LINZ. Radio Fro ist ein Community-Sender in Linz, der dieses Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert. Grund genug, um mit Geschäftsführerin Michaela Kramesch und dem inhaltlichen Leiter Michael Diesenreither über freie Medien und Mitmach-Möglichkeiten bei Fro zu sprechen.
„Freies Radio“ heißt einerseits nicht-kommerziell, bedeutet aber auch einen offenen Zugang: „Man kann sich bei uns für die Sendezeit bewerben, auch ohne Vorerfahrung. Wir bieten einen Basisworkshop an, dann reicht man ein Sendekonzept ein. Das wird geprüft und nach einer Probesendung hat man auch schon den fixen Sendeplatz“, erklärt Michael Diesenreither.
Michaela Kramesch ergänzt: „Wichtig ist bei uns auch die Niederschwelligkeit, selbst wenn das Geld für den Basisworkshop nicht reicht, kann man mit uns reden, weil wir wollen, dass wirklich jeder teilhaben kann.“
Freie Medien in Europa
Wie vielfältig das Programm und die Tätigkeiten von Radio Fro sind, beweist der 56-seitige Programmbericht 2022, im Jubiläumsjahr gibt es zusätzliche Sendungen zum Thema freie Medien, im Vorfeld der „Ü25-Party“ fand etwa eine Diskussionsrunde über die Situation von Community-Medien in Europa statt. In Ungarn verlor das letzte freie Radio 2021 seinen Sendeplatz, in Serbien sei freies Radio deshalb nicht möglich, weil es keine Förderungen dafür gibt, so Diesenreither.
Situation in Österreich
In Österreich werden die 14 freien Radios und die nicht-kommerziellen TV-Sender aus einem Topf gefördert, der mit fünf Millionen Euro dotiert ist. Dieser wurde vergangenes Jahr zum ersten Mal seit 13 Jahren erhöht. Das Problem: Gründet sich ein neues freies Medium, bleibt die Gesamtfördersumme dieselbe, die einzelnen Sender haben dann weniger Mittel zur Verfügung. Sinnvoller wäre laut Diesenreither daher eine Grundförderung. In Oberösterreich gibt es mit Radio FRO, dem Freien Radio Salzkammergut, dem Freien Radio Freistadt und dem Freien Radio B138 die höchste Dichte an Freien Radios in einem Bundesland. Neu gegründet hat sich Radio FRI im Innviertel und (auch durch die tatkräftige Unterstützung von Radio Fro) das „Radionest“ in Wels. Beide sind derzeit nur online zu hören und haben keine Frequenz.
Zivilgesellschaftliches Engagement stärken
Radio Fro ist daher auf freiwilliges Engagement angewiesen, zusätzlich werden durch die Vernetzung mit anderen freien Radios Ressourcen gebündelt. Einen künftigen Schwerpunkt will Fro darauf legen, zivilgesellschaftliche Anliegen zu verstärken. Das passiert einerseits durch die Berichterstattung darüber, etwa im Infomagazin „Frozine“, andererseits kommen zivilgesellschaftliche Initiativen in zahlreichen Sendungen oder im Open Space selbst zu Wort.
Medienkompetenz fördern
Auch ist es dem Radiosender ein Anliegen, Medienkompetenz in Zeiten der Desinformation zu fördern, was beispielsweise durch Workshops passiert. Einen Tipp gibt Michael Diesenreither: „Seriöse Medien führen die Quellen an, aus denen die Informationen stammen.“ Auch sei eine kurze Internetrecherche empfehlenswert: „Berichten andere Medien auch darüber?“ Auch wenn es selbstverständlich klingt – wichtig sei es in Zeiten von Clickbait-Überschriften auch, den ganzen Artikel zu lesen und nicht nur die Schlagzeile, ergänzt Kramesch.
Wer neugierig geworden ist und Radio Fro unterstützen will, macht am besten gleich selbst mit – schließlich lebt ein Community-Medium von den Menschen, die dort aktiv sind.
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