Gehörloser Athlet Lukas Käfer: „Ich gehe gerne an meine Grenzen“
HOFSTETTEN-GRÜNAU. Lukas Käfer ist ein junger Skifahrer und Leichtathlet aus dem Pielachtal. Das Besondere an ihm ist, dass er gehörlos geboren wurde. Tips bat zum Interview.
Tips: Herr Käfer, Sie wurden gehörlos geboren. Was bedeutet das im Alltag?
Lukas Käfer: Da ich es nicht anders kenne, habe ich mich gut arrangiert mit meiner Behinderung. Natürlich gab und gibt es Barrieren: an Unterhaltungen von mehr Menschen kann ich mich manchmal nicht beteiligen, da ich die Stimmen nicht so gut herausfiltern kann; auch wenn in Mundart gesprochen wird, ist es schwierig.
Was fasziniert Sie am Skifahren?
Ich liebe es, mich in der Natur aufzuhalten, ich mag die Geschwindigkeit, den Winter. Es macht Spaß, meinen Körper zu trainieren und zu kontrollieren. Ich gehe gerne an meine Grenzen. Gerade im Gehörlosen-Sport sind die Wettkämpfe auch eine Kommunikationsparty. Da wir alle internationale Gebärde sprechen, können wir uns weltweit austauschen.
Was waren Ihre größten Erfolge?
Heuer meine Bronzemedaille in der Abfahrt bei den Gehörlosen-Weltmeisterschaften war eine große Sache. Meine Konkurrenten sind exzellente Skifahrer aus aller Welt, besonders die Schweizer und Franzosen. Mein Erfolg als einer der Jüngsten war eine große Überraschung, obwohl ich selber wusste, dass meine Chancen absolut da sind. Es gab viele Medaillen bei österreichischen Meisterschaften in der Jugend und der allgemeinen Klasse, auch darüber habe ich mich gefreut, und einige Stockerlplätze im Europacup. Jeder Erfolg freut mich, das ist das Ergebnis meiner Arbeit. Ich habe, seit ich meine Lehre zum Tischler begann, immer Vollzeit gearbeitet und nebenbei trainiert, viele meiner Kollegen arbeiten nur Teilzeit oder gar nicht. So Chancen zu haben, spricht für mich. Ab heuer arbeite ich auch nur 32 Stunden. Ich hoffe, einen Behindertenplatz beim Heeressport zu bekommen, beworben habe ich mich.
Welche sportlichen Ziele verfolgen Sie für die nächste Zukunft?
Das nächste große Ziel ist die Olympiade der Gehörlosen. Da ich auch Leichtathletik betreibe, möchte ich mich für die Hallen-EM 2018 in Weißrussland qualifizieren. Heuer wurde ich in der Leichtathletik Österreichischer Staatsmeister der Gehörlosen in 100 und 400 Meter, im Weitsprung sowie Dritter im Hochsprung und halte auch einige österreichische Rekorde bei den Gehörlosen. Sonst ist es mir wichtig, im Europacup viele Punkte zu machen. Vor allem aber hoffe ich, dass ich gesund bleibe.
Wie sind Sie zur Leichtathletik gekommen?
Durch Zufall. Österreichische Meisterschaften wurden ausgeschrieben und in St. Pölten ausgetragen. Ich dachte mir: gut, das ist nicht weit entfernt, da mache ich mit. Ich bin ein guter Läufer und durch meine 1,96 Meter auch ein guter Springer, ja und das gewann ich dann auch alles. Der Sportverband fragte, ob ich mir vorstellen könnte, mich für Großereignisse vorzubereiten um Österreich zu vertreten.
Ist es schwierig, gehörlos auf Skiern zu stehen?
Natürlich bekomme ich keine Rückmeldung vom Schnee, weil ich es nicht höre. Aber ich kenne es nicht anders und auch die Kommunikation mit meinen Trainern läuft anders. Bei Gehörlosen-Rennen gelten für alle die gleichen Bedingungen. Wir dürfen nur ohne Hilfsmittel starten, das heißt keine Hörgeräte oder Cochlea-Implantate (Anm. d. Red.: Hörprothesen). Schwieriger ist der Start bei Rennen der Hörenden. Da haben es meine Konkurrenten schon leichter. Es fängt schon beim Startkommando an, das ich nicht höre. Daher muss ich mich auf andere Signale konzentrieren.
Mit welchen Herausforderungen sind Sie aufgrund der Gehörlosigkeit besonders konfrontiert?
Die größte Herausforderung ist die Kommunikation, obwohl ich mit einem Cochlea-Implantat versorgt bin und ganz gut spreche. Ich bin nicht unbedingt ein großer Jammerer, habe aber natürlich meine Erfahrungen mit meiner Behinderung gemacht, die nicht schön waren. Als Behinderten-Sportler stößt man oft an Grenzen, Förderungen für den Spitzensport gibt es in erster Linie für die „normalen Sportler“, es gibt kaum Behinderten-Sportler, die ihren Sport als Profi ausüben können. Ansonsten ist es schon ein großer Kampf, neben dem Beruf auch noch genügend Zeit für den Sport zu haben. Ich habe im Sommer Überstunden angehäuft und einen verständnisvollen Chef gehabt, der mir freigegeben hat. Gerade für uns Behinderte, die internationale Wettkämpfe bestreiten, würde ich mir mehr Aufmerksamkeit wünschen, da wir hart trainieren und uns genauso vorbereiten. Jetzt bin ich glücklich, dass ich die Raika als Sponsor gewinnen konnte. Auch meine Heimatgemeinde Hofstetten-Grünau unterstützt mich seit heuer, das finde ich super.
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