Der etwas andere Maibaum und seine positiven Folgen
WILHERING. Das Maifest ist ein jährlicher Fixpunkt im Dorfleben von Dörnbach. Da dieses aufgrund der Corona-Situation heuer nicht stattfinden konnte, hatte die Dorfgemeinschaft Dörnbach eine außergewöhnliche Idee. Mit weitreichenden Folgen, die so zu Beginn wohl nicht erwartet wurden.
Mitten im „Lockdown“ war Manfred Engleder, Gründungsmitglied der Dorfgemeinschaft, im Kürnbergerwald laufen. Als er über eine kaputte Esche stolperte, kam ihm Mitte April die Idee, den Baumstumpf symbolisch als Maibaumersatz auf dem Dorfplatz aufzustellen.
Besonders die Kinder, für die der Maibaum immer eine besondere Anziehungskraft ausübt, waren begeistert. Auch Volksschuldirektorin Margit Mittermaier war von der Idee angetan und hat sich überlegt, wie man die Kinder dabei einbringen könnte. Es wurde und wird in diesen Tagen viel von „Krise“ gesprochen – sie wollte aber einen viel positiveren Ansatz erreichen.
Tolle Mitmachaktion
„Der Maibaum war ein super Einstieg, als die Schule wieder losging. Er wird etwa als Sammelplatz für die ‚philosophische Stunde‘ genutzt. Die Kinder identifizieren sich total mit diesem Maibaum. Anhand dieses Symbols behalten wir dieses besondere Jahr ganz genau im Auge“, erzählt Margit Mittermaier.
Daraus entstanden tolle Texte, die sich unter dem Motto „Zeitenwende“ nicht nur mit der umgestürzten Esche als Symbol für den Wandel in der Natur und im Leben auseinandersetzten, sondern mit dem Wandel in der Gesellschaft, der derzeit spürbar ist.
„Jetzt sieht man gerade die Veränderung ganz deutlich. Es wachsen Pilze auf dem Baumstumpf und er zerfällt langsam. Andererseits sprießen auch junge Bäume daraus hervor. Es ist also im weiteren Sinne eine Erneuerung. Das klingt vielleicht etwas philosophisch, aber das wollen wir in der Bevölkerung implementieren. Und über Kinder geht das sicher am besten“, sieht Manfred Engleder weit mehr als nur einen Maibaumersatz.
Am Ende des Jahres ist sogar ein Buch geplant, in dem die Gedanken der Kinder in Form von Texten und Bildern festgehalten werden. „Dieses Thema ist auch für die Kinder nicht immer bequem, aber es kommt so viel dabei heraus“, so Mittermaier, die auch in der Schule versucht „so viel Normalität wie möglich – bei allen Sicherheitsvorkehrungen – zu bieten.“
Wald etwas zurückgeben
Nachdem die Idee mit dem Baumstumpf als Maibaum so gut angekommen ist, machte sich die Dorfgemeinschaft Gedanken darüber, wie man dem Wald etwas zurückgeben könne. So bot Manfred Engleder dem Stift an, bei der Pflege behilflich zu sein. Ihm wurde daraufhin vom Förster ein etwa zwei Hektar großes eingezäuntes Gebiet zugewiesen.
Ausgestattet mit Sicheln machte sich eine engagierte Gruppe daran, den Jungwald von Dornen und jeglichem Gestrüpp zu befreien. „Es herrscht dort wirklich Wildnis. Um die Bäume freizulegen, hatten wir intensiv zu arbeiten“, so Engleder. Das tolle Projekt zieht bereits Kreise, so haben sich bereits Eltern gemeldet, die von den Schulkindern davon erfahren haben. Auch der Sportverein hilft mit.
„Wir waren bisher zweimal in unserem Waldstück und haben etwa 35 Arbeitsstunden in das Projekt investiert“, erzählt Manfred Engleder. Geplant sind noch weitere Arbeitseinsätze und am Ende des Jahres ein kleines Abschlussfest.
Die Idee ist auch, dass die Kinder der Schule das Areal ab und zu besuchen, um den „Wald im Jahreskreis“ noch etwas besser kennenlernen zu können. „In fünf Jahren, wenn die Kinder größer sind, gehen sie vielleicht durch den Jungwald durch und erinnern sich, dass sie damals mit der Dorfgemeinschaft mitgeholfen haben, dass daraus etwas geworden ist. Das ist etwas Persönliches und ein schöner Gedanke“, findet Manfred Engleder.
Auch in den nächsten Jahren soll das zugewiesene Waldstück symbolisch von der Dorfgemeinschaft betreut und so der Wert des Waldes hochgehalten werden. „Wir sind keine geschlossene Gesellschaft“, so Engleder. „Wer Interesse hat, selbst mitzumachen, kann sich unter dorfgemeinschaft.doernbach@gmail.at melden.“
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