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Vermummte Rechtsextreme stürmen Pastoralamt

Anna Stadler, 24.09.2021 13:46

LINZ. Vermummte, die scheinbar zu den rechtsextremen Identitären gehören, haben am 23. September das Pastoralamt der Diözese Linz gestürmt. Die Aktion löst Entsetzen und Empörung aus.

Das Pastoralamt im Diözesanhaus in der Kapuzinerstraße (Foto: Diözese Linz)
  1 / 2   Das Pastoralamt im Diözesanhaus in der Kapuzinerstraße (Foto: Diözese Linz)

Am Nachmittag des 23. September haben über zehn vermummte Rechtsradikale das Pastoralamt der Diözese Linz gestürmt. Auf Bildern der Aktion, die die Gruppe selbst ins Internet gestellt hat, sind die Männer schwarz bekleidet, mit rot-weiß-roten Schals vermummt, mit Megafon, Flyern und einem Transparent mit der Aufschrift „Ihr Blut eure Schuld!“ zu sehen. Die Aktion richtete sich gegen die Aufstellung eines Denkmals für ertrunkene Flüchtlinge am Linzer Stadtfriedhof. Ein Mitarbeiter des Diözesanhauses rief die Polizei, als diese nach kurzer Zeit eintraf, waren die Männer jedoch schon verschwunden. Zurück blieben die Flugzettel.

„Das aggressive Auftreten im Diözesanhaus und die Bedrohung von Mitarbeitern auch über Flugzettel ist nicht mehr als freie Meinungsäußerung zu betrachten, sondern auf das Schärfste zurückzuweisen“, betont Bischof Manfred Scheuer. „Ich unterstützte nachdrücklich die Errichtung des Mahnmals, als ein Zeichen des Respekts und der Achtung der Würde eines jeden Menschen, insbesondere jener, die auf der Flucht umgekommen sind.“

Scharfe Kritik

Doch nicht nur Bischof Scheuer verurteilt die Aktion aufs Schärfste: „Ich verurteile zutiefst die gestrige Attacke Rechtsradikaler auf das Pastoralamt der Diözese Linz. Wie allgemein bekannt ist, stehe ich sowohl voll hinter der Kirche und stelle mich auch schützend vor die Kirche. Was da gestern stattgefunden hat, ist nicht nur ein Angriff auf die Diözese, sondern auch auf unsere Gemeinschaft, unseren Rechtsstaat und unser demokratisches Miteinander. Solche rechtsextremen Vorgänge wollen wir in Oberösterreich nicht! Dagegen gehen wir mit voller Härte vor. Und ich sage zu all jenen, die so etwas tun, dass wir euer Handeln in unserem Bundesland nicht brauchen und euer Gedankengut in keiner Weise willkommen ist“, betont Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

„Bischof Manfred Scheuer und seine Mitarbeiter können sich meiner vollen Solidarität bewusst sein!“, stellt sich SPOÖ-Chefin Birgit Gerstorfer nach Bekanntwerden der Störaktion auf die Seite der Linzer Diözese und stellt weiter klar: „Ich verurteile solche Störaktionen. Derartiges darf bei uns keinen Platz haben!“

„Vermummte Gestalten im Pastoralamt, die Diözese gestürmt von Männern in gleicher Aufmachung, organisiert, orchestriert. Und das hier in Linz, in Oberösterreich. Das macht fassungslos und zeigt uns neuerlich, dass dem Land eine rechtsradikale Offensive droht. Diese Aktion ist nicht nur absolut abscheulich“, reagiert der Grüne Klubobmann Severin Mayr.

„Betroffenheit alleine ist zu wenig“

„Sie ist zudem ein widerwärtiges Statement der Identitären, dass sie hier Land anzukommen drohen. Das müssen wir verhindern. Oberösterreich darf nicht weiter zum Hotspot dieser Bewegung werden. Es ist die Aufgabe der Behörden, die entsprechenden Schritte einzuleiten. Unser aller Aufgabe ist es, uns gegen diese ganz reale Bedrohung zu stellen“, betont Mayr. Die Aktion sei der nächste Baustein, den die Identitären für ihre Festung hier im Land gelegt hätten nach dem Khevenhüller Zentrum in der Villa Hagen am Pöstlingberg, der Suche nach einer Immobilie in Linz, dem neu bezogenen Zentrum in Steyregg und der Attacke auf den bosnisch-österreichischen Kulturverein in Vöcklabruck, die den Identitären zugerechnet werden.

Auch Gerstorfer weist darauf hin, dass das erste Halbjahr 2021 eine gefährliche Steigerung der Straftaten zeige und Oberösterreich erneut als Bundesland mit den meisten Rechtsextremismus-Vorfällen ausweist. „Betroffenheit alleine ist zu wenig“, appelliert Gerstorfer an Landeshauptmann Thomas Stelzer, als Vorsitzender des Landessicherheitsrats aktiv zu werden und substanziell gegen Rechtsextremismus vorzugehen.

„Und diese Identitären hält FPÖ Bundesparteiobmann Kickl für ein interessantes und unterstützenswertes Projekt. Das muss man sich vor Augen halten. Jener Parteichef, mit dem OÖ FP Chef Haimbuchner durch die Hallen des Landes zieht, um gegen die Corona-Impfung zu wettern. Das alles paart sich mit Unsummen, die die FP-Regierungsressorts im Land in rechts-außen Medien pumpen. Ein Bollwerk gegen die Identitären sieht wohl anders aus“, meint Mayr.


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