"Kampf bis zum Tod als Ziel der Übung Leben": Die Nibelungen am Landestheater Linz
LINZ. Ein hochaufgeladener, gewaltiger Stoff auf der Bühne des Landestheater-Schauspielhauses: Regisseurin Susanne Lietzow hat sich „Die Nibelungen“ vorgenommen, zu sehen ab Samstag, 9. Oktober.
Das „Projekt“ Nibelungen, wie Dramaturg Andreas Erdmann die Inszenierung in Linz bezeichnet, feiert am Samstag, 9. Oktober, 19.30 Uhr, im Schauspielhaus Linz Premiere. Regisseurin Susanne Lietzow hat die Dramatisierung von Friedrich Hebbel in eine eigene Fassung gebracht. „Der Stoff ist ein Wahnsinn, ich musste natürlich exzerpieren. Der Fokus liegt auf der Grundkonstellation: zwei Frauen gegen eine Männertruppe, eine der Frauen wird zerstört, die andere wird zur Zerstörerin“, erzählt die mehrfache Nestroy-Preisträgerin.
Das Nibelungenlied erzählt von der Not und dem Untergang des Volks der Nibelungen, bei Hebbel die Burgunden. Im Zentrum stehen die beiden großen Frauenfiguren Kriemhild und Brunhild. Aus Liebe zur Prinzessin Kriemhild stellt Siegfried sich in den Dienst der Nibelungen. Er hilft König Gunter unbemerkt, die sagenhafte Königin Brunhild zu freien, die sich aber nur dem ergibt, der sie im Zweikampf besiegt. Aus Eifersucht verrät Kriemhild aber Brunhild, wer sie tatsächlich geschlagen hatte, Brunhild sinnt auf Rache. Eine Spirale der Blutrache setzt sich in Gang, der schließlich alle zum Opfer fallen…
In deutsch-österreichischer Tradition verfrachtet
„Ein hochaufgeladener Stoff, der in der gemeinsamen deutsch-österreichischen Tradition stark verfrachtet ist“, so Erdmann. Richtig wiederentdeckt wurde der Stoff erst wieder im 18. Jahrhundert nach dem Krieg Preußen Österreich.
Die große Herausforderung sei es gewesen, den „gewaltigen Mythos“ auf die Bühne zu bringen, ein teils „absurder, naiver Thriller“, so die Regisseurin. Für sie ist auch klar: „Man kann die Nibelungen nicht ohne die Rezeptionsgeschichte machen“, bezieht sie sich auf den Nationalsozialismus, der sich stark auf den Stoff berufen hat. „Der Kampf bis zum Tod als Ziel der Übung Leben hat viel mit dem Nationalsozialismus zu tun. Der Stoff spielt auch mit dem völkischen Misstrauen. Andererseits ist es ein naives Märchen, das auch Spaß macht.“
Generell habe sie sich oft die Frage gestellt, warum hier alles so „groß“ sei, „warum der Tod größer als das Leben geschrieben wird“. Diese „Größe“ spiegle sich auch im Bühnenbild wider.
Lietzow hat sich ihr enges Produktionsteam wieder nach Linz mitgenommen – Aurel Lenfert zeigt sich für die Bühne verantwortlich, Marie-Luise Lichtenthal für die Kostüme, Gilbert Handler für die Musik und Petra Zöpnek für Video. Auch die Besetzung war für Lietzow, nachdem sie bereits mehrmals Bekanntschaft mit dem Linzer Ensemble geschlossen hat, klar im Kopf, darunter Theresa Palfi als Kriemhild und Corinna Mühle die Brunhild.
Service
„Die Nibelungen“ am Schauspielhaus Promenade, Premiere: Samstag, 9. Oktober, 19.30 Uhr. Dauer: drei Stunden inklusive Pause.
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