Chris Norman im Interview: "Jede kleine Station deiner Karriere hat seine Highlights"
LINZ. Mit neuem Album im Gepäck kommt Chris Norman am 29. März ins Brucknerhaus. „Don't Knock the Rock“ lautet die Devise des Konzerts. Tips hat sich mit dem britischen Rock'n'Roll-Urgestein unterhalten.
Tips: Ihr neues Album und die anstehende Tour laufen unter dem Titel „Don't Knock the Rock“. Wie würden Sie das Album kurz beschreiben?
Norman: Es ist im Grunde eine Kollektion von 14 Songs, Balladen, schnelle Songs, die alle ihre Wurzel im Rock'n'Roll haben, denke ich. Der Titel „Don't Knock the Rock“ meint im Grunde 'Sag nichts gegen Rock'n'Roll', weil das der Beginn, die Basis des Ganzen ist.
Tips: Rock, Blues, Balladen – gibt's ein Lieblingsstück am neuen Album?
Norman: Puh, das ist schwierig zu sagen. In verschiedenen Situationen, zu verschiedenen Zeiten mag ich verschiedene Songs lieber. Aber ich mag alle sehr, sehr gerne.
Tips: Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Songs? Fällt Ihnen das Songschreiben leicht?
Norman: Grundsätzlich, wenn ich ein Album fertig habe, denke ich eine Zeit lang mal nicht ans schreiben. Und nach einer Zeit kommen mir beim Gitarre spielen dann wieder die Ideen – eine Melodie und ein paar Wörter, die dazupassen. Jeder Song den ich schreibe ist irgendwie wie ein kleines Buch. Ich will eine Geschichte erzählen in diesen zwei, drei Minuten. Der Titel „Losing You“ zum Beispiel, da habe ich die cold sequence am Klavier geschrieben, das war sehr moll-lastig, ich hab an Frank Sinatra gedacht ... (stimmt Sinatras „One For My Baby“ an). Daran hat es mich erinnert. Ich hatte die Wörter „her's the thing I got to say, been hurt so many times along the way“ (singt wieder) ... Jemand wurde also verletzt, hat einen gliebten Menschen verloren. Dem folge ich und versuche, eine kleine Geschichte daraus zu machen.
Tips: Ihre beeindruckende Karriere hat vor vielen Jahren begonnen. Gibt's Highlights, einen Moment, den Sie niemals vergessen werden?
Norman: Jede kleine Station deiner Karriere, im Grunde deines Lebens, hat seine Highlights. Das erste war eigentlich, mal irgendwo vor Publikum zu spielen. Da war ich ungefähr 15. Das war ein großes Highlight, weil es so aufregend war, soetwas überhaupt zu machen. Dann wirst du älter und wirst Profi und kannst die Musik zu deinem Beruf machen: Das war ein großer Moment. Der erste Hit war ein riesiger Moment, weil du Jahre versucht hast, das zu schaffen. Das erste Mal in einer großen Arena spielen: Wir haben in Wien gespielt vor 15.000 Menschen, alle haben ihre Feuerzeuge angezündet, und dieses Bild von all diesen kleinen Lichtern überall, so etwas habe ich vorher noch nie gesehen. Das sind all diese Sachen, die passieren. Ich denke das hält dich davon ab, dich gelangweilt zu fühlen. Das motiviert dich.
Tips: Musik war seit Ihrer Kindheit Teil Ihres Lebens. Gab's aber auch mal andere Pläne, als Musiker zu werden.
Norman: Naja, als ich ein Kind war wollte ich schon in einer Band spielen, aber ich habe nicht daran gedacht, das als Beruf zu machen. Du rechnest nicht damit, dass das passiert. Ich hatte so meine Ideen, alles mögliche zu werden. Als Kind wollte ich Fußballspieler werden, später etwas anderes ... Als ich Teenager war, hatte ich nie wirklich eine klare Vorstellung davon, was ich tun möchte. Ich dachte einfach, ich werde schon irgendwas machen. Dann hat das Musik-Ding angefangen zu passieren.
