Inspirierende Vorträge beim Agrar-Innovationstag in Schlierbach: "Es gibt immer eine Chance"
SCHLIERBACH. „Jede neue Idee kann die Welt verändern“ – unter diesem Motto stand der Agrar-Innovationstag des Landes Oberösterreich in der Landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschule Schlierbach. 250 Teilnehmer ließen sich von den Vorträgen der Ehrengäste Christoph Teller und Ali Mahlodji sowie von den Erfahrungen der Experten aus der Landwirtschaft inspirieren.
Künstliche Intelligenz, Agrarinnovationen und Digitalisierung revolutionieren die heimische Land- und Forstwirtschaft. Moderne Technologien wie GPS-gesteuerte Traktoren, Drohnen und Sensornetzwerke ermöglichen präzise Anbaumethoden, die den Ressourceneinsatz optimieren und Erträge steigern helfen. Datenanalysen und KI-basierte Systeme helfen Landwirten fundierte Entscheidungen zu treffen, indem sie Wetterdaten, Bodenbeschaffenheit und Pflanzenwachstum überwachen. In der Tierhaltung verbessern digitale Technologien die Bedingungen durch Echtzeit-Überwachung der Tiergesundheit und durch automatisierte Fütterungssysteme. Blockchain-Technologie unterstützt zudem die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln, erhöht die Transparenz und stärkt das Vertrauen der Konsumenten. Diese Innovationen machen die Landwirtschaft effizienter, nachhaltiger und zukunftsfähiger.
„Der Oö. Agrar-Innovationstag wurde genau aus diesem Grund ins Leben gerufen: Um das Innovations-Feuer auf unseren bäuerlichen Familienbetrieben noch weiter anzufachen. Spannende Impulse und inspirierende Vorträge sollen dabei kreative und einzigartige Betriebsideen stiften“, erklärte die Gastgeberin Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP).
Scheinheiliges Kaufverhalten
Christoph Teller, Institutsvorstand des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität Linz ermutigte in seinem Vortrag: „Wir stecken in einer Krise, aber es gibt immer eine Chance.“ Er betonte, dass die Preiswürdigkeit und nicht die Preisgünstigkeit wichtig seien. Das müsse wieder mehr in die Köpfe der Konsumenten: „Der Konsument muss verstehen, dass er die Entscheidungsmacht hart und kein Opfer, sondern Täter ist.“ Der Experte hob die Bedeutung der digitalen Präsenz für das Marketing hervor, aber „Vertrauen durch körperliche Nähe zu schaffen, das schafft kein Internet. Agrarbetriebe müssen nicht nur digital sichtbar sein, sondern auch emotional ansprechbar und authentisch bleiben. Es geht darum, den Kundinnen und Kunden wirklich zu verstehen und das, was man gut macht, klar und positiv zu kommunizieren.“
Ein zentrales Thema der Präsentation war die Scheinheiligkeit im Konsumverhalten, das sich in der sogenannten Einstellungs-Verhaltenslücke zeigt. Viele Konsumenten betonen, dass ihnen Nachhaltigkeit und Regionalität wichtig sind, entscheiden sich in der Praxis jedoch oft für günstigere Alternativen. Diese Diskrepanz ist keine Schwäche, sondern eine Chance für Betriebe, so Teller: „Die Kunst besteht darin, diese Diskrepanzen nicht zu kritisieren, sondern den Konsumenten mit Angeboten zu begegnen, die ihre Werte und ihr Verhalten besser in Einklang bringen. Authentizität, Nähe und Optimismus sind die Grundpfeiler einer zukunftsfähigen Strategie.“
Zukunft ist eine Entscheidung
Unter dem Motto „Zukunft ist eine Entscheidung“ motivierte Ali Mahlodji alle Anwesenden, individuell und gemeinschaftlich Entscheidungen zu treffen. Er ist Gründer von „whatchado“, Europas größter Berufsorientierung für junge Menschen und CEO von futureOne, einem Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Liebe und Menschlichkeit in die Gesellschaft und in die Arbeitswelt zurückzubringen. „Zukunft ist immer eine Frage des Glaubens und eine Entscheidung. Leute, die sich immer im Kreis drehen, können keine Entscheidungen treffen, um sich von Dingen, die nicht gut laufen, zu lösen“, weiß der österreichisch-persische Autor und Unternehmer. Dabei sei der richtige Moment immer jetzt.
Landwirtschaft in seiner Vielfalt
Im Zuge des Agrar-Innovationstages wurden zukunftsweisende Betriebsformen mit inspirierenden Ansätzen vorgestellt. So teilten Magdalena und Michael Hofer aus Arnreit ihre Erfolgsgeschichte: Mit Mut zur Vielfalt setzen sie in der Direktvermarktung auf ein breites Angebot, das von Fleisch und Hülsenfrüchten bis hin zu Getreide, Tofu und Tempeh reicht. Christoph Rott von „Hoffisch“ aus Pötting zeigte, wie nachhaltige Aquakultur mit afrikanischem Wels zur innovativen Einkommensquelle werden kann. Lisa Niedermaier-Auer vom Toblerhof in Lambach beeindruckte mit ihrer Hofmolkerei. Thomas Reisecker, ein innovativer Schweinemäster aus Obernberg am Inn, berichtete von seinen Erfahrungen als Teilnehmer des iBeSt-Projekts. Diese Geschichten zeigen, wie vielfältig und kreativ die Landwirtschaft der Zukunft jetzt schon gestaltet wird.
„Die Land- und Forstwirtschaft steht vor großen Herausforderungen, denen wir mit Mut, Zuversicht und Hausverstand begegnen und sie auch als Chance nutzen. Ein zentrales Prinzip bleibt die Kreislaufwirtschaft – seit Generationen gelebt, ist sie der Schlüssel zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Landwirtschaft. Deshalb wollen wir die Innovationskraft unserer bäuerlichen Familienbetriebe weiter stärken und neue Lösungen fördern, um den Wandel aktiv zu gestalten“, betonte Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.
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