Pilotprojekt: Rotes Kreuz bietet Hilfe für pflegende Jugendliche
KREMS. Mit einem Pilotprojekt der besonderen Art lässt der Gesundheit- und Soziale Dienst des Rote Kreuz in Krems in Zusammenarbeit mit dem Jugendrotkreuz aufhorchen: vier freiwillige Mitarbeiter haben es sich zum Ziel gesetzt, besonders jene Kinder und Jugendlichen zu unterstützen, die zuhause einen Familienangehörigen pflegen oder betreuen.
Als „Young Carers“ oder junge pflegende Angehörige werden Kinder und Jugendliche be-zeichnet, die sich um ein krankes Familienmitglied kümmern und Unterstützung leisten. Insgesamt gibt es in Österreich laut einer Studie des Sozialministeriums aus dem Jahr 2012 rund 42.700 junge Menschen unter 18 Jahren, die eigene Angehörige pflegen und betreuen. Das passiert meist unbemerkt von Nachbarn, Lehrern und Bekannten.
Sorgen fordern ihr Tribut
„Kinder sprechen selten darüber, wenn sie einen Elternteil oder Großeltern pflegen, sie tun das neben der Schule, unbemerkt und unauffällig für die Öffentlichkeit“, erklärt Ulrike Hanka vom Jugendrotkreuz Niederösterreich. „Die Sorge und Verantwortung, die diese jungen Menschen auf sich nehmen, fordert aber auch ihren Tribut. Schlafprobleme, Unaufmerksamkeit im Unterricht, Müdigkeit oder Rückenschmerzen sind nur einige der Symptome, durch die die Kinder dann doch auffallen“, so Hanka.
Drei Kontaktmöglichkeiten
Um hier Hilfe anzubieten, haben vier Mitarbeiter des Gesundheits- und Sozialen Dienstes des Roten Kreuzes in Krems in Zusammenarbeit mit dem Jugendrotkreuz ein Pilotprojekt gestartet. „Unser Ziel ist es, diese jungen Menschen zu erreichen und wo irgend möglich – auch zu entlasten“, erklärt Gudrun Kalchhauser. „Dafür haben wir eine eigene Telefonnummer eingerichtet, die sie jederzeit anrufen können – oder sie schreiben uns einfach ein E-Mail. Jeden zweiten Freitag im Monat können sie auch einfach zwischen 15.30 und 17.30 Uhr zu uns in die Rotkreuz-Bezirksstelle kommen, wir sind für sie da und helfen mit Rat und Tat“, erklärt Kalchhauser.
Keine Zeit mehr, Kind zu sein
Egal ob sie Einkäufe oder anderweitige Besorgungen erledigen, die Familie im Haushalt unterstützen, sich um die Geschwisterkinder kümmern oder sogar einen Angehörigen pflegen: Young Carer übernehmen die Verantwortung ihrer Eltern, ohne dafür gerüstet zu sein. Sie haben keine Zeit mehr, Kind zu sein. Sie haben auch zu wenig Zeit, um für die Schule zu lernen. Die Folgen sind neben einer hohen Belastung psychische Probleme und langfristig gesehen oftmals gesundheitliche Schäden oder eine fehlende berufliche Ausbildung.
Hilfsangebote aufzeigen
„Hier muss in der Prävention etwas geschehen“, meint Kalchhauser. „Das Thema muss bekannt gemacht und Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Wir können diesen Kindern Angebote und Möglichkeiten näher bringen, wie sie Unterstützung bekommen, wir können Schnittstellen schaffen, aber auch die Möglichkeit geben, einfach einmal darüber zu reden, was einen beschäftigt. Kinder sind unser wertvollstes Gut, ich sehe es also unsere Verpflichtung, diesen Kindern zu helfen“, so Kalchhauser abschließend.
Young Carer Beratungsstelle
Rotes Kreuzes Krems
Mitterweg 11, 3500 Krems
Tel.: 0664/88663431
E-Mail: young-carers.ks@n.roteskreuz.at
Treffen: jeden zweiten Freitag im Monat von 15.30 bis 17.30 Uhr
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