Auf den Spuren des Wetters
KREMSMÜNSTER. “April, April, der macht was er will“ – Auf der Suche nach einer Erklärung für das wechselhafte Aprilwetter war Tips im Wetterkammerl in der Sternwarte Kremsmünster zu Besuch.
Seit über 250 Jahren wird das Wetter in Kremsmünster beobachtet. „Es ist weltweit einzigartig, dass seit so langer Zeit immer am selben Platz gemessen wird“, berichtet Pater Amand Kraml, der seit 1995 der Direktor der Sternwarte Kremsmünster ist. „Es ist eine der weltweit wichtigsten Stationen für die Klimaforschung. Das macht mich stolz und man hat den Ehrgeiz, das möglichst gut weiterzuführen“, so der studierte Geobotaniker, der bereits als Kind in der Sternwarte geholfen hat.
Aufgabe Wetterbeobachtung
Neben viele Ehrenamtlichen, die das Wetter beobachten, gibt es auch amtliche Beobachter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). In Kremsmünster sind das Pater Amand, Pater Petrus und Frater Sebastian sowie zwei vom Stift angestellte technische Assistenten. Neunmal am Tag liest jemand von ihnen das Wetter ab. Die Daten werden elektronisch an die ZAMG geliefert. Dazwischen ist auch allerhand zu erledigen: Daten eintragen, Statistiken anfertigen, die museale Erhaltung der Geräte und Sanierungsarbeiten am Gebäude.
Standardisierte und historische Messungen
In Kremsmünster wird parallel mit der standardisierten teilautomatischen Wetterstation (TAWES) im Garten sowie mit der historischen Wetterhütte – im „Wetterkammerl“ – in der Sternwarte gemessen. TAWES sind im Bezirk Kirchdorf neben Kremsmünster auch in Micheldorf und Windischgarsten zu finden.
Was wird gemessen?
Gemessen werden Lufttemperatur, Luftfeuchte beziehungsweise Taupunkttemperatur, Niederschlag und Niederschlagsmenge sowie Luftdruck und Windgeschwindigkeit. Zusätzlich gibt es Radioaktivitätsmessungen und umweltrelevante Messungen. Dazu zählen eine Niederschlagssammlung mit Proben, die in Wien analysiert werden, und Graskulturen, deren Mineralstoffe von einer Bundesanstalt untersucht werden. Auch eine Erdbebenmessung wird in Kremsmünster durchgeführt. Zudem beobachten die Mitarbeiter die Wolken und die Sichtweite nach Süden. „Als Orientierungspunkt dient uns dabei der große Priel“, erzählt Rudolf Drack, der seit sieben Jahren als technischer Assistent in der Sternwarte arbeitet.
Erforschung des Klimas
Laut Pater Amand gibt es zwei Systeme in der Meteorologie: die Klimaforschung und die Wetterprognosen. Die wissenschaftliche Klimaforschung ist die Wetterbeobachtung im Lauf der Zeit. „Wenn wir von Klimawandel reden, so meinen wir Wettererscheinungen, die sich im Laufe der Zeit verändert haben“, erklärt der Pater. So ist auch eine Klimaerwärmung in Kremsmünster nachweisbar. Klimabeobachtungen erfolgen jeweils zur Ortszeit in Kremsmünster um 07.03, 14.03 und um 19.03 Uhr durch die Mitarbeiter. Aus historischen Gründen findet auch um 21.03 Uhr eine Messung statt.
Prognosen über das Wetter
Für Wetterprognosen braucht man Wetterdaten, die anschließend verglichen werden. Satellitenbilder, Daten von beweglichen Stationen auf Schiffen, in Flugzeugen und von Gasballonen sowie Bodenstationen liefern die Werte für Prognosen. In Kremsmünster wird jedoch nur gemessen. „Der Frosch ist eingegangen. Es gibt bei uns keine Prognosen“, scherzt Pater Amand gerne mit den Besuchern. Die sogenannte Synop-Beobachtung findet sechsmal am Tag immer zur selben Uhrzeit statt.
Aprilwetter regional bestimmt
Zur Frage nach dem Aprilwetter meint Pater Amand: „Das Aprilwetter ist regional bestimmt. Es hängt mit der zunehmenden Stärke der Sonnenstrahlen im Frühjahr zusammen. In Italien ist dieses Wetter schon im März feststellbar.“
Führungen in der Sternwarte
Interessierte erfahren bei Führungen in der Sternwarte Näheres zur Wettermessung.
Infos unter www.specula.at
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden