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Petition „Ausbildung statt Abschiebung“ im Endspurt

Anna Stadler, 31.01.2018 20:13

OÖ/Perg. Rund 50 der aktuell 294 Asylwerbenden in Lehrlingsmangelstellen in OÖ haben einen Negativbescheid erhalten. Die Petition „Ausbildung statt Abschiebung“, welche sich für ein Bleiberecht für die Betroffenen einsetzt, sammelt noch bis inklusive 1. Februar die letzten Stimmen.

Landesrat Rudi Anschober mit Lehrling Hayatollah Mohseinei und Geschäftsführer Franz Baumann von Baumann Glas – ein Beispiel für einen top-integrierten Asylwerbenden in Lehre mit Negativbescheid. Foto: Land OÖ/Dedl

Österreichweit sind mit Ende 2017 727 Beschäftigungsbewilligungen für Asylwerbende in Lehre erteilt. Auf Oberösterreich entfallen mit 294 damit knapp die Hälfte aller Lehrstellen. Dabei handelt es sich um Lehrstellen in sogenannten Mangelberufen – also um Stellen die nicht mit einheimischen Lehrlingen besetzt werden konnten.

Fachkräfte als Standortfrage

Inzwischen arbeiten in allen Bezirken Oberösterreichs Asylwerbende in Lehrstellen: 48 in Linz (inkl. Urfahr-Umgebung), 33 in Gmunden, je 24 inRohrbach, Perg und Vöcklabruck. Am stärksten ist der Bereich der Gastronomie (38%) betroffen. In den einzelnen Lehrstellen selbst führt mit Abstand der Lehrberuf des Kochs (72 Asylwerbende), Bäcker (16), Tischler (17), Friseure (12), Einzelhandelskaufmänner (14), Gastronomiefachmann (17), Elektrotechniker (12) und Metalltechniker mit diversen Schwerpunkten (24). „In diesen Bereichen finden die heimischen Unternehmer schlichtweg keine einheimischen Lehrlinge – und damit auch später keine Fachkräfte“, so Integrationslandesrat Rudi Anschober. Dem schließt sich auch Franz Baumann, Geschäftsführer von Baumann Glas aus Perg an. Er selbst ist von der Thematik auch betroffen.

„Betriebswirtschaftlich der blanke Wahnsinn“

Der Betrieb Baumann – Glas und Hochwasserschutz hat ebenso einem jungen Menschen aus Afghanistan mit einer Lehre zum Metallbautechniker (Start im Februar 2017) eine Chance gegeben – die nun akut gefährdet ist. Hayatollah Mohseini hat einen Negativbescheid bekommen. „Die Arbeitskraft unserer Mitarbeiter ist das Kapital unserer Firma“, erklärt Baumann, der schon die ersten Auswirkungen des Fachkräftemangels spürt. „Wir werden den Teufel tun, dass wir die Leute bestmöglich ausbilden und dann lassen wir sie gehen. Das ist betriebswirtschaftlich der blanke Wahnsinn.“ Er will sich für seinen Lehrling, mit dem er sehr zufrieden ist, einsetzten.

Berufsschule mit Auszeichnung

„Ich fühle mich sehr wohl in der Firma“, erklärt auch Mohseini, der seine Lehre in Österreich absolvieren will. Aktuell besucht Hayatollah Mohseini die Berufsschule in Schärding, wird sein erstes Lehrjahr ausgezeichnet abschließen können. Er ist seit Mai 2015 in Österreich, hat schon sehr gut Deutsch gelernt und Prüfungen abgelegt. „Vor sieben Monaten habe ich B2 gemacht“, ist er stolz. B1 entspricht dem österreichischen Maturaniveau für Englisch. Einen Übergangslehrgang an einer weiterführenden Schule hat er als außerordentlicher Schüler belegt und ehrenamtlich bei der Lebenshilfe in Perg mitgearbeitet. „Ich habe sehr viel gelernt hier.“ Doch der Lehrling ist besogt. „Es gibt Leute die Wissen nichts, dann kommt in der Früh die Polizei und schiebt sie ab. Aber in Afghanistan gibt es jeden Tag Anschläge. Und was ist dann mit meiner Familie, meiner Frau und meinem Sohn?“

„3+2-Modell“ für Österreich

Als Vorbild für eine Lösung in Österreich schlägt LR Anschober das deutsche Modell vor. Deutschlandweit wurde das „3+2-Modell“ für die Sicherheit von Lehrlingen mit Asylstatus eingeführt. Diese Praxis sieht vor, dass Lehrlinge währen ihrer meist drei-jährigen Ausbildung und den ersten beiden vollen Arbeitsjahren nicht abgeschoben werden. Haben die Betroffenen danach einen fixen Arbeitsplatz, kann eine weitere Ausnahmeregelung geltend gemacht werden.

Die Petition „Ausbildung statt Abschiebung- Petition gegen Abschiebungen unserer künftigenFachkräfte.“ läuft bis inklusive 1. Februar unter www.openpetition.eu/at - „Ausbildung statt Abschiebung“


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