LINZ. Schon junge Menschen, die noch nicht lange im Erwerbsleben stehen, haben oft so große finanzielle Schwierigkeiten, dass sie eine Schuldnerberatung aufsuchen. Häufig liegt die Ursache darin, dass Jugendliche ihre finanziellen Möglichkeiten überschätzen. Vor allem der Schritt in die finanzielle Eigenständigkeit überfordert viele. Der OÖ Finanzführerschein soll dem entgegenwirken. Schüler der Berufsschule 6 und der Fachschulen der Schwestern Oblatinnen haben diesen erst unlängst gemeistert.
Nicht nur, dass die Verlockungen der Konsum- und Freizeitindustrie unwiderstehlich sind – es sind auch die Möglichkeiten, sich all diese Dinge leisten zu können, auf den ersten Blick mehr als verlockend: bargeldlos oder mit Kreditkarte zahlen, Konto überziehen, Ratenzahlungen, Autoleasing. Dabei werden Kaufgelüste spontan befriedigt und gleichzeitig finanzielle Verpflichtungen eingegangen, welche oft lange Zeit mitgeschleppt werden. Wenn es dann zu Zahlungsschwierigkeiten kommt, entsteht eine Abwärtsspirale, aus der man nur schwer wieder rauskommt. Umso wichtiger, dass man auch einen finanziellen Polster für Notsituationen angespart hat.
„Jugendliche, die noch im Elternhaus leben und bereits ein eigenes Einkommen haben, sollten die einmalige Gelegenheit nutzen, dass sie noch sehr wenig an finanziellen Verpflichtungen haben und dementsprechend viel für spätere Anschaffungen zur Seite legen können“, so Ferdinand Herndler, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ. „So ist dann beim Umzug in die eigene Wohnung zum Beispiel Geld für Kaution und Einrichtung da und gleichzeitig macht man dadurch die Erfahrung, dass sich Sparen auszahlt.“
Bildungsmöglichkeiten für Jugendliche
Damit junge Menschen gar nicht erst in die Schuldenspirale schlittern, bietet die Schuldnerhilfe OÖ zahlreiche Finanzbildungsmöglichkeiten für junge Menschen an. Eine davon ist der OÖ Finanzführerschein. Er macht Jugendliche fit im Umgang mit Geld und bereitet sie auf ihr zukünftiges Geldleben vor. In der AK Linz konnten erst unlängst an über 600 Jugendliche die Zertifikate zum OÖ Finanzführerschein übergeben werden, darunter auch 28 Teilnehmer der Berufsschule 6 und 25 der Fachschulen der Schwestern Oblatinnen.
„Prävention in Form von finanzieller Allgemeinbildung zahlt sich aus“, meint Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer. „Das zeigt auch die Entwicklung des Anteils junger Menschen in den Schuldenberatungen. Seit wir in Oberösterreich intensiv auf Finanzbildung setzen, hat sich die Zahl der Jugendlichen in Beratung stark reduziert.“ Seit 2007 gibt es den Finanzführerschein, fast 30.000 Jugendliche haben diesen bereits in der Tasche. Das Sozial-Ressort des Landes OÖ und die Arbeiterkammer Oberösterreich unterstützen das Projekt der Schuldnerhilfe OÖ finanziell und mit Expertenwissen.
Oberösterreich war Vorreiter
Mehr als 9.000 Jugendliche erreicht die Schuldnerhilfe OÖ pro Jahr mit ihren diversen Finanzbildungsangeboten, davon machen im Schuljahr 2019/2020 3.500 die fünf Module des OÖ Finanzführerscheins. „Andere Bundesländer schauen neidvoll nach Oberösterreich. Was im Zusammenspiel von Fördergebern, Schulen und der Schuldnerhilfe OÖ hier möglich ist, ist einzigartig“, so Ferdinand Herndler. Das Erfolgsmodell wurde bereits in anderen Bundesländern übernommen: In Salzburg und im Burgenland läuft der Finanzführerschein schon seit geraumer Zeit, in Wien wird derzeit mit der Umsetzung begonnen.
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