Pflegenotstand: Bezirk Linz-Land setzt auf Innovation und Ausbildung
LINZ-LAND. Die Pflege im Bezirk Linz-Land steht vor großen Herausforderungen. Der Sozialhilfeverband (SHV) Linz-Land betreibt neun Zentren für Betreuung und Pflege und arbeitet eng mit den mobilen Diensten des Roten Kreuzes und der Caritas zusammen, um die Versorgung der älteren Bevölkerung sicherzustellen. Trotz des Engagements von rund 1.000 Mitarbeitern ist der Personalmangel auch hier spürbar.
Besonders der Mangel an diplomiertem Pflegepersonal, das nach der Alten- und Pflegeheimverordnung mindestens 25 Prozent der Pflegekräfte ausmachen muss, ist gravierend. „Ohne ausreichend qualifiziertes Personal können wir Heimplätze nicht nachbelegen“, erklärt Bezirkshauptmann und Obmann des Sozialhilfeverbandes Linz-Land, Manfred Hageneder.
Maßnahmen und Herausforderungen
Der SHV Linz-Land hat in den letzten 15 Jahren viel in die Ausbildung neuer Pflegekräfte investiert und dabei erfolgreich mit verschiedenen Bildungseinrichtungen und dem Arbeitsmarktservice (AMS) zusammengearbeitet. Während es gelungen ist, ausreichend Fachsozialbetreuer und Heimhilfen auszubilden, bleibt der Mangel an Diplomkräften bestehen. Hier konkurriert der Pflegebereich zudem mit den Krankenanstalten um qualifiziertes Personal. „Gegenseitige Abwerbeversuche sind nicht sinnvoll“, betont Hageneder und fordert eine gemeinsame Anstrengung, um mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen. „Wir müssen es schaffen, zusätzlich Menschen für eine Tätigkeit in diesen Bereichen zu gewinnen“, sagt Hageneder.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurden finanzielle Anreize geschaffen. So wurden die Gehälter im Pflegebereich in den letzten Jahren überdurchschnittlich angehoben, und es gibt einen Pflegebonus vom Bund in Höhe von 200 Euro brutto pro Monat. Durch die Schwerarbeitsregelungen haben viele Pflegekräfte auch pensionsrechtlich Vorteile. Hageneder ist überzeugt: „Die Tätigkeit in der Pflege ist sinnstiftend und für unsere Gesellschaft äußerst notwendig.“
Verbesserte Bedingungen
Der SHV Linz Land geht auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter nach größeren Freizeitblöcken ein und bietet flexible Arbeitszeiten an. „Schon seit einiger Zeit können Zeitguthaben geblockt bis zu einer Woche als Zeitausgleich genommen werden. Diese Regelungen sollen in nächster Zeit noch ausgebaut werden,“ erläutert Hageneder.
Auch Beschäftigungsausmaße in verschiedenster Stundenanzahl werden angeboten, um auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. Zudem wird versucht, durch verschiedene Fördermodelle und Ausbildungsmöglichkeiten mehr Menschen für eine Ausbildung in der Pflege zu motivieren.
Politische Unterstützung
Wolfgang Stanek, ÖVP-Bezirksparteiobmann und Landtagsabgeordneter, lobt die Bemühungen im Bezirk und hebt hervor, dass die Pflegebedürftigen hier gut versorgt sind. „Es ist wichtig, dass wir Leute finden, die diesen Beruf gerne machen“, betont Stanek. Er sieht in der Erhöhung der Teilzeitarbeitsstunden und in der Attraktivierung der Ausbildung durch das oberösterreichische Pflegestipendium von monatlich 600 Euro wichtige Schritte. Auch die Digitalisierung soll den Arbeitsalltag erleichtern, um die aufwendige Dokumentation zu vereinfachen.
„Der Bezirk Linz-Land ist auch ein Vorzeigebetrieb, wenn es um innovative Ideen und Unterstützung von neuen Maßnahmen geht“, lobt Stanek. Ein Beispiel dafür ist die Einführung von Verträgen für Stützkräfte, die sich verpflichten, sich weiterzubilden. Dennoch bleiben zwei große Problembereiche bestehen: der Mangel an Diplomkräften und die komplizierten Nostrifizierungen von im Ausland ausgebildeten Pflegekräften.
Zentrale Koordination
Die demografische Entwicklung lässt einen drastischen Anstieg der Pflegebedürftigen erwarten. „Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in Linz-Land bis 2040 um 56 Prozent steigen“, prognostiziert Hageneder. Um dieser Herausforderung zu begegnen, plant der SHV zusammen mit dem Land Oberösterreich eine zentrale Dienstleistungsunit zu schaffen. Diese soll die Rekrutierung von ausländischen Pflegekräften koordinieren und die Anerkennung ausländischer Ausbildungen beschleunigen. „Wir müssen Erleichterungen schaffen, um qualifizierte Kräfte schneller in den Job zu bringen“, so Stanek.
Bürokratie verringern
Die Vielzahl gesetzlicher Bestimmungen zwingt den SHV Linz-Land zu einer intensiven Dokumentation, um im Streitfall Nachweise erbringen zu können. „Die Ansprüche steigen seit Jahren“, erklärt Hageneder. Zwar wird versucht, den Dokumentationsaufwand durch den Einsatz von EDV und KI so gering wie möglich zu halten, dennoch bleibt die Bürokratie eine große Herausforderung. Die demografische Entwicklung und der steigende Bedarf an Pflegeleistungen machen eine umfassende Bedarfs- und Entwicklungsplanung notwendig. „Mit der geplanten Schaffung einer gemeinsamen Dienstleistungsunit soll auf diesen zentralen Koordinierungsbedarf reagiert werden“, so der Bezirkshauptmann.
Trotz der bestehenden Probleme zeigt sich Stanek optimistisch: „Alles in allem sind wir in Linz-Land mit allen Problemen, die wir haben, gut unterwegs.“ Auch Hageneder sieht den guten Weg bestätigt: „Die Tätigkeit in der Pflege ist sinnstiftend und für unsere Gesellschaft äußerst notwendig. Wir müssen weiter daran arbeiten, diesen Bereich attraktiv zu gestalten und Menschen dafür zu gewinnen.“
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