Behandlung näher zum Patienten bringen: Psychiater ist erster Facharzt auf der Mühlviertler Alm
KÖNIGSWIESEN. Mit dem Psychiater Dr. Stefan Prinzinger hat sich der erste Facharzt in der Region Mühlviertler Alm niedergelassen. Tips-Redakteurin Claudia Greindl hat den gebürtigen Wiener zum Interview gebeten.
Tips: Herr Dr. Prinzinger, wie sind Sie nach Königswiesen gekommen?
Prinzinger: Dr. Schützenberger hat eine Vertretung für seine Praxis gesucht und sich sehr um meine Freundin bemüht, die Ärztin für Allgemeinmedizin ist und aus Liebenau stammt. In diesem Zug hat er mich gleich mit angeworben. Ich bin selbst gerne am Land, daher auch die Ordination am Land. Meine Partnerin und ich wohnen jetzt gemeinsam in Königswiesen.
Tips: Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?
Prinzinger: Nach dem Studium war ich ein halbes Jahr in Bayern, bin dann nach Freistadt gekommen, habe im Wagner-Jauregg die Facharztausbildung begonnen. Von 2014 bis 2017 habe ich in Waidhofen an der Thaya die Ausbildung fertig gemacht und bin seit Oktober 2015 Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin. Nach eineinhalb Jahren beim Psychosozialen Dienst habe ich nun die Ordination in Königswiesen eröffnet, außerdem bin ich Oberarzt in meinem Fachgebiet im LKH Steyr.
Tips: Mit welchen Anliegen, Beschwerden und Krankheiten kann man sich an Sie wenden?
Prinzinger: An sich mit allen psychischen Erkrankungen inklusive Abklärung und Diagnostik, zum Beispiel Depression, Demenz, bipolare Erkrankungen, Suchterkrankungen, Angst- und Zwangserkrankungen und Psychosen. Selbstverständlich auch mit akuten Belastungsreaktionen. Auch fachärztliche Stellungnahmen, zum Beispiel für die BH bei Führerscheinabnahmen, sind möglich. Ich bin gut mit den psychosozialen Einrichtungen im Bezirk vernetzt, sodass eine berufsgruppenübergreifende Arbeit erfolgreich möglich ist. Wichtig sind mir auch Angehörigenarbeit und Aufklärung.
Tips: Ist eine Landgemeinde ein gutes Pflaster für Psychiatrie?
Prinzinger: Früher gab es Psychiatrie nur in Anstalten, dann gab es Reformen, um die Versorgung wohnortnah zu gestalten. In vielen oö. Bezirken gibt es Kassenfachärzte, die großteils in den Bezirkshauptstädten ordinieren. Ich sehe in meiner Praxis ein Angebot, die Behandlung näher zur Bevölkerung zu bringen. Von Königswiesen und den angrenzenden Gemeinden aus ist eine halb- bis dreiviertelstündige Autofahrt nötig, um in die nächste Bezirkshauptstadt zu kommen. Das ist für manche Patienten nicht leicht machbar oder mit großem Aufwand verbunden.
Tips: Sind psychische Erkrankungen heute noch genauso stigmatisiert wie früher?
Prinzinger: Ich denke, dass die Gleichberechtigung zwischen körperlichen und psychischen Erkrankungen noch nicht vorhanden ist und dass es keine Stigmatisierung mehr geben müsste. Gleichberechtigung wäre geschafft, wenn jemand, der z. B. schwer depressiv ist, in der Gesellschaft als genauso „krank“ oder „arm“ gilt wie jemand, der krebskrank ist und wegen der Chemotherapie keine Haare mehr hat. Dazu ist viel Er- und Aufklärung nötig. Und die Psychiatrie muss an sich selbst weiterarbeiten, um die Mythen und leider auch Tatsachen aus der Vergangenheit in den Köpfen der Menschen wieder in eine Richtung zu bringen, die sie jetzt ist: eine moderne, ganzheitliche, medizinische Wissenschaft. In meinem Fall erleichtert es den Zugang zur Psychiatrie, dass ich die Ordination von Dr. Schützenberger mitbenütze. Die Patienten gehen auf den ersten Blick in die Hausarztpraxis – das ist, denke ich, mit weit weniger Scham verbunden, als direkt zum Psychiater zu gehen.
Tips: Sie sind Wahlarzt, wie wird die Behandlung verrechnet?
Prinzinger: Meine Patienten erhalten am Ende jeder Einheit, die üblicherweise am Anfang der Behandlung eine Stunde dauert, eine Honorarnote, die sie bezahlen müssen. Das geht entweder per Überweisung, bar oder mit Bankomat- bzw. Kreditkarte. Danach erfolgt die Einreichung bei der jeweiligen Krankenkasse und die Patienten erhalten meistens einen beträchtlichen Teil der Behandlungskosten erstattet. Bei Bar- oder Bankomatzahlung übernehe ich die Formalitäten. Bei Patienten, die Sozialhilfe beziehen, verrechne ich direkt mit der Bezirkshauptmannschaft. Für Patienten im Substitutionsprogramm habe ich eine Verrechnungsberechtigung mit den Krankenkassen.
Terminvereinbarung:
Tel.: 0665/65116363
E-mail: psychiatrie.koenigswiesen@gmail.com
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