Frauenpreis für Kreideaktionen von CatcallsofLinz
LINZ. „Für viele Frauen ist das vermeintliche Normalität, wenn ihnen am Hintern gegriffen wird“, so Jutta Reisinger, Frauenbeauftragte der Stadt Linz. Es sollte mehr Bewusstsein dafür geben, dass man sich sexuelle Belästigung nicht gefallen lassen muss. Genau dieses Ziel verfolgen die Aktivistinnen von „CatcallsofLinz“: Mit Kreide prangern sie Catcalls, also sexistische Zurufe, auf den Straßen von Linz an. Dafür wird ihnen nun der Frauenpreis 2023 verliehen.
Maren und Mariella gehen in ihrer Freizeit auf die Straßen von Linz. Nicht etwa zum Bummeln oder Kaffeetrinken - meistens kreiden sie sogenannte Catcalls, also unangebrachte sexistische Zurufe, an die Orte der Belästigung. Damit soll Bewusstsein im öffentlichen Raum geschaffen werden, denn: „Catcalls sind keine Komplimente, sondern eine subtile Methode, um Frauen zu erniedrigen“, betont Frauenstadträtin Eva Schobesberger.
Die Arbeit der Aktivistinnen von CatcallsofLinz erfordert Mut. Auf den Straßen seien sie oftmals mit negativen Reaktionen von Passanten konfrontiert: „Man muss sich schon ein dickes Fell zulegen“, erzählt eine der beiden Frauen. Ihre Bemühungen um das Sichtbarmachen von verbaler sexueller Belästigung werden nun mit dem Frauenpreis der Stadt Linz belohnt. Dieser wird im Rahmen der Veranstaltung „talk of fem“ am 2. März gemeinsam mit einem Preisgeld über 3.600 Euro verliehen.
Im Kampf gegen Sexismus auf den Linzer Straßen
Als Catcalls werden sexuell anzügliche, unangebrachte und unerwünschte Kommentare bzw. Zurufe auf offener Straße bezeichnet. Bereits das Nachpfeifen im öffentlichen Raum gilt in diesem Sinn als sexuelle Belästigung. Zurecht, denn Catcalls verunsichern und machen Frauen unterlegen. Mitunter können derartige Erlebnisse über Jahre hinweg traumatisieren.
Größtenteils werden Mädchen und Frauen zu Opfern, sie sollten sich keinen Druck machen: „Es gibt keine richtige oder falsche Reaktion auf einen Catcall“, betont Aktivistin Maren. Von Außenstehenden ist Zivilcourage gefordert - vor allem, wenn Betroffene selbst nicht in der Lage sind, den Belästiger zurechtzuweisen.
CatcallsofLinz will Opfern eine Plattform bieten: Per Instagram-Direktnachricht können Belästigungserfahrungen geteilt werden. Maren und Mirella bemühen sich, den Catcall zeitnah am Ort der Belästigung anzukreiden: „Momentan sind wir etwas in Verzug“, geben die beiden zu. Später werden die Aktionen anonymisiert auf Instagram veröffentlicht.
Einstimmiger Gewinner des Frauenpreises
Im Jahr 2022 haben Maren und Mariella den CatcallsofLinz-Account von Gründerin Laura Sachner übernommen. Seither entwickelt sich das feministische Projekt prächtig. „Ich freue mich wirklich, was großartiges aus dieser Aktion geworden ist“, so Sachner. Die Initiative ist jedoch kein Einzelprojekt, sondern Teil der internationalen Bewegung Chalkback.org, die sich seit ihrem Start im Jahr 2016 in über 150 Städte weltweit ausgebreitet hat. Österreichweit bestehen fünf Catcalling-Accounts.
Marens und Mariellas Bewusstseinsarbeit wird heuer mit dem Frauenpreis der Stadt Linz ausgezeichnet. Schobesberger freut sich besonders darüber, eine junge Initiative zu ehren. CatcallsofLinz wurde von der Jury einstimmig zum Gewinner ernannt - und das quer über alle politischen Fraktionen. Am 2. März dürfen die Aktivistinnen ihren Preis bei der Veranstaltung „talk the fem“ entgegennehmen.
Die Initiative will weiter stark gegen Belästigungen im öffentlichen Raum auftreten. Am 15. Juli findet eine kollektive Ankreideaktion vor dem Alten Rathaus in Linz statt, die gemeinsam mit dem städtischen Frauenbüro organisiert wird. Bis dahin sind Maren und Mariella zu Zweit unterwegs, um aufzuzeigen, wo in Linz überall Belästigung passiert.
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