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Jugendzentren: „Die besten Eltern können ein Jugendzentrum nicht ersetzen“

Redaktion Linz, 14.08.2017 12:53

LINZ. Anlässlich des Internationalen Tags der Jugend am 12. August hat sich Tips-Praktikantin Lisa Hackl im Jugendzentrum „Ann and Pat“ in Linz über jene Angebote informiert, von denen pro Jahr bis zu 7000 Jugendliche profitieren. 

  1 / 2   Erich Wahl und Anina Gräbner beim Besuch von Tips im Jugendzentrum „Ann and Pat“ in der Linzer Innenstadt. Foto: Hackl

Der Verein Jugend und Freizeit Linz betreut zehn Jugendzentren, vier Streetworkeinrichtungen, ein Teenieprojekt für Kinder von acht bis zwölf Jahren und ein Netzwerkhaus in Linz. Im Schnitt werden die Zentren von rund 7000 Jugendlichen pro Jahr besucht. „Das ist ein Drittel aller Jugendlichen in Linz“, freut sich der Geschäftsführer des Vereins Erich Wahl. Gemeinsam mit seinen 70 Mitarbeitern und Jugendbetreuern organisiert er Veranstaltungen, Konzerte, Feste, Beratungsgespräche und den täglichen Betrieb des Jugendzentrums.

Jugendarbeit ist mehr

Jugendarbeit sei dabei aber mehr als auf dem Sofa zu sitzen oder Konzerte zu organisieren. „Wir bieten Jugendlichen Orientierung und lebenspraktische Hilfe, setzen Integrationsmaßnahmen und versuchen, Radikalisierung vorzubeugen“, beschreiben Erich Wahl und Anina Gräbner die Aufgaben eines Jugendarbeiters. Aber vor allem gehe es darum, Jugendlichen Raum für ihre Persönlichkeitsentwicklung zu geben und Vorurteile aufzulösen. „Die Jugendlichen sollen Möglichkeiten haben, damit sie sich selbst ausprobieren und ihre Jugendkultur ohne Störungen weiterentwickeln können“, erklärt Anina Gräbner von der Geschäftsführung des Vereins Jugend und Freizeit. Dazu bieten die einzelnen Jugendzentren verschiedene Schwerpunkte an. Im Ann and Pat in der Linzer Innenstadt gibt es beispielsweise eine Siebdruckwerkstatt, einen Tanzraum und einen Konzertsaal, der über 200 Leute fasst.

Mehr Raum für Mädchen

In den vergangenen Jahren liegt der Fokus der Jugendarbeit speziell auf geschlechtersensiblen Themen. „Wir leiten ein eigenes Mädchenzentrum, wo wir einen geschützten Rahmen anbieten, in dem Mädchen und junge Frauen unter sich sein können. Gleichzeitig organisieren wir immer wieder Veranstaltungen, bei denen wir gemeinsam mit den Mädchen auf die Straße gehen, um Raum in der Gesellschaft einzufordern“, erklärt Gräbner und verweist auf Studien, laut denen Mädchen ab zwölf Jahren aus öffentlichen Räumen verschwinden und sich ins Private zurückziehen. „Ein Jugendzentrum ist ja auch ein Abbild der Gesellschaft und da sollte genug Platz für alle sein.“ Natürlich gibt es parallel dazu Veranstaltungen, die sich nur an junge Männer richten, sowie Aktionen, bei denen beide Geschlechter gleichermaßen beteiligt sind.

Gezieltes Streetwork

Erich Wahl will Jugendzentren und Streetwork nicht gleichsetzen. „Das steht in keiner Konkurrenz und richtet sich an unterschiedliche Zielgruppen“, sagt er und erklärt das Ganze als dreistufiges Projekt. Die erste Stufe sei Streetwork als niederschwelligster Teil, für Jugendliche, die keine anderen Optionen mehr haben. Als zweite Stufe nennt Wahl die Jugendarbeit der Teenieprojekte und offenen Jugendzentren. Hier soll Jugendlichen, die zwar einen festen Wohnsitz haben, aber dafür anderweitig Benachteiligung erfahren, durch lebenspraktische Arbeit zu Chancengleichheit verholfen werden. Die dritte Stufe schließlich sei geschlossene Jugendarbeit in Pfarren oder Sportvereinen. Das Ziel sollen gleiche Möglichkeiten für alle Jugendlichen in der Stadt sein.

Radikalisierungsprävention

Gegen Radikalisierung und Islamismus setzen die Linzer Jugendzentren gezielt Präventivmaßnahmen. „Es hilft schon viel, mit den Jugendlichen über diese Themen zu diskutieren und eigene Ansichten einzubringen“, sagt Wahl, „sie sind sehr dankbar, wenn sich ein Erwachsener Zeit nimmt, um respektvoll mit ihnen zu reden.“ Parallel setzt sich der Verein intensiv mit Integrationsmaßnahmen auseinander. „Wir konzentrieren uns darauf, die Sprachkenntnisse zu verbessern, was durch die vielen Nationalitäten im Jugendzentrum sehr schnell geht. Außerdem vermitteln wir im Gespräch, welche Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft angebracht sind.“Der Wind, der den Jugendlichen entgegenbläst, sei kräftiger geworden in den letzten Jahren. „Der Leistungsdruck auf die Jugendlichen schränkt ihre kreativen Möglichkeiten ein“, so Wahl, „zusätzlich wird unsere Jugend sehr stark unter ihrem Wert beurteilt. Es wäre toll, wenn die Jugendlichen und ihre Betreuer mehr Wertschätzung durch Gesellschaft und Politik erfahren würden.“ Mit einem ist sich Wahl sicher: „Die Projekte, Freundschaften und Beratungen der Jugendzentren können auch die besten Eltern nicht ersetzen.“


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Ja ja
Ja ja
03.06.2021 17:03

einfach was reden

Kenne den Verein gut, für Jugendliche die fortgehen wollen und Grenzen setzen können ist es sicher nett ins VJF-Jugendzentrum zu gehen. Aber, sollte man zu einer vulnerablen Gruppe gehören sollte man die Institution wohl meiden, es wird nicht sichergestellt, dass Jugendliche nicht zu MItarbeiterInnen heimgehen, etc. .

Antworten
VJF
VJF
06.02.2021 16:33

Neugründen

Bitte gründet den Verein neu, da ist doch alles zu verfahren. dass die so gut wie komplette Führung rot ist, kann doch im 21 Jhdt nicht sein. #gegenfreunderlwirtschaft