Seit dem 8. Oktober arbeiten Frauen in Niederösterreich 84 Tage gratis
BEZIRK HORN. 23,1 Prozent beträgt der durchschnittliche Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern in Niederösterreich – bei Vollzeitarbeit. Das bedeutet, dass ein Mann schon am 8. Oktober so viel verdient hat, wie eine Frau in einem ganzen Jahr. In Zahlen ausgedrückt, sind das im Schnitt um 11.500 Euro weniger Verdienst. Im Vergleich zu 2014 hat sich die Einkommensschere in Niederösterreich um zwei Tage geschlossen, ein beschämendes Zeugnis für Niederösterreich.
Bei aller regionaler Unterschiedlichkeit, das Schließen der Einkommensschere geht in allen Bundesländern viel zu langsam voran. „Wir haben zwei schwerwiegende Probleme“, erklärt ÖGB-NÖ-Frauensekretärin Elisabeth Preus. „Erstens wird in Branchen, in denen vor allem Frauen arbeiten, schlechter bezahlt. Zweitens der Anteil der Teilzeitarbeit ist in Niederösterreich besonders hoch. Hauptgrund dafür die nach wie vor fehlende flächendeckende ganztägige Kinderbetreuung. Das benachteiligt Frauen zusätzlich und drückt das Einkommen.“
Es ist die Aufgabe der Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Lebensqualität der Menschen und die Einkommens- und Karriereentwicklung von Frauen zu verbessern. In Österreich ist zum Beispiel noch immer keine flächendeckende Versorgung mit ganztägigen Kinderbetreuungsplätzen gegeben, ganz zu schweigen von der Versorgung mit Plätzen mit Öffnungszeiten, die eine Vollzeiterwerbstätigkeit von Eltern ermöglichen. Die flächendeckende Versorgung mit solchen Plätzen wäre eine Möglichkeit, um Frauen ein angemessenes Einkommen und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu ermöglichen.
Einkommensunterschiede über die Kollektivverträge reduzieren
„Wir werden uns nicht entmutigen lassen, weil sich die Lohnlücke in den vergangenen Jahren nur wenig gesenkt hat. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, diese Ungerechtigkeit zu bekämpfen, und werden nicht nachlassen. Auf Gesetzes-, Kollektivvertrags- und Betriebsebene werden wir auch weiterhin für Einkommensgerechtigkeit kämpfen. So kommen wir unserem Ziel immer näher. Einkommen dürfen nicht vom Geschlecht abhängen.“, betont Sabine Neunteufl (ÖGB Frauenvorsitzende Stv. Waldviertel Süd).
Aus anderen Ländern kenne man die Rezepte, die zu mehr Gerechtigkeit führen. Beruf und Familie müssen leichter vereinbar werden. „Frauenarbeit und Stärken von Frauen müssen finanziell besser anerkannt werden“, meint Sabine Neunteufl. Dazu brauche es eine bessere Bezahlung in Branchen, in denen viele Frauen tätig sind.
Eine wichtige Forderung bleibt daher die Einführung eines kollektivvertraglichen Mindestlohns von 1.500 Euro brutto. Auch durch das neue Steuermodell des ÖGB, das in die aktuelle Steuerreform eingeflossen ist, werden Frauen überdurchschnittlich steuerlich entlastet.
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