Auf geht's in die Zukunft: Time‘s Up lädt zu einer Reise nach Turnton Docklands
Wie wird es wohl ausschauen in einer Welt in der Zukunft? Dieser Frage ist auch das Linzer Künstlerkollektiv von Time“s Up nachgegangen und verwandelt das Lentos Untergeschoss in die Stadt Turnton Docklands, eine real-begehbare Erzählung zum Anfassen. Zu erleben bis 22. Oktober.
Gucklöcher, die zum Perspektivenwechsel einladen. Ein Lift innerhalb der Ausstellung, der den Besucher mitnimmt, in die Reise in die Zukunft. Eine Bar, wo Meerjungfrauen und andere Kuriositäten auf der Speisekarte angeboten werden, oder eine Infusionsflasche mit Gin. Bereitgestellte Schutzbekleidung, um nicht mit den verschmutzten Gewässern in Berührung zu kommen. Wie das alles zusammenpasst, gilt es in der neuen Lentos-Ausstellung selbst zu erforschen und zu entdecken: „Wir haben schon in den 90ern öfter für das Ars Festival ausgestellt, dass wir aber heute im Lentos eine eigene Ausstellung präsentieren dürfen, sozusagen in unserem Heimathafen, ist schon etwas ganz Besonderes“, freut sich Tina Auer vom Linzer Künstlerkollektiv Time“s Up.
Bewusst eintreten
In den 1990er Jahren bildete sich eine neue Generation von Künstlern, die sich auf die technologischen Veränderungen der Umwelt konzentrierten, schließlich ist ihre Heimatstadt Linz eine durch die Schwerindustrie geprägte Stadt. Im Linzer Hafen hat Time“s Up seinen Hauptstandort. Mit Kunst, Technologie, Wissenschaft und Unterhaltung versuchen die Künstler, die üblichen konstruierten Grenzen zu erweitern und die Wissensfelder miteinander zu verzahnen. Bis 22. Oktober lädt die mehr als sehenswerte Ausstellung im Lentos ein, in eine zukünftige Welt zu reisen. Time“s Up bittet ins Jahr 2047: „Wir laden das Publikum ein, bewusst einzutreten in unsere Stadt Turnton Docklands. Sich bewusst Zeit zu nehmen, interaktiv zu werden, und auch seine persönliche Lücke in der Zukunft zu finden. Je länger man bleibt, desto mehr Spielräume für Interpretationen sind möglich, desto mehr Details werden sichtbar. Wir haben einen Zeitpunkt in der Zukunft für unsere Inszenierung gewählt, der 30 Jahre in der Zukunft liegt, somit haben viele von uns oder zumindest unsere Kinder die Chance, diesen Zeitpunkt noch zu erleben“, so Tina Auer. In dem Zukunftsbild, das Time“s Up für 2047 entworfen hat, ist der Naturhaushalt aus den Fugen geraten und der Alltag von den verheerenden Langzeitwirkungen der Umweltverschmutzungen geprägt. Schadstoffbelastungen und Altlasten vergiften Böden und Gewässer. Ganze Ökosysteme sind kollabiert, weite Teile der Ozeane Todeszonen geworden.
Begehbare Erzählung
Die Räume sind bis ins Detail ausgestattet, Spuren von fiktiven Charakteren wurden hinterlassen, eine Zeitung, die „Turnton Gazette“, liegt zufällig aufgeschlagen im Raum. Alles was da ist, darf und soll berührt und untersucht werden. Jedes Element ist ein mehr oder weniger wichtiges Puzzleteilchen, deren Kombination in den Köpfen der Gäste ein Bild ergibt und eine Geschichte erzählt. „Vielleicht können wir mit unserer Inszenierung auch den einen oder anderen packen, entgegenzuwirken, denn erste Warnsignale für die Umwelt gibt es bereits heute“, deutet Tim Boykett, einer der über 110 mitwirkenden Künstler, an und seine Kollegin Tina Auer ergänzt: „Wir wollen keinesfalls eine Zukunftsperspektive abgeben, das ist auch nicht unser Job, aber wir wollen eine Sammlung von Vorschlägen bieten, wie unsere Zukunft aussehen könnte“, so Auer.
Stürme der Begeisterung
„Ich bin geflasht und fühle mich wie in einer anderen Welt. Was ihr hier bis ins Detail umgesetzt habt, ist wirklich sensationell“, beglückwünscht Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer das Künstlerteam. Auch der künstlerische Direktor des Ars Electronica ist stolz auf das Ausstellungsergebnis, das im Rahmen des Projekts Featured Artists des Ars Electronica Festivals 2017 entstanden ist: „Es gibt kein Detail, das nicht mitgedacht wurde, und das nicht von der Geschichte der Zukunft erzählt. Ich bin viel von euch gewohnt, aber heute habt ihr eins draufgesetzt.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden
23.09.2017 14:39
Interessantes Konzept
Das ist wirklich ein praxisnahes, tolles Konzept. Die Idee, sich körperlich in die Welt der Zukunft zu begeben, in begehbare Räume finde ich super. Da wundert es mich nicht, dass sie schon mehrmals beim Ars Electronica Festival in Linz dabei waren.