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„Hausärztlicher Notdienst ist eine große Entlastung für Ärzte“

Mag. Michaela Maurer, 30.08.2017 08:10

KIRCHSCHLAG. Der Hausärztliche Notdienst wirkt dem Ärztemangel entgegen und stellt für Ärzte im Bezirk eine große Entlastung dar.

Arzt Bernhard Schütz im Einsatz für den Hausärztlichen Notdienst.
  1 / 3   Arzt Bernhard Schütz im Einsatz für den Hausärztlichen Notdienst.

Samstagmorgen, 6.45 Uhr, der diensthabende Arzt kommt in der Rot Kreuz-Station in Kirchschlag an. Der nachtdiensthabende Arzt bereitet gerade die Übergabe vor, informiert über Einsätze und bereitet den nachfolgenden Arzt auf etwaige Folgeeinsätze vor. Kurz nach 7 Uhr: der erste Anruf beim Hausärztlichen Notdienst geht ein, der Arzt macht sich mit einem Rettungssanitäter auf den Weg. Der Patient wollte Suizid begehen, der Arzt veranlasst die Unterbringung in den Neuromed Campus in Linz wegen Selbstgefährdung. Gemeinsam mit der Polizei wird der Patient dort den zuständigen Ärzten übergeben.

Kopfweh, Infusionen und Nervenentzündungen

Auf dem Weg zurück zur Dienststelle geht der nächste Anruf ein. Eine ältere Dame klagt über Schwindel und Übelkeit. Es ist ein heißer Sommertag, sie hat zu wenig getrunken. Die Patientin bekommt eine Infusion. An diesem Abend werden noch weitere Beschwerden behandelt: eine Gesichtsnervenentzündung und eine Halsentzündung mit Fieber werden behandelt, bei einem Patienten wird eine Venenkanüle nach einer Entzündung entfernt – dazwischen können viele gesundheitliche Probleme, wie eine Brustentzündung in der Stillzeit, Kopfweh mit Zahnschmerzen oder Abschürfungen, telefonisch geklärt werden. Um 19 Uhr erfolgt die Übergabe an den nächsten Kollegen, die Autoapotheke wird überprüft und die Medikamente wieder nachgefüllt.

Vorteile für die Ärzte und die Patiente

Auf zirka 15 bis 20 Visiten kommt ein Arzt durchschnittlich während eines Dienstes an einem Wochenendtag. In den Nachtdiensten sind es zirka fünf bis sechs Einsätze. „Der Hausärztliche Notdienst ist eine große Entlastung für die Ärzte. Man kommt zwar auf mehr Einsätze während eines einzelnen Dienstes, aber pro Arzt fallen nicht mehr soviele Nacht- und Wochenenddienste an, wie zuvor“, erklärt Bernhard Schütz, Arzt in Kirchschlag und Koordinator des Hausärztlichen Notdienstes im Bezirk Urfahr Umgebung West. Der Notdienst hat auch Vorteile für die Patienten: „Die Ärzte sind nicht übermüdet und rund um die Uhr ist ein Arzt erreichbar.“ In der Autoapotheke werden die wichtigsten Medikamente mitgeführt, was oft eine Fahrt zur Nachtapotheke erspart. Auch ein EKG, ein Defibrillator, Verbandsmaterial und ein Notfallrucksack sind mit an Bord.

Gute Zusammenarbeit

Der Hausärztliche Notdienst Urfahr-Umgebung West wurde als einer der ersten in ganz Oberösterreich im Oktober 2014 gegründet. Bezirksarzt Alexander Gallee und Bernhard Schütz haben gemeinsam an dem Konzept gefeilt. Schnell wurde das Rote Kreuz als Partner gefunden und die Station in Kirchschlag eingerichtet. „Die Zusammenarbeit funktioniert optimal, das Rote Kreuz hat extra ein Dienstauto angeschafft und Platz für uns gemacht“, sagt Schütz.

64 Ärzte im Einsatz

38 Sanitäter des Roten Kreuzes sind abwechselnd für den Notdienst als Fahrer im Einsatz. „Es ist auch für die Ärzte von Vorteil eine helfende Hand zur Seite zu haben. Während der Fahrt kann der Arzt mit Patienten telefonieren oder sich auf den Einsatz vorbereiten.“ Durch die Umstellung soll auch die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum weiterhin gesichert werden. Die vielen Nacht- und Wochenenddienste waren für viele junge Ärzte unattraktiv. Jetzt sind in Urfahr-Umgebung West insgesamt 64 Ärzte für den Hausärztlichen Notdienst im Einsatz: 24 Vertragsärzte aus dem Bezirk und zirka 40 zusätzliche Ärzte, wie Kollegen aus dem Krankenhaus oder Wahlärzte, fahren für den Notdienst. 

Infos:

Der Hausärztliche Notdienst ist unter der Tel. 141 erreichbar.

Werktags am Nachmittag haben die Ärzte zusätzliche Bereitschaftsdienste organisiert, aufgeteilt auf vier Sprengel. Zusätzlich sind an Wochenenden und Feiertagen auch zwei Ordinationen, aufgeteilt in Nord und Süd, von 9 bis 12 Uhr und 17 bis 18 Uhr geöffnet. In der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen wird bei Bedarf der diensthabende HÄND-Arzt alarmiert. Infos: www.roteskreuz.at/urfahr-umgebung (Rubrik „Ich brauche Hilfe“)

Der HÄND Urfahr-Umgebung West ist für 22 Gemeinden zuständig: Vorderweißenbach, Reichenthal, Bad Leonfelden, Schenkenfelden, Oberneukirchen, Zwettl, Reichenau, Sonnberg, Ottenschlag, Haibach, Hellmonsödt, Kirchschlag, Eidenberg, Herzogsdorf, Lichtenberg, Gramastetten, St. Gotthard, Feldkirchen, Walding, Ottensheim, Puchenau und Goldwört


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