Tips: Sie kennen die Branche - würden Sie aus heutiger Sicht wieder ins Musikbusiness gehen?
Norman: (Lacht) Ja, würde ich, weil es das ist, was ich wirklich gerne tue. Ich glaube heute ist es viel schwieriger, Fuß zu fassen im Musikbusiness. Heutzutage musst du das von einer anderen Seite angehen. Aber ja, ich würde es wieder machen.
Tips: Gibt's einen Tipp für Leute, die durchstarten möchten?
Norman: Da gibt's keine wirklichen Tipps. Wenn jemand wirklich das Talent hat, dass er glaubt zu haben - und einige Leute glauben das und haben es leider nicht - dann kann ich nur sagen: Nicht aufgeben. Ich kenne viele Musiker, die um die Zeit angefangen haben, als es ich getan habe. Die meisten davon haben aufgegeben. Es ist sehr leicht aufzugeben, aber du musst einfach weiter machen, etwas wird passieren, etwas kommt gleich um die Ecke. Und wenn man so eine Einstellung und auch Talent hat, dann wir dich hoffentlich irgenwo irgenwer entdecken.
Tips: Sie spielen viele Live-Shows. Ist die Bühne, das Live-Publikum etwas, dass Sie brauchen?
Norman: Ich hatte eine Phase, wo ich für einige Jahre kompett aufgehört habe, auf Tour zu gehen. Ich habe das schon genossen, zu Hause zu sein bei den Kindern. Dann habe ich aber das Gefühl bekommen, dass ich wieder eine Tour machen möchte. Du musst das aber auch fühlen, weil eine Tour harte Arbeit ist. Aber es ist großartig, wenn du ein neues Album geschrieben, neue Songs hast, die auch vor einem Live-Publikum zu spielen.
Tips: Wie halten Sie sich für Ihre Tourneen fit?
Norman: Ich versuche mich in guter Kondition zu halten, ich gehe jeden Tag laufen. Vor allem wenn eine Tour ansteht, strenge ich mich an, mich in noch bessere Form zu bringen. Spazieren gehe ich sowieso jeden Tag, aber jetzt vor der Tour mache ich jeden Morgen Liegestütz und Sit-Ups, dann laufe ich ungefähr 40 Minuten. Das bringt meinen Körper in besseren Form für die langen Fahrten und diese Dinge. Ich bin über zwei Stunden auf der Bühne, dass muss der Körper aushalten.
Tips: Ende März kommen Sie wieder nach Linz. Freuen Sie sich?
Norman: Als ich noch bei Smokie war, in den 70ern, haben wir alle größeren Städte in Österreich gespielt ... (es klingelt an der Tür, der Paketdienst ...) Ich habe gerade eine Gitarre geliefert bekommen, eine akkustische Reise-Gitarre. Da kann man den Hals abnehmen und sie komplett zusammenfalten. Man kann sie in einen kleinen Koffer geben.
Tips: Ich wusste nicht, dass es das gibt!
Norman: Ich auch nicht, bis vor zwei Tagen. Ich habs online gesehen und musste sofort eine solche haben. So, ich habe vergessen, worüber wir geredet haben ... Oh ja, genau. Wir haben in ganz Österreich gespielt, auch in Linz. Und Solo war ich schon mal in Linz. Es ist eine sehr nette Stadt, ich freu mich schon, wieder nach Österreich zu kommen.
Tips: „Don“t Knock the Rock“ ist auch die Devise für Ihr Konzert. Worauf können sich die Fans freuen?
Norman: Ich bin ein bisschen in meine Geschichte zurückgegegangen. Ich habe Songs aus den verschiedenen Abschnitten meines Musiklebens ausgesucht. Songs von Smokie, Songs von meinem neuen Album und Songs wie „Midnight Lady“, „Stumblin' In“. Es ist eine gute Mischung. Ich spiele keine solchen Shows, bei denen die Leute nur meine neue Lieder hören müssen. Es wird rockig – wir sind js auch eine Rockband – bis auf den Mittelteil, wo wir akkustisch spielen werden.
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