norbert Mottas, 28.06.2017 07:00

STADT HAAG. Beim Haager Theatersommer steht heuer „Don Quijote“ auf dem Spielplan. Tips-Redakteur Norbert Mottas bat den Autor der Bühnenfassung, Nicolaus Hagg, zum Interview.

Der Autor Nicolaus Hagg  Foto: mott
Der Autor Nicolaus Hagg Foto: mott

Tips: Don Quijote wurde von einer Jury, bestehend aus 100 Autoren, zum besten Buch der Welt gekürt. Mit welchem Respekt sind Sie daran gegangen, aus dem Roman eine Bühnenfassung zu gestalten?

Hagg: Ich glaube in der Kunst nicht an diese Superlative. Das sind Rankings, die man im Fernsehen machen sollte, wo man dann für ein Buch „voten“ kann. Aber Don Quijote gehört sicherlich zu den großen Romanen, die die Zeiten überdauern, die niemals verloren gehen. Davor hat man schon Respekt. Aber andererseits muss man ein Stück schreiben. Und dazu braucht es in erster Linie Respekt vor den Figuren, den Situationen, die man schreibt. Und das wiederum erfordert einen scheinbar respektlosen Umgang mit dem Original. Ich hoffe, Cervantes verzeiht mir.

Tips: Der Roman ist ja sehr umfangreich und enthält zahlreiche in sich abgeschlossene Episoden. Wie haben Sie die Auswahl getroffen, welche ins Bühnenstück eingearbeitet werden?

Hagg: Ich habe mich gefragt, wie man damit dramatisch umgehen kann. Hier ist der Dramatiker gefragt, seine eigene Geschichte zu erzählen, seine eigenen Scheinwerfer auf das Werk zu richten. Ich habe eine Auswahl an Figuren getroffen. Auch an Figuren, die so nicht im Roman vorkommen, die aber für viele Figuren im Roman stehen. Man kann ja so einen großen Roman mit 1600 Seiten gar nicht wirklich „dramatisieren“. Ich habe ein Don Quijote Stück geschrieben. Ein Stück, das ein Stück aus der Welt des Don Quijote sichtbar werden lässt. Aber keine Angst, es wird gegen Windmühlen gekämpft.

Tips: Warum ist bei so einem umfangreichen Werk voller Geschichten ausgerechnet die Windmühlen-Episode allen in Erinnerung?

Hagg: Das weiß ich auch nicht. Es ist sogar die kürzeste Episode. Vielleicht liegt es daran, dass es ein großes Bild ist, das sich die Menschen merken.

Tips: Die Figur Don Quijote ist sehr komplex und Tragik und Humoreske liegen hier sehr nahe beisammen. Welchen Aspekt haben Sie in den Vordergrund gerückt?

Hagg: Die Figur des Don Quijote trägt eine ganze Welt in sich. So wie jeder von uns. Seine Welt ist vielleicht ein wenig bunter. Tragik und Humor liegen – wenn man so will – auch in meinem Stück nahe beieinander, weil sie das immer tun, Gott sei Dank.

Tips: Hatten Sie beim Erstellen der Bühnenfassung freie Hand oder hatten Regisseurin Stephanie Mohr oder Intendant Christian Dolezal Wünsche an Sie herangetragen?

Hagg: Nur das mit den Windmühlen glaube ich. Ich hätte sie auch so ins Stück genommen, aber vielleicht an einer anderen Stelle.

Tips: Don Quijote wurde vor über 400 Jahren geschrieben. Wie erklären Sie sich, dass das das Werk noch heute die Menschen fasziniert?

Hagg: Weil er sich als Ganzes nicht ernst nimmt. Don Quijote ist eine Satire und als solche unsterblich.


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