AK-Konsumentenschutz: „Im Zweifel zum Hörer greifen“
LINZ. Rund 60.700 Anrufe, 13.900 E-Mails und 9,6 Millionen ersparte Euro – so sieht die Bilanz des Konsumentenschutzes der Arbeiterkammer (AK) OÖ im Jahr 2017 aus.
Während die Anrufe im Vergleich zum Vorjahr mit 60.714 leicht zurückgingen, stiegen die E-Mail-Anfragen um 15 Prozent auf 13.948. Neben den 455 Briefen gingen 103 Anfragen über Facebook ein. 4932 Konsumenten wurden persönlich beraten. Insgesamt 80.000 Menschen suchten beim Konsumentenschutz Unterstützung. „Die Hauptaufgaben unseres Konsumentenschutzes sind im Wesentlichen vier“, erklärt Josef Moser, Direktor der AK OÖ. „Information, Unterstützung und Hilfeleistung, Bewusstseinsbildung und die Weiterentwicklung des Konsumentenrechts.“ Im Bereich Unterstützung und Hilfeleistung lagen Anfragen, die das allgemeine Konsumentenrecht betrafen, mit rund 50 Prozent weit vorne.
Viele Fragen zum Mietrecht
Knapp 20 Prozent der Anfragen gingen an die Mietrechtsexperten der AK OÖ. Dabei überwiegen allgemeine Fragen zu Kündigungsfristen, Rückstellung des Mietgegenstands, Erhaltungspflichten, Mietzinsminderungen, Kautionen und Maklerprovisionen. Da seit 1.1.2016 die Wohnungsgenossenschaften auch die Verantwortung für die Erhaltung mitvermieteter Einrichtungsgegenstände tragen, nehmen die Beratungen und Vertretungen hier zu. Häufige Fragen ergeben sich auch aus den Betriebskostenabrechnungen.
Insolvenzen von Air Berlin und NIKI spürbar
Betrafen schon in den vergangenen Jahren die meisten Reiseanfragen verspätete oder nicht durchgeführte Flüge, so erreichten die Anfragen ihren Höhepunkt 2017 aufgrund der Insolvenzen von Air Berlin und NIKI. Rund ein Fünftel der Anfragen betraf den Bereich Banken und Versicherungen. So wollten viele Inhaber einer Lebensversicherung eine etwaige Rücktrittsmöglichkeit nutzen. Für Kreditnehmer ergingen 2017 positive Urteile zu den Negativzinsen, was für viele eine Rückerstattung zu viel verrechneter Zinsen bedeutete. Auch der starke Kursanstieg von Bitcoins & Co führte zu vielen Nachfragen. „Hier gab es herbe Verluste und wir werden nicht müde auch darauf hinzuweisen“, betont Weiß die spekulative Natur von Geschäften mit Bitcoins & Co.
Mehr Fälle aus dem Netz
Klassische Fälle mit denen sich der Konsumentenschutz konfrontiert sieht, sind des weiteren etwa mangelhafte Ware und die damit verbundenen Gewährleistungs- und Garantieansprüche oder übereilte Vertragsabschlüsse und etwaige Möglichkeiten zum Rücktritt. Doch neben den klassischen Problemen nehmen die Probleme mit Online-Bestellungen und -Dienstleistungen seit Jahren stetig zu. „Die Fragen zur digitalen Welt nehmen zu und sind sehr vielfältig“, so Ulrike Weiß, Leiterin des AK-Konsumentenschutzes, und nennt auch ein Beispiel: „Es gibt neue Zahlungsformen, zum Beispiel das Zahlungssystem Klarna hat uns da beschäftigt.“ So gab es bei der an und für sich seriösen Firma Schwierigkeiten bei Rücktritten. Viele Probleme gab es natürlich auch mit unseriösen Firmen.
Firmen mit unseriösen Praktiken
Zum Beispiel wurden „Fatkiller“-Pillen mittels Facebook beworben und nach unaufgeforderter Zusendung hohe Zahlungen von den Betroffenen eingemahnt. Zudem wurden Konsumenten mit massiven Drohungen eingeschüchtert – beispielsweise, dass der Inkasso-Außendienst die Wertgegenstände pfänden und gegebenenfalls die Tür durch einen Schlosser öffnen lässt. „Das sind Dinge, die sind rechtlich gar nicht zulässig“, so Weiß und warnt: „Was einmal gezahlt ist, lässt sich fast nicht mehr zurück holen. Daher im Zweifel zum Hörer greifen und beim Konsumentenschutz anrufen.“
Nicht jeder Anbieter gratis
„Bei uns kann jeder anrufen“, fügt Moser hinzu. „Wir beschränken unser Angebot nicht auf unsere Mitglieder.“ „Wir sind Marktführer und wir sind kostenlos“, ergänzt Weiß. Denn die AK ist nicht die Einzige, die unter dem Titel Konsumentenschutz arbeitet. So gibt es in der Hauptstraße zum Beispiel den Verein Konsumentenschutz OÖ, welcher zum Konsumentenschutz Verband Österreich gehört und für dessen Beratung Kosten anfallen können.
Produkttests & Musterbriefe
Nicht nur bei Hilfeleistungen ist die Bilanz 2017 beeindruckend, auch der Bereich Information wurde stark in Anspruch genommen. So wurde zum Beispiel die Webseite über eine Million Mal angeklickt. Beliebte Themen: Online-Rechner, Musterbriefe und Produkttests. Insgesamt führten die AK-Konsumentenschützer im Vorjahr 23 Tests und 30 Preisvergleiche durch. Die am meisten nachgefragten Produkttests 2017 waren Nuss-Nougat-Cremen, Schultaschen und Fahrradschlösser. Bei den Preisvergleichen wurden Fahrschulen,Kfz-Werkstätten und Öl- und Gasbrenner am häufigsten geklickt. Die am häufigsten verwendeten Musterbriefe 2017 waren Kündigung von Verträgen mit unbestimmter Dauer, Durchsetzung von Fluggastrechten und Rücktrittserklärung gegenüber einem Finanzsanierungsunternehmen.
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