Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Zwei "Meilensteine" bei Entwicklungsmedizin und Diabetesbehandlung in Oberösterreich geplant

Tips Logo Karin Seyringer, 20.12.2025 09:37

OÖ/LINZ/VÖCKLABRUCK. In Oberösterreich entstehen ab 2026 ein neues Netzwerk für Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen sowie ein spezielles Zentrum für die Behandlung von Diabetes.

Präsentierten mit dem Entwicklungsmedizinischen Netzwerk und dem Diabeteszentrum OÖ die Stärkung der ambulanten Versorgung: Clemens Gumpenberger (Fachgruppenvertreter-Stellvertreter für Kinder- und Jugendheilkunde in der Ärztekammer OÖ), Primar Martin Clodi (Abteilungsvorstand Innere Medizin, Barmherzige Brüder Linz), LH-Stellvertreterin Christine Haberlander, Albert Maringer, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK in OÖ, Primar Dieter Furthner (Ärztliche Leitung Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck), Primar Johannes Hofer (Abteilungsvorstand Institut für Sinnes- und Sprachneurologie, Barmherzige Brüder Linz) und Hubert Eisl, Gesamtleiter Barmherzige Brüder Linz (v. l.). (Foto: ÖGK/Herzberger)

Die zwei neuen Schritte zur Stärkung der ambulanten Versorgung in Oberösterreich wurden in der Landeszielsteuerungskommission beschlossen, finanziert werden sie von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und dem Land OÖ.

Das Diabeteszentrum wird im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz entstehen. Beim Entwicklungsmedizinischen Netzwerk (EMN) handelt es sich um ein einzigartiges trägerübergreifendes Netzwerk, wie es bei der Präsentation in Linz hieß. Umgesetzt wird es ebenfalls bei den Barmherzigen Brüdern, in Folge dann an der Kinderabteilung des Salzkammergut Klinikums Vöcklabruck.

Diabeteszentrum bei den Barmherzigen Brüdern in Linz

Schätzungsweise 120.000 bis 140.000 Menschen in Oberösterreich sind von Diabetes betroffen. „Diabetes ist auch Bereiter vieler weiterer Erkrankungen“, so Primar Martin Clodi, Abteilungsvorstand der Inneren Medizin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz.

An der Ambulanz der Abteilung für Innere Medizin wird das neue Diabeteszentrum entstehen. Projektstart ist Mitte 2026 geplant, der Vollbetrieb soll 2028 aufgenommen werden.  Das Zentrum werde vor allem komplexe Fälle, die von niedergelassenen Ärzten zugewiesen werden, übernehmen, wie Clodi ausführt. Das Team werde neben Medizinern unter anderem auch die Bereiche Pflege, Diätologie, Psychologie, Bewegung oder Wundmanagement umfassen.

„Ziel ist es nicht, Patienten dauerhaft bei uns zu halten, sondern komplexe Fälle gezielt zu übernehmen und sie nach abgeschlossener Behandlung wieder in die Primärversorgung zurückzuführen“. Clodi verweist darauf, dass damit auch die Spitäler und Ordinationen entlastet würden.

Es wird davon ausgegangen, dass im Vollbetrieb jährlich zwischen 9.900 und 12.000 Patientenkontakte verzeichnet werden.

Neues Netzwerk für frühe Diagnostik

„Mindestens 15 Prozent der Kinder sind von neuronalen Entwicklungsstörungen betroffen, dazu gehören Autismus-Spektrum-Störungen sowie Sprachentwicklungsstörungen“, führt Primar Johannes Hofer, Abteilungsvorstand am Institut für Sinnes- und Sprachneurologie bei den Barmherzigen Brüdern Linz aus. Sie brauchen eine vor allem frühe und umfassende Diagnostik und in Folge gezielte Therapie, damit gute Verbesserungen erzielt werden können. Bis zum vierten Lebensjahr sei ein positives Einwirken am besten möglich.

Um dies langfristig sicherzustellen und regional auszubauen, wird das EMN OÖ geschaffen. Bestehendes Angebot wird damit gebündelt und erweitert. „Wir sehen in dem Netzwerk einen Meilenstein für Familien“, so Hofer.

In der ersten Ausbaustufe wird ab 2026 das Entwicklungsmedizinischen Zentrum (EMZ) am Institut für Sinnes- und Sprachneurologie bei den Barmherzigen Brüdern deutlich erweitert – in enger Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Bereich, so Hofer. Ermöglicht werden soll dadurch der in OÖ flächendeckende Einsatz eines Sprachentwicklungsscreenings im Rahmen der Eltern-Kind-Pass-Untersuchung im Alter von zwei und drei Jahren. Ein solch flächendeckendes Screening sei bislang sonst nirgends gelungen, auch international habe das Vorhaben hohes Ansehen, freut sich Hofer.

Der Vollausbau ist bis 2027 geplant, mit zusätzlichem Fachpersonal aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Linguistik, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Musiktherapie.

Ausbau auch in Vöcklabruck

Nach der Schaffung der geeigneten Räume startet im Rahmen des neuen Netzwerkes dann 2028 das Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck mit einer erweiterten ambulanten Basisversorgung für Kinder und Jugendliche mit (neuro-)pädiatrischen Erkrankungen, neurologischen und psychologischen Entwicklungsstörungen.

Primar Dieter Furthner, Ärztliche Leitung Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck, ist sehr erfreut über die Errichtung des Zentrums in Vöcklabruck. Gerade der umfassende Ansatz, in dem neben medizinischen Fragestellungen auch die psychische, soziale und familiäre Situation der betroffenen Kinder miteinbezogen werde, mache ein solches Zentrum so wertvoll. Zudem werde dem Versorgungsauftrag für den Süden von Oberösterreich besonders nachgekommen.

Aktuell alle Kassen-Kinderarztstellen besetzt

Überzeugt von dem entstehenden Netzwerk ist auch Kinderarzt Clemens Gumpenberger, Vertreter der niedergelassenen Kinderärzte der Ärztekammer für OÖ. Der Ausbau sei ein wesentlicher Meilenstein in der frühkindlichen Versorgung. „Wir müssen mit zwei bis drei Jahren Probleme erkennen, sonst ist eine Verbesserung kaum mehr möglich. Die Ausweitung des Screenings ist sicher eine Herausforderung an Investitionen und Schulung, aber andere Bundesländer beneiden uns darum.“ Er verweist darauf, dass in Oberösterreich aktuell alle Kassen-Kinderarztstellen besetzt sind, was zusätzlich zu einer besseren Versorgung beitrage.

Finanziert von Land OÖ und ÖGK

Für das neue Netzwerk stehen im laufenden Betrieb jährlich 5,4 Millionen Euro zur Verfügung, jeweils zur Hälfte getragen vom Gesundheitsfonds des Landes und den Sozialversicherungsträgern.

Jährlich mit 2,2 Millionen Euro sind die Kosten für das neue Diabeteszentrum veranschlagt, ebenfalls getragen von den Sozialversicherungsträgern und dem Gesundheitsfonds.

Die Aufbaukosten würden einmalig rund fünf Millionen Euro betragen.  

Gesundheits-Landesrätin, LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) spricht ihren Dank an die ÖGK aus, dass diese Projekte gemeinsam entwickelt und finanziert werden können, in einer Zeit knapper Budgets sei das nicht selbstverständlich. „Diese beiden Projekte zeigen, dass wir in Oberösterreich einen gemeinsamen Weg bestreiten, dass wir uns aufeinander verlassen können, und dass wir das Interesse der Patienten in den Mittelpunkt rücken.“ Und sie verweist gerade am Beispiel des EMN-Netzwerkes darauf, dass Spitzenmedizin nicht nur in Linz, sondern auch regional, sowie trägerübergreifend stattfinde.

Albert Maringer, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK in OÖ: „Es freut mich sehr, dass wir das zusammengebracht haben. Die Projekte bedeuten eine wesentliche Verbesserung der Versorgungslandschaft in Oberösterreich.“ Gerade das neue EMN-Netzwerk sei österreichweit ein Vorzeigeprojekt. „Wir dürfen bei den beiden Projekten mit kompetenten Partnern zusammenarbeiten, die schon seit Jahren Expertise haben.“


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden