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Brucknerhaus-Chef kritisiert Live-Streaming, bis wie vor Kurzem in Deutschland geschehen

Karin Seyringer, 18.03.2020 10:45

LINZ. „Absolut fahrlässig und grotesk“ findet Brucknerhaus Intendant Dietmar Kerschbaum, dass aus großen Häusern in Deutschland bis vor Kurzem noch Live-Streaming-Dienste angeboten wurden. Hunderte Leute seien bei so einer Produktion auch ohne Publikum vor Ort. Mittlerweile musste aber auch die öffentlichen Einrichtungen in Deutschland komplett schließen.

Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum Foto: Volker Weihbold
Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum Foto: Volker Weihbold

„Die Idee, dass die Berliner Staatsoper Live-Streaming-Dienste bis zum 12. März angeboten hat, finde ich in der aktuellen Situation absolut fahrlässig und grotesk. Damit wurde wieder die Gesundheit hunderter Menschen und ihrer Familien gefährdet. Bei so einer Produktion sind hunderte Leute vor Ort, meistens auch Ältere auf der Bühne und im Orchestergraben, Techniker rundherum. Das ist eine wahnsinnige Irretat. Unsere Nachbarn haben offensichtlich den Ernst der Lage viel zu lange nicht erkannt“, so Kerschbaum, der nicht versteht, warum in Deutschland so lange mit strengeren Maßnahmen gewartet wurde. 

Wie die Berliner Staatsoper den Tips mitteilte, habe es nach 12. März keine Live-Stream-Konzerte mehr gegeben. „Wir haben nach dem Carmen-Livestream am 12. März aus Sicherheitsgründen weitere geplante Livestreams (wie der Idomeneo-Premiere) abgesagt. Die Gesundheit aller geht selbstverständlich vor“, so Pressesprecherin Victoria Dietrich.

In Deutschland gelten erst seit 16. März drastische Maßnahmen wie die komplette Schließung von Theaterhäusern. Bis dahin waren in Deutschland Streams von Live-Aufführungen erlaubt. 

Richtig sei es, zu Hause mit der Familie zu musizieren und die sinnvollen, strengen Reglements der Bundesregierung einzuhalten, so Kerschbaum. 

Produktionen aus dem Archiv

Viel anfangen kann der Brucknerhaus-Chef hingegen mit Angeboten wie jenem der Wiener Staatsoper: Sie zeigt Produktionen aus dem Archiv via Stream.

Im Brucknerhaus funktioniert ein solches Angebot leider nicht, „wir verfügen leider über kein Archiv, das wir per Streaming anbieten könnten, hier wäre die Rechtefrage ohnehin auch zu klären“, so Kerschbaum.

Brucknerhaus hat auch Service geschlossen

„Wir haben eine momentane Gesetzeslage - in den nächsten zwei bis drei Wochen, wo es um die Gesundheit von jedem Einzelnen geht – und dazu sollten alle ihren Beitrag leisten. Auch wir im Brucknerhaus wollen dies tun. Seit gestern ist alles geschlossen, alle Mitarbeiter arbeiten von zu Hause aus. In Deutschland gab es leider viel zu lange nicht so stark einschränkende Erlässe wie in Österreich. Österreich ist hier sicher einer der Vorreiter auf der Welt, der diese strikten und auch notwendigen Reglements in aller Schnelligkeit auferlegt hat, an die auch wir uns selbstverständlich halten“, so Kerschbaum, der sich darauf freut, künftig wieder Abend für Abend exklusive Programmhöhepunkte auf die Brucknerhaus-Bühne zu bringen.


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