OÖ. Neben dem Thema Blackout dominiert aktuell die Angst vor einem atomaren Zwischenfall im Zuge des Ukraine-Kriegs die Beratungsgespräche beim OÖ Zivilschutz. Neben einer sinnvollen Vorratshaltung von Lebensmitteln klären die Experten auch über den aktuellen Ansturm auf Kaliumjodidtabletten auf.
Rund hundert Atomkraftwerke gibt es in Europa – schon alleine deswegen ist es laut Zivilschutz wichtig, sich mit dem Thema Strahlenschutz auseinanderzusetzen.
Bei den Beratungsgesprächen informiert der OÖ Zivilschutz, dass Vorsorgen für verschiedene Katastrophenfälle notwendig, aber auch sehr einfach umzusetzen ist. Man muss nur drei Bereiche abdecken: ausreichende Lebensmittel, technische Hilfsgeräte und Medikamente/Hygieneartikel. Jeder Bürger sollte mindestens zehn Tage autark leben können, somit das Haus in dieser Zeit nicht verlassen müssen und keine fremde Hilfe benötigen.
Jodtabletten: Vorsorge ja, hamstern nein
Auch eine vollständige Hausapotheke inklusive verschreibungspflichtiger Medikamente, Verbandskasten und Kaliumjodidtabletten gehört zur Vorsorge, ein Hamstern wie es zur Zeit den Medien zu entnehmen ist, sei aber nicht notwendig. Generell gilt, die Kaliumjodidtabletten sind erst auf Anordnung der Behörden einzunehmen und vor allem auch nicht für alle geeignet.
„Die aktuelle Situation, wo die Tabletten in den Apotheken beinahe ausverkauft sind und die Rückmeldungen der Bevölkerung bei Vorträgen und Beratungsgesprächen zeigen uns, dass die Bürger zwar über die Notwendigkeit von Kaliumjodidtabletten Bescheid wissen, vor allem Eltern, die eine Einverständniserklärung zur Ausgabe der Tabletten an die Kinder in der Schule unterschrieben haben, aber bisher selbst kaum das Medikament zur Vorsorge zu Hause haben bzw. hatten“, sagt OÖ Zivilschutz-Geschäftsführer Josef Lindner.
Bei einem Reaktorunfall kann radioaktives Jod freigesetzt werden, was zu einer Strahlenbelastung der Schilddrüse führt. Durch die zeitgerechte Einnahme von Kaliumjodidtabletten kann die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse verhindert werden. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre gibt es die Tabletten kostenlos in der Apotheke, Personen von 18 bis 40 können die Tabletten grundsätzlich zu einem geringen Preis erwerben. Personen über 40 sollten die Tabletten aber nicht mehr einnehmen, da ihr Risiko an strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs zu erkranken gering, das Risiko von schweren Nebenwirkungen durch die Jodzufuhr aber hoch ist.
Lebensmittel-Notvorrat
Ein ausreichender Lebensmittel-Notvorrat ist die Basis eines krisenfesten Haushaltes. Bevorratung ist eine einfache Form der Vorsorge, die jeder ganz leicht durchführen kann, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Es ist ratsam, Produkte zu lagern, die mindestens ein Jahr lang haltbar sind. Damit braucht der Bürger nur einmal im Jahr an seinen Vorrat denken und ihn erneuern.
Der routinemäßige Austausch der Produkte kann etwa im Rahmen des „Stresstests im Haushalt“ am 1. Samstag im Oktober, dem Zivilschutztag erfolgen. An diesem Tag ertönen auch die Zivilschutz-Sirenensignale in einem Probealarm.
Warnung und Alarmierung der Bevölkerung
Bei verschiedenen Katastrophenszenarien, wie Hochwasser oder einem Strahlenalarm, werden die Zivilschutz-Sirenensignale ausgelöst. Zu unterscheiden sind drei verschiedene Signale:
- Warnung– herannahende Gefahr– 3 Minuten Dauerton
- Alarm – Gefahr– 1 Minute auf- und abschwellender Heulton
- Entwarnung – Ende der Gefahr– 1 Minute Dauerton
Zusammengefasst haben alle drei einen gemeinsamen wichtigen Inhalt: Höre ich ein solches Signal, heißt das, ich muss das Radio einschalten. Die Behörden informieren dann via Radio über das Geschehen und die notwendigen Verhaltensmaßnahmen.
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