Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Alkohol-Mythen im Faktencheck: Am sichersten fährt es sich nüchtern

Nora Heindl, 30.03.2023 10:05

LINZ. Üppiges Essen, ein Kaffee oder ein Kaugummi senken vielleicht das schlechte Gewissen, nicht aber den Alkoholwert im Blut. Angesichts steigender Anzeigen wegen Alkohol am Steuer hat Tips gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) Alkohol-Mythen kritisch hinterfragt.

Finger weg vom Autoschlüssel nach zu viel Alkohol (Foto: Africa Studio/stock.adobe.com)
Finger weg vom Autoschlüssel nach zu viel Alkohol (Foto: Africa Studio/stock.adobe.com)

Alkohol am Steuer ist mittlerweile verpönt, schwarze Schafe gibt es dennoch. Die Anzeigen wegen Alkohol am Steuer sind im Vorjahr im Vergleich zu 2021 um 19 Prozent auf 5.278 Fälle gestiegen. Einen Zuwachs um 15 Prozent auf 1.800 Anzeigen gab es wegen des Lenkens von Fahrzeugen unter Drogeneinfluss. „Nach den Rückgängen während der Corona-Pandemie leider wieder eine deutliche Trendumkehr“, so KFV-Verkehrssicherheitsexperte Christian Kräutler.

Doch wie sieht es jetzt aus mit den Tipps und Tricks, wie man nach ein paar Bier doch sicher heimkommt? „Ganz einfach mit dem Taxi“, so KFV-Verkehrspsychologe Rainer Kastner.

Jeder Alkohol, den man trinkt, geht ins Blut

Welchen Alkohol man konsumiert, ist egal, was zählt, ist der Alkoholgehalt: So haben ein Seiterl Bier, ein Achterl Wein und ein Schnaps alle etwa 10-12 Gramm an Alkoholgehalt, ein großes Bier liegt bei 20 Gramm.

Und dieser Wert gelangt auch ins Blut – egal wie fit man sich fühlt oder wie man meint, das verhindern zu können. „Auch wenn Gerüchte kursieren, dass man durch üppiges Essen mehr verträgt, ist da nicht wirklich was dran. Die Aufnahme von Alkohol aus dem Magen ins Blut wird nur verzögert“, so Kastner.

Weitere Mythen ranken sich darum, dass ein Kaffee oder Energydrink zwischendurch ein wenig zur Ernüchterung beiträgt. Kastner stellt klar: „Eher das Gegenteil ist richtig, denn solche Getränke regen die Durchblutung des Magens an und können daher die Aufnahme von Alkohol aus dem Magen ins Blut sogar noch beschleunigen.“

Und wie sieht es mit Wasser aus? Ein Glas Wasser sei zumindest aus psychologischer Sicht ratsam. Weil man in geselliger Runde dann nämlich öfters auch mal daran nippe und nicht nur ständig an alkoholhaltigen Getränken.

Achtung Restalkohol

„Man macht mit Wasser trinken nichts verkehrt, der durchschnittliche Alkoholabbau von etwa 0,1 Promille pro Stunde wird dadurch aber nicht beschleunigt“, so Kastner. Da hilft auch kein Essen, Schlafen, Spazieren gehen, Duschen oder was auch immer. Bedeutet auch: Wer nach einer wirklich durchzechten Nacht sicher sein will, keinen Restalkohol mehr zu haben, sollte sich mindestens 24 Stunden nicht ans Steuer setzen. Leider ist das Bewusstsein dafür aber kaum vorhanden, so Kastner.

Bei Alkoholkontrollen kann man nicht tricksen

Zerstreut werden auch gedankliche Hintertürchen, wonach man Alkoholtestgeräten notfalls ein Schnippchen schlagen könne. Ein immer wieder kursierendes Gerücht betrifft das Hyperventilieren, also das schnelle und flache Aus- und Einatmen vor dem Reinblasen in das Teströhrchen – oder auch das Kauen eines Kaugummis –, damit die Messwerte niedriger ausfallen: „Man sollte sich immer vor Augen halten, dass die Abgabe der Atemproben von erfahrenen Polizeikräften überwacht wird. Zugleich sind die modernen Alkomaten mit legalen Methoden faktisch nicht mehr zu überlisten“, versichert Kastner.

Übrigens: Das Dümmste wäre, eine Alkoholkontrolle zu verweigern. Denn dann wird automatisch von einem Wert von 1,6 Promille ausgegangen (siehe Infokasten). „Wer weniger bzw. unregelmäßig konsumiert, wird auf den Wert aber kaum kommen, weil die Ausfallserscheinungen schon viel zu groß wären“, so Kastner.

Eigener Alkomat nur in geringem Maß sinnvoll

„Professionelle Geräte kosten etwa 800 Euro aufwärts. Die Testgeräte daheim sind aber meist deutlich billiger, weshalb es auch eher ein Zufallswert sein wird, der ausgespuckt wird. Hinzu kommt, dass solche Geräte einmal jährlich gewartet werden sollten“, erklärt Kastner: „Mit einem Glas Bier wird nie jemand über 0,5 Promille kommen, aber jeder einzelne Schluck kann zur erhöhten Unfallgefährdung beitragen. Mit eigenem Alkomaten bin ich versucht, mich zu 0,5 Promille hinzutrinken. Ohne Gerät hätte ich das letzte Glas vielleicht lieber gelassen und wäre insgesamt sicherer unterwegs.“

Rechtliche Folgen bei Alkohol am Steuer:
Es gilt die Höchstgrenze von weniger als 0,5 Promille Alkoholwert im Blut, bei Probeführerschein sowie Lkw- und Busfahrern gilt die 0,1 Promille-Grenze.
 Ab 0,5 Promille: Strafe zwischen 300 und 3.700 Euro; beim ersten Mal bleibt zwar der Führerschein, dafür gibts eine Vormerkung im Führerscheinregister.
• Ab 0,8 Promille: Strafe zwischen 800 und 3.700 Euro; Führerscheinentzug bei der ersten Alkofahrt (ohne Unfall) für 1 Monat, im Wiederholungsfall mind. 3 Monate; Verkehrscoaching (100 Euro)
• Ab 1,2 Promille: Strafe zwischen 1.200 und 4.400 Euro; Führerscheinentzug mind. 4 Monate; Nachschulung (500 Euro)
 Ab 1,6 Promille: Strafe von 1.600 Euro bis 5.900 Euro; Führerscheinentzug von mind. 6 Monaten; Nachschulung (500 Euro), Termin beim Amtsarzt; verkehrspsychologische Untersuchung (363 Euro)

Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden