Linzer Tabakfabrik lädt zum 90sten zur spannenden Zeitreise in die Vergangenheit und Zukunft
LINZ. Am 12. November 1935 wurde die Tabakfabrik eröffnet. Kreative Einblicke in die bewegende Geschichte des unter Denkmalschutz stehenden architektonischen Juwels gibt's zum 90. Geburtstag in einer Ausstellung, die entlang des „Behrensbandes“ führt. Die interaktive Schau zeigt die Vergangenheit und spielt unterhaltsam mit der Zukunft. Sie ist bei freiem Eintritt ab 13. November zu bestaunen. Der Besuch lohnt sich!
Die Tabakfabrik blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die Wurzeln des Areals reichen bis zur Wollzeugfabrik im 17. Jahrhundert zurück. Ab 1850 wurden Rauch- und Kautabake hergestellt. Meilenstein war im Jahr 1929 mit dem Beginn des schrittweisen heutigen Baus, geplant von den Architektur-Vorreitern Peter Behrens und Alexander Popp. Am 12. November 1935 dann die feierliche Eröffnung. 1981 wurde ein Großteil unter Denkmalschutz gestellt.
Der Wandel von damals – eine der modernsten Fabriken Europas zum heutigen Innovations- und Kreativquartier - wird in der Ausstellung „90 Jahre Rauch & Schall“ erlebbar – und wagt mit einem Augenzwinkern auch den Blick in eine mögliche Zukunft.
Eine Geschichte voller Mut
„Man begibt sich auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Standortes, und auch die Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Linz“, so Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) bei einem Vorab-Rundgang. „Nach einem Höhenflug als eines der modernsten Gebäude Europas kam auch ein Abstieg. Geblieben ist die mutige Architektur Behrens‘. Die Entscheidung der Stadt Linz 2009, die Tabakfabrik zu kaufen, war ebenfalls eine mutige Entscheidung, die auch schiefgehen hätte können.“ Aber es hat funktioniert. „Die Entwicklung kann heute auch als Vorbild dienen für Entscheidungen zu anderen langfristigen Projekten“, ist er überzeugt.
„Architektur von Weltrang“
„Die Tabakfabrik war immer schon ein Ort technologischer Entwicklungen, damals ein Webstuhl, heute KI. Die Ausstellung ist sehr interaktiv, alle Sinne werden angesprochen – ein Zeichen, wofür die Tabakfabrik steht“, freut sich auch Geschäftsführerin Denise Halak. Und auch Geschäftsführer Markus Eidenberger ist begeistert: „Wir feiern ein Stück Architektur von Weltrang, es ist aber auch eine Ausstellung, die die Menschen in den Mittelpunkt stellt.“ Genau das habe auch Peter Behrens mit seiner Architektur gemacht. Und: „Das Gebäude hat eine unglaubliche Flexibilität, davon profitieren wir heute.“ Behrens habe damit auf Nachhaltigkeit gesetzt, als es den Begriff noch gar nicht gegeben habe.
20 Stationen entlang des Behrensbandes
Im ersten Stock des Hauses Casablanca wird entlang des „Behrensbandes“ durch die neun Jahrzehnte geführt, begleitet von einem durchgehenden Banner, chronologisch entlang der Jahreszahlen laufend.
Exponate aus früheren Zeiten, Bilder, erklärende Texte gibt es, aber auch viele interaktive Elemente, sodass die Ausstellung auch für Kinder spannend ist. „Wir nutzen digitale Inszenierungen, um die Geschichte direkt am Ort des Geschehens erlebbar zu machen“, so Ausstellungsgestalter Andreas Wurm von Responsive Spaces.
Das Studio für kreative Technologien rund um Geschäftsführer Markus Pargfrieder hat seit Anbeginn der heutigen Nutzung in der Tabakfabrik seine Heimat gefunden.
Vom Zweiten Weltkrieg bis ins Jahr 2115
Beleuchtet wird unter anderem das Kriegsende, als 1945 die Tabakfabrik auf Befehl des NS-Regimes gesprengt werden sollte, sich mutige Arbeiter und Arbeiterinnen aber entgegenstellten.
Die Ausstellungsmacher haben sich auch den Spaß erlaubt, alte Bilder aus Archiven KI-erzeugten Bildern gegenüberzustellen - anhand der Frage, wie die Situation damals in 90 Jahren aussehen könnte.
Zwei alte, im Keller aufgetauchte Spinde wurden kurzerhand umfunktioniert und lassen den Geruchssinn arbeiten. Eine Audioinstallation lässt selbst regeln, wie sich das Areal in der Zukunft anhört: legt man mehr Wert auf das Arbeitsumfeld oder eher auf Freizeitgestaltung?
In einer digitalen Spiegel-Installation sieht man sich mal aktuellen Mietern in der Tabakfabrik gegenüber.
Durch die Ausstellung zieht sich auch die berühmte Farbe „Behrensblau“.
90 Jahre prompte Poldi
Ein Highlight auch für Andreas Wurm ist die „prompte Poldi“. Dafür wurde ein alter Wurlizzer „entkernt“, neu programmiert, KI anhand historischer Quallen trainiert und eingebaut. Poldi war Betriebsrätin (1966 bis 1975) in der Fabrik, kennt die wahren Anekdoten. Schleichhandel mit Personal-Tschick, Kampf der Frauen um gleiche Löhne, der strenge Ton der Meister ... Die KI erzählt - im Geiste von Poldi - auf Knopfdruck und natürlich im Zwiegespräch mit dem Besucher denkwürdige Geschichte – einfach nur eine Jahreszahl drücken und mit ihr sprechen.
Eine digitale „Zigarettenpause“, ein Blick auf ein historisches Gemäldefenster, ein Vergleich mit den aktuellen Veränderungen rund ums Quadrill und vieles mehr zeigt die Schau. Eine denkmalgeschützte, ganz besonders arrangierte und beleuchtete große Uhr, die nur mit großer Mühe - und einem gebrochenen Finger, wie Wurm schmunzelnd erzählt - ins Innere gebracht werden konnte - bildet, angekommen im Jahr 2025, den Schlusspunkt der spannenden Schau, deren Geschichte noch lange weitererzählt werden soll.
Spontan besuchen, Eintritt frei
Die Ausstellung „90 Jahre Rauch & Schall“ ist barrierefrei zugänglich, bei freiem Eintritt. Es gibt keine fixen Führungen, jeder ist eingeladen, spontan vorbeizukommen, einzutauchen und selbstständig zu erkunden.
Start ist im Haus Casablanca (Eingang B1, über Stiege A), das „Behrensband“ liegt im ersten Stock. Barrierefrei erreichbar ist die Schau über die Rampe beim Haupteingang im Haus Casablanca und über Lift.
Öffnungszeiten:
- Werktags 9 bis 17 Uhr
- Samstag: 10 bis 16 Uhr
- Sonntag/Feiertag geschlossen.
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