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Leserartikel Eva Sallinger, 30.08.2016 14:44

Straßenexperiment in Linz

LINZ. „Free hug? Willst du eine Umarmung?“ Mit dieser ungewöhnlichen Frage waren die Tips-Jugendredakteure in der Innenstadt unterwegs. Das Experiment lautet: Gratis Umarmungen an Fremde anbieten. Was dabei herauskommt: Viele Begegnungen, viele Gedanken. 

„Zu Beginn hatte ein bisschen Angst, mich zu blamieren“, gibt Jugendredakteurin Lisa zu. „Es war schräg, mit diesem Schild herumzulaufen.“ Es dauert einige Zeit, bis sich die Nervosität legt. Mit einem freundlichen „Grüß Gott!“ schlendern wir die Straßen entlang. und siehe da: Die erste Umarmung! Wir fragen den jungen Mann, der uns umarmt hat, wieso er auf das Angebot eingegangen ist. Er spricht von Menschlichkeit und Nähe: „Wir sind als Menschen alle miteinander verbunden. Du umarmst ja auch die eigenen Geschwister und jeder Mensch ist Bruder oder Schwester, die man noch nicht kennt.“

Ein wenig Liebe

Dieser einen Umarmung folgen viele weitere. Junge und ältere Leute sind dabei, In- und Ausländer, Bankangestellte und Straßenmusiker. Menschen aus allen möglichen Bevölkerungsschichten freuen sich über eine Umarmung. Eine 88-jährige Frau, die zum Einkaufen in die Stadt gefahren ist, erzählt vom Tod ihres Mannes. Seither habe sie viel Einsamkeit erfahren. „Das tut jedem gut, so eine Umarmung. G“hört eh her, a wenig Liebe.“, meint sie.

Gemischte Reaktionen

Uns interessieren nicht nur jene, die uns umarmen. Wir beobachten auch die Reaktionen der Menschen, die das Schild lesen und uns absichtlich aus dem Weg gehen. Unfreundlich sind sie kaum. Meistens lachen sie bei unserem Anblick und winken verlegen ab. Sie haben zu viele Hemmungen davor, Fremde einfach zu umarmen. Wir hingegen bauen unsere anfängliche Scheu schnell ab. Der ein oder andere Passant erstaunt sogar unsere Truppe. Zum Beispiel eine Frau, die extra die Straßenseite wechselt, um uns zu umarmen. Tanja hat Ähnliches beobachtet: „Eine Frau fing fast an zu weinen, weil sie so gerührt war von unserer Aktion.“ Beim Prinzip der Free-Hugs ist es egal, wer umarmt. Wichtig ist alleine der körperliche Kontakt, die Nähe zu Menschen, die in der heutigen Zeit mit Internet und sozialen Netzwerken stark abgenommen hat. Studien zeigen, dass wir als Menschen diesen Kontakt brauchen und er unserer Seele guttut. Umarmungen machen einfach glücklich.

Unser Fazit

Nach diesem Tag sind wir um einige Erfahrungen und Begegnungen reicher. Ella ist dankbar: „Ich mochte es zu wissen, dass ich zumindest für ein paar Minuten jemanden ein Stückchen Freude schenken konnte.“ Bei einer Umarmung geht es nicht um sozialen Status, Herkunft oder Aussehen. Es geht einfach nur darum, ein bisschen Freude und Menschlichkeit zu verbreiten.


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