LINZ. Er ist für Quentin Tarantino durchs Feuer gegangen (Inglourious Basterds), im Tatort nackt in den Tod gesprungen, hat sich von einem Auto überfahren lassen und arbeitet als Stunt-Coach für die Vorstadtweiber. Und das sind nur wenige der vielen Gründe, den Linzer Tom Hanslmaier zum Interview zu treffen.
von SILKE KREILMAYR
In Deutschland gibt es berühmte Stuntman-Schulen, in England wird für diesen Beruf eine Art Lehre angeboten - die Absolventen gehören einer Gilde an, deren Mitglieder sich untereinander organisieren und die Gage auf einem anständigen Niveau halten. In Österreich gibt es das alles nicht. Wenn man den Werdegang von Tom Hanslmaier betrachtet, muss man wohl eher ein (Über-) Lebenskünstler sein.
Lebenskünstler
Der heute 44-Jährige und Vater zweier zauberhafter Mädchen hat eine Lehre als Automechaniker vorzuweisen, am Brucknerkonservatorium hat er Tanz studiert und nebenbei verdient er Geld als Fahrsicherheitstrainer für Motorradfahrer und Fitnesstrainer für Senioren. Irgendein innerer Antrieb hat ihn aber immer wieder in Extremsituationen gebracht. Oft trifft er auf das „Superhelden-Image“, das dem Stunt-Beruf innewohnt. Als ein solcher sieht er sich aber überhaupt nicht - und er stellt beim Interview auch sofort klar: „Stuntman sein heißt nicht, für andere sein Leben zu riskieren. Sondern das vom Regisseur Gewünschte effektiv und glaubwürdig umzusetzen.“ Er versteht sich dabei als eine Art Maler, der die Bewegungsabläufe zu einem auf dem Monitor wirkungsvollen Bild zusammenstellt.
Hanslmaier bei Vorstadtweibern
Das gilt auch bei seiner Arbeit für die Vorstadtweiber, wo er den Schauspielerinnen hilft, Kampfszenen glaubhaft und effektiv zu vermitteln. „Bei den Vorstadtweibern geht es natürlich nicht um eine beinharte Schlägerei, sondern da geht es viel um das komödiantische Potential der Kampfszenen“, verrät Hanslmaier. Im Vordergrund steht bei seiner Arbeit immer die Sicherheit. „Ich muss der Technik vertrauen und dem Team, sonst mach ich es nicht.“ Neben der funktionierenden Technik ist die körperliche Fitness entscheidend. Das Tanzstudium hat ihm im Rahmen der eigenen Körperwahrnehmung eine ganz neue Dimension eröffnet, das akrobatische Agieren und die körperliche Fitness beugen Verletzungsgefahren vor. „Das hilft enorm, wenn man sich etwa über ein fahrendes Auto abrollen muss. Oder auf einem Wildpferd galoppieren, wie aktuell im Film „Maximilian““.
Historien-Drama „Maximilian“
3.000 Komparsen, 550 Pferde und 800 Kostüme bilden die Kulisse für eine Liebesgeschichte, die das Weltreich der Habsburger begründete: die Geschichte vom „letzten Ritter“ Maximilian I. von Habsburg und Marie von Burgund. „Da verkörpere ich einen der „Wilden“, die angeheuert wurden, um die Heirat von Maximilian und Marie von Burgund zu verhindern“, so Hanslmaier. Also doch ein verstecktes Superhelden-Syndrom? „Ich als Privatperson hab einen anderen Zugang, bin ein sehr bescheidener Mensch. Aber mich freut es, wenn jemand sagt, ich halte es für möglich, dass du diese Rolle verkörpern kannst. Und ganz unter uns: Auch die künstlerische Arbeit ist manchmal trocken wie ein Gramastettner Krapferl.“
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