Kunst- und Architektur-Biennale: Linzer Kreativität erobert Venedig
LINZ/VENEDIG. Die Kunst-Biennale 2024 in Venedig steht in den Startlöchern, nun steht fest, dass auch der Österreich-Pavillon für die Architektur-Biennale 2025 in der Lagunenstadt federführend mit Linzer Beteiligung umgesetzt wird: Sabine Pollak und Lorenzo Romito von der Kunstuni Linz werden gemeinsam mit Michael Obrist von der TU Wien den Pavillion 2025 gestalten.
Sabine Pollak und Lorenzo Romito, beide mit Professur am Kunstuni Linz-Department raum&designstrategien, setzen gemeinsam mit Michael Obrist in Venedig ihr Projekt „Agency for a Better Living“ um.
Das Trio hat sich gegen 27 weitere Bewerbungen durchsetzen können, wie Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer bekannt gab. Sie möchten zeigen, „wie wir in Zukunft zusammen wohnen wollen“.
Als Beispiele gegenüberstellen werden sie das erfolgreiche staatlich bzw. städtisch organisierte „Top-Down-Modell“ sozialer Wohnbauplanung in Wien und das „Bottom-Up-Modell“ unter Wiederverwendung von Bauruinen, verlassenen Gebäuden und ehemaligen Infrastrukturen, „dargestellt in der Ewigen Stadt Rom im Gastgeberland Italien.“
Vom Pool bis zum Küchen-Labor
Konkret werden im Österreich-Pavillon vier „Wohn-Settings“ aufgebaut:
- eine Open-Air-Empfangshalle
- ein natürlicher Salzwasser-Pool mit einem Rundum-Deck im Hof
- ein Wohnzimmer mit gekurvten Wänden für Filmprojektionen
- ein Küchen-Laboratorium zur Herstellung neuer „Rezepte“ für ein besseres Wohnen und Leben
Das Setting soll ein Rahmen für ein Ritual für alle sein: Ankommen, Abkühlen, Entspannen, Lernen und Teilen. Gerade der Pool sei auch ein Mittel, um die Aufmerksamkeit und die Zeit der Biennale-Besucher zu gewinnen, glauben Pollak, Romito und Obrist.
Thema Wohnen, „eine der dringlichsten Fragen“
Klar ist auch: Wohnen betrifft alle. „Die Frage nach leistbarem Wohnen ist in einer Zeit multipler globaler Krisen längst eine der dringlichsten Fragen geworden. Es geht jedoch nicht nur um Leistbarkeit im Wohnen, sondern insgesamt um die Frage, wie ein zukünftiges besseres Leben aussehen könnte.“ Von Systemen wie dem sozialen Wiener Wohnungsbau oder auch Projekten aus der Zivilgesellschaft könne man lernen, Antworten zu finden. „Das wollen wir im österreichischen Pavillon auf der Biennale 2025 in Venedig zeigen.“
Auch Kunst-Biennale 2024 mit viel Kreativität aus Linz
Bevor 2025 die Architektur in Venedig im Mittelpunkt steht, rückt ab 20. April die 60. Internationale Kunstausstellung „La Biennale di Venezia 2024“ die Lagunenstadt wieder ins Zentrum des weltweiten Kunstgeschehens. Der Österreich-Pavillon wird von Konzeptkünstlerin Anna Jermolaewa, ebenfalls Professorin an der Kunstuni Linz, gestaltet. Kuratorin ist die Linzerin Gabriele Spindler.
Auch lesen: Österreich-Pavillon bei Kunstbiennale 2024 von Jermolaewa und Spindler
Jermolaewa, 1970 in Leningrad (UdSSR) geboren, lebt seit 1989 in Oberösterreich und Wien, ist seit 2019 Professorin für Experimentelle Gestaltung an der Linzer Kunstuni. Spindler leitet die Abteilung Kunst- und Kulturwissenschaften und ist Kuratorin für zeitgenössische Kunst an der OÖ. Landes-Kultur GmbH in Linz. An der Arbeit Jermolaewas schätze Spindler besonders „die Aktualität und gesellschaftliche Relevanz der Themen sowie die künstlerische Qualität und Präzision in der Umsetzung ihrer Konzepte“, wie sie sagt.
Pavillon „Swan Lake“
Diese Aktualität und gesellschaftliche Relevanz wird auch im Österreich-Pavillon in den Giardini von Venedig erfahrbar. Unter dem Titel „Swan Lake“ nimmt sich Anna Jermolaewa den weltbekannten Ballettklassiker „Schwanensee“ von Tschaikowsky als Rahmen. Mit Videos, Sound, Leuchtobjekten, Installationen und performativen Elementen wird sie persönliche Migrationserfahrungen bis hin zu gewaltlosem Widerstand gegen autoritäre Regime zum Thema machen.
„Für mich bedeutet die Nominierung eine unglaubliche Ehre und Verantwortung. Im Jahr 1989 kam ich als politischer Flüchtling aus der Sowjetunion nach Österreich, das zu meiner Heimat wurde. Meine Arbeit basiert auf Konzepten und Installationen, die das Soziale und Politische, den Humor und den Ernst des Menschseins in der Gesellschaft sowie die Poetik des Alltäglichen berühren“, so die Künstlerin.
Biennale 2024: „Foreigners Everywhere“
Jermolaewas Beitrag fügt sich nahtlos in das generelle Thema der Biennale 2024 ein: „Stranieri Ovunque - Foreigners Everywhere“. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach Identität, Diversität, auch Flucht und Migration. Der Titel habe verschiedene Bedeutungen, so Biennale-Kurator Adriano Pedrosa, Künstlerischer Direktor des Museu de Arte de São Paulo. „Zuallererst, wo auch immer du hingehst und bist, du wirst überall Ausländern begegnen, wir/sie sind überall. Zweitens: Egal wo man sich selbst befindet, immer und im tiefsten Inneren wird man ein Fremder sein.“
Venedig als umfassender Schauplatz
Die 60. Biennale di Venezia findet von 20. April bis 24. September 2024 statt, mit Pre-Opening von 17. bis 19. April. Der Österreich-Pavillon wird am 18. April eröffnet.
Die internationale Kunstausstellung hat eine lange Geschichte: Sie findet seit 1895 alle zwei Jahre statt, ist damit die älteste internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Zur Biennale gehören unter anderem auch die jährlichen Filmfestspiele. Seit 1980 findet abwechselnd mit der Kunst-Biennale die Architektur-Biennale statt.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden