"Vor dem Fenster liegt die Welt": Tribüne Linz-Eigenproduktion wird zum Zweiteiler
LINZ. Als zu umfangreich hat sich das außergewöhnliche Leben der Prager Journalistin und Widerstandskämpferin Milena Jesenská entpuppt, weshalb das Theaterstück „Vor dem Fenster liegt die Welt“ nun als Zweiteiler zum Besten gegeben wird. Nach zweimaliger Verschiebung feiert die Eigenproduktion der Tribüne Linz am 29. April Premiere. Teil zwei folgt dann im September.
Wer war diese faszinierende Frau, mit der Franz Kafka viele rettende Briefe schrieb, die den damals noch kaum bekannten Dichter als erste in eine andere Sprache übersetzte und der er vor seinem Tod seine Tagebücher anvertraute? Milena Jesenská (gespielt von Simone Neumayr) war nicht nur Kafkas Briefliebe, sondern auch eine sehr eigensinnige Frau sowie eine mutige Journalistin und Widerstandskämpferin. Ihr Leben fiel in eine äußerst bewegte Zeit mit zwei Weltkriegen, einer Epidemie und vielen sozialen Spannungen. Trotz vieler privater und beruflicher Höhen und Tiefen verlor Milena aber nie den Mut, war furchtlos und authentisch und schrieb, wie sie lebte: hingebungsvoll, empathisch und frei von Kleinlichkeit und Scheinmoral.
Teil eins ihrer Lebensgeschichte beginnt im Jahr 1921 in Wien, als sie dort an ihrem Artikel „Fenster“ schreibt, und endet 1924, wenn sie auf Franz Kafka (gespielt von Rudi Müllehner), ihren geliebten Gefährten, einen Nachruf verfassen muss. Die Zuseher sehen, wie sich aus dem einstigen „Prager Bürgerschreck“ eine hoch talentierte und sensible Journalistin entwickelt, aus einer radikalen Nachzüglerin der Romantik eine tatkräftige und nach Unabhängigkeit strebende Frau.
Fortsetzung im Herbst 2022
Das zweite Milena-Stück, das im Herbst 2022 herauskommt, wird die Jahre 1924 bis 1944 umfassen, als Milena nach Kafkas Tod und ihrer Scheidung von Polak wieder nach Prag zurückkehrt, dort zunächst als Modejournalistin, dann als kritische politische Berichterstatterin Fuß fasst, viele private und berufliche Höhe- und Tiefpunkte durchlebt und sich ab den 1930er-Jahren bis zu ihrem Tod im KZ Ravensbrück als Fluchthelferin und Widerstandskämpferin engagiert.
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