Prix Ars Electronica: Linzer Schülerin darf sich über eine Goldene Nica freuen
Unter den 3677 Einreichungen aus 106 Ländern wurden die vier internationalen Gewinner des Prix Ars Electronica 2017 gekürt. Unter jenen Ausgezeichneten aus aller Welt, die sich im Herbst über eine Goldene Nica freuen dürfen, ist auch die Linzer Schülerin Lisa Buttinger.
Beim Ars Electronica Festival von 7. bis 11. September werden die Sieger-Projekte ausgestellt: Sie sind spannend, weltoffen, außergewöhnlich, aber auch politisch und radikal. Die meisten Einreichungen gab es in den Kategorien Computer Animation (1157), gefolgt von Hybrid Art, Digital Musics und U19 – Create your World. Der letzten Kategorie zugehörig ist auch Lisa Buttinger, die mittels Zellophan-Folien und in Kleber festgesetzten Luftbläschen und mit kunstvoll gebrochenem Licht Bilder sichtbar werden lässt, die zugleich unsichtbar sind.
Schülerin gewinnt
Entstanden ist ihr Projekt „nonvisual-art“ als Gestaltungsprojekt an der HBLA für Künstlerische Gestaltung in Linz. „Das interessante ist, dass in Zukunft meine Technik auch anderen offen steht und sich so neue Ideen entwickeln können, auf die ich noch nicht gekommen bin“, freut sich Lisa Buttinger. Kultur-Stadträtin und Aufsichtsratsvorsitzende der Ars Electronica Linz GmbH Doris Lang-Mayerhofer sieht in den Einreichungen der Kategorie U19 - Create your World auch den Beweis „wie wichtig es ist, dass sich auch junge Menschen in Fragen der Zukunftstechnologie einbringen“.
Hohe Internationalität
Eine hohe Internationalität gab es bei der Medienkunst-Preisverleihung immer schon, heuer sei die internationale Teilnahme aber nahezu explodiert, wie Gerfried Stocker, der künstlerische Geschäftsführer des AEC bestätigt. „Die digitale Welt wird immer größer und wächst, und auch das AEC wächst mit. Ausgezeichnet wurden heuer auch Arbeiten, die politischer oder radikaler nicht sein könnten, und sich in biopolitischer Form mit unserer Zeit auseinandersetzen“. Damit verweist Stocker auf das Gewinnerprojekt von Maja Smrekar, die sich mit „k-9_topology“ mit hochrelevanten Gesellschaftsthemen auseinander setzt und sich die Frage stellt: Wo kommen wir her und wieso versuchen wir die Natur zu verändern?
Radikal-Provokante Bilder
Die slowenische Künstlerin erhält für ihre Einreichung die Goldene Nica in der Kategorie Hybrid Art. Sie fasst mehrere Projekte zusammen, die sich aus jeweils anderen Perspektiven mit dem Wesen und der Rolle des Menschen und im speziellen der Frau in einer zunehmend biopolitischen und postpanoptischen Welt befassen. „Auch wenn die Künstlerin durchaus mit verstörenden, radikal-provokanten Bildern arbeitet, geht es um eine politisch-moralische Dimension, und hochrelevante Themen“, erklärt Stocker und betont: „Für uns ist es eine große Herausforderung diese Arbeiten in eine Ausstellung zu packen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen“.
„Not Your World Music“
Cedrik Fermont und Dimitri della Faille wurden für ihr „Not Your World Music: Noise In South East Asia“ in der Kategorie Digital Musics & Sound Art ebenfalls mit der Goldenen Nica ausgezeichnet. Ein Buch, über Kunst, Politik, Identität, Gender und globalen Kapitalismus, das eins der wenigen Werke ist, das sich über Noise und Sound Art - über elektroakustische, experimentelle und Industrial-Musik - mit der Vergangenheit und Gegenwart im südostasiatischen Raum auseinandersetzt.
Halb Spiel halb Kunst
Die Goldene Nica in der Kategorie Computer Animation/Film/VFX geht dieses Jahr an „Everything“ von David OReilly. Ohne bestimmte Aufgaben, Ziele oder Punktevorgaben können die Spieler in dieser Natursimulation - halb Spiel halb Kunstwerk - alles was sie sehen auch selber spielen. Per Tastendruck verwandeln sich die Spieler vom Einzeller in einen Marienkäfer, Heißluftballon oder eine ganze Galaxie. „Everything“ steht für einen ganz speziellen Trip, der ein Hin- und Hergleiten zwischen Mikro- und Makrokosmos ermöglicht und die Betrachtung des ganzen Universums aus der Sicht tausender Subjekte wie Objekte erlaubt.
31. Prix Ars Electronica
Vor 31. Jahren, als die erste Prix Ars Electronica stattgefunden hat, gab es noch einen reduzierten Zugang zum Computer und Internet, erzählt Christine Schöpf, die Kuratorin des Prix Ars Electronica Animation Festival: „Uns hat damals fasziniert, was man alles mit dem Computer - als Werkzeug genutzt - vollbringen kann. Heute steht nicht mehr der Computer als Werkzeug im Mittelpunkt, sondern die Gewinner zeigen, wie man sich computerunterstützt mit den wichtigsten Themen der Zeit einlassen kann“.
Visitenkarte nach außen
Bürgermeister Klaus Luger sieht im Ars Electronica Festival „eine Marke, die sich entwickelt hat“. Das Festival sei eine wichtige Visitenkarte nach außen als „Stadt der Medienkunst“. „Ich freue mich schon jetzt aufs Festival im Herbst. Linz ist dann immer noch ein bisschen schöner für mich, wegen der großen Weltoffenheit“, so Bürgermeister Klaus Luger.
Jüngster Teilnehmer mit Auszeichnung aus Bad Leonfelden
Der jüngste Teilnehmer, der sich über einen Sachpreis freuen darf, kommt übrigens aus Bad Leonfelden, und hat in der Kategorie U10 seinen Stop-Motion-Film „Ninja Training“ eingereicht. Mittels Legosteinen und -Figuren, iPad und Stop-Motion-Software erstellte Jonathan Wimmer einen 2.30 Minuten langen Trickfilm, der aus 700 Einzelbildern besteht und auf humorvolle Weise die Ausbildung eines jungen, überaus höflichen Ninja-Anwärters zeigt.
Die Gewinner sind:
- Kategorie Hybrid Art: Maja Smrekar „K-9_topology“
- Digital Musics & Sound Art: Cedrik Fermont, Dimitri della Faille, „Not Your World Music: Noise In South East Asia“
- Computer Animation/Film/VFX: David OReilly, „Everything“
- U19 - Create your World: Lisa Buttinger, „nonvisual-art“
- Infos: www.aec.at
- Ars Electronia Festival von 7. bis 11. September
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