
LINZ. „Solange... bin ich Feministin“, steht typischerweise auf Gerüstnetzen, die zur Installationsserie der Künstlerin Katharina Cibulka gehören. Seit 2018 bespielte die Tirolerin weltweit 27 Baustellen mit ihrem SOLANGE-Projekt, dessen Ziel es ist, vorherrschende Machtstrukturen anzuprangern. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Kunstuniversität Linz wird nun die donauseitige Fassade des Gebäudes von Cibulka verhüllt. Interessierte können sich bis 12. Februar an der Gestaltung beteiligen.
Mit ihren SOLANGE-Installationen erregt Katharina Cibulka international Aufmerksamkeit. Inhaltlich geht es in den großformatigen Stickarbeiten der heute 48-jährigen bildendenden Künstlerin darum, auf nach wie vor bestehende geschlechtliche Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Bereits seit dem Jahr 2021 unterrichtet Cibulka an der Kunstuniversität Linz. Nun wird aus der akademischen Zusammenarbeit eine künstlerische: Gemeinsam mit dem städtischen Frauenbüro gelang es, das feministische Projekt in die oberösterreichische Landeshauptstadt zu holen. Die 28. Installation soll im Zuge des 50-Jahr-Jubiläums auf der zur Donau gerichteten Fassadenseite der Linzer Kunstuniversität angebracht werden. „Die Kunstuniversität, die einzige Linzer Universität mit einer Rektorin an ihrer Spitze, zeigt damit, was ihr Gendergerechtigkeit bedeutet“, so Kunstuni-Rektorin Brigitte Hütter.
Knapp 30 Installationen in sechs Ländern
Alles begann im Jahr 2018: „Solange Gleichberechtigung eine ewige Baustelle ist, bin ich Feministin“, wurde in fetten pinken Lettern auf ein Baustellen-Netz in der Innsbrucker Reichenauerstraße gestickt. Mittlerweile ist das interaktive Kunstprojekt weit über die Grenzen Österreichs hinausgewachsen: Mit SOLANGE intervenierte Cibulka auch in deutschen Städten (Freiburg und Köln), der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, im französischen Vierzon oder etwa in Marokko (Rabat). Als absolutes Highlight der Projektreihe gilt das 600 Quadratmeter große SOLANGE-Netz am „National Museum of Women in the Arts“ in Washington D.C.
Feministische Botschaften auf Gerüstnetzen
Mithilfe von Kabelbindern und pinkem Tüll lässt Katharina Cibulka feministische Slogans auf Staubschutznetzen anbringen. Anschließend werden die großformatigen Stickarbeiten als Fassadenverhüllungen auf Baustellen montiert. Das traditionell weiblich gesehene Stickhandwerk wird der männerdominierten Baustellenarbeit gegenübergestellt. „Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam dieses feministische Projekt realisieren können“, äußert sich Frauenstadträtin Eva Schobesberger. Es bedürfe auf allen Ebenen mehr Auseinandersetzung mit der unhaltbaren Tatsache, dass Frauen heute zwar rechtlich gleichgestellt sind, die Gesellschaft von einer tatsächlichen Gleichberechtigung - was etwa das Einkommen oder die Verteilung unbezahlter Sorgearbeit betrifft - nach wie vor aber weit entfernt sei.
Mitmachen bis 12. Februar möglich
Bei SOLANGE handelt es sich um interaktive und partizipative Interventionen. Die Botschaft auf dem Netz sei laut Cibulka maßgeblich von Themen bestimmt, welche vor Ort relevant sind - „in diesem Fall jene, die von den Studierenden der Kunstuni sowie interessierten Linzern eingebracht werden“. Die Suche nach einem passenden SOLANGE-Satz für Oberösterreichs Landeshauptstadt läuft noch bis zum 12. Februar: Satzvorschläge, die mit „Solange“ beginnen und mit „bin ich Feministin“ enden, können per Mail an das Frauenbüro der Stadt Linz geschickt werden. Im März soll das Projekt mit Blick auf die Nibelungenbrücke enthüllt werden, um ein weithin sichtbares Statement in Richtung Bevölkerung und Politik zu setzen.