
LINZ. „Spiel dich und verkühl dich“, ein „Gedankenspiel“ oder ein „Wortspiel“ anstellen: Der Gebrauch des Wortes „Spiel“ ist vielfältig. Genau darüber hat sich Norbert Trawöger, Künstlerischer Direktor des Bruckner Orchesters Linz, in seinem Buch „Spiel“ Gedanken gemacht.
„Ich habe bei dem Buch verschiedene Gedankenspiele entwickelt zum Thema 'Spiel'. Ich glaube, dass wir alle spielbegabt zur Welt kommen und dieses 'in der Spiel-energie sein' hat viele Formen, Ästhetik und Zustände. Es kann zudem eine berufliche Tätigkeit sein“, erklärt Norbert Trawöger zu seinem Buch. Er selber ist Flötenspieler – spielen kennt er also nur zu gut.
„Spielen, finde ich, ist etwas sehr Zentrales für das Menschsein. Am Spielplatz – und das meine ich ein wenig metaphorisch – ist ein Platz des Menschseins.“ Disziplin, so Trawöger, könne einem dabei helfen, in das Spielen zu kommen, egal welchen Lebensbereich man hernimmt: „Wenn ich jetzt das Musiker-Dasein hernehme: Das heißt, unglaublich viel Disziplin zu haben, um die Handgriffe zu erlernen. Und um das spielerisch zu machen und auch spielerisch bleiben zu lassen, muss man sehr viel trainieren.“
Sich ausprobieren
In den rund 100 Seiten mit den verschiedenen Essays geht es aber nicht nur um Disziplin, es geht auch um das Ausprobieren und neue Möglichkeiten zu sehen: „Es kann meinen Erfahrungsraum öffnen. Dass wir ein bisschen aus unseren Routinen rauskommen. Also eine Anstiftung, wie viel Möglichkeiten der Mensch hat und wie schöpferisch er sein kann.“ Wenn man spielerisch nach neuen Routinen und Möglichkeiten sucht, dann verspielt man sich auch manchmal. Nicht schlimm, wenn es nach dem Autor geht: „In Dingen, die man verspielt, oder wo man glaubt, man verspielt sich, können sich oft auch Chancen verbergen.“
Herz schlägt für Bruckner Orchester
Norbert Trawöger beschreibt sich selbst als unruhigen Menschen. So wundert es nicht, dass er jetzt schon daran denkt, neue Ideen aufzugreifen. Sein Leben ist stressig, das stört ihn aber weniger. Er macht etwas – und das sei für ihn der springende Punkt –, wo auch sein Herz dafür schlägt. „Der Mensch spielt ja jetzt nicht unbedingt etwas, was er nicht spielen mag. Er muss aber etwas spielen.“
„Spielverderber“ Corona
Gefragt, inwiefern Corona ein „Spielverderber“ ist bei seinen Planungen für das Bruckner Orchester: „Das ist ein guter Begriff. Bei uns sind die Planungen sehr langfristig und gehen oft über Jahre. Durch Corona wird man gezwungen, schnell Lösungen zu finden. Wenn das Konzert am Sonntag nicht stattfinden kann, kann man sagen 'naja wenn“s nicht geht, geht“s nicht'. Oder – und da sind wir bei einem springenden Punkt: Man sucht nach Möglichkeiten. Dann ist man sozusagen in einer spielerischen Energie, Möglichkeiten zu finden, die man vielleicht noch gar nicht sieht.“
Norbert Trawöger: „Spiel“ erschienen bei Kremayr-Scheriau; 128 Seiten; 18 Euro; ISBN: 978-3-218-01292-8