Wörterbuch für Ahnenforscher: Linzerin hilft, Begriffe in alten Dokumenten zu verstehen
LINZ. Ahnenforschung ist ein anhaltender Trend. Die Daten und Fakten der Vorfahren findet man in Archiven und Matriken. Um zu verstehen, was die Begriffe in diesen alten Kirchenbüchern, Urkunden und Verträgen bedeuten, braucht man ein eigenes Wörterbuch. Die Linzer Ahnenforscherin Gerlinde Fichtinger hat nun das „Glossar für Heimat-, Haus- und Familienforschung“ herausgebracht: „Es ist ein sehr brauchbares Hilfsmittel für Profis genauso wie für Hobbyforscherinnen und -forscher.“
Auf 280 Seiten hat Gerlinde Fichtinger 14.600 Suchbegriffe aufgelistet und erklärt. Wenn beispielsweise „vidua“ in einem Matrikenbuch steht, handelt es sich um eine Witwe, „vogtbar“ bedeutet mündig und liest man „Gerhab“, dann ist der Vormund gemeint. „Das Glossar lässt sich für alle schriftlichen Quellen bis ins Mittelalter anwenden“, sagt die Ahnenforscherin.
Ihre Erfahrung zeigt, dass man ohne Kenntnis der Begriffe und der damals üblichen Abkürzungen oft nicht weiterkommt bei der Forschung oder auf eine falsche Fährte gelangen kann.
Erste geprüfte Heimatforscherin Oberösterreichs
Für Gerlinde Fichtinger ist Ahnenforschung wie Detektivarbeit, seit mehr als 25 Jahren beschäftigt sie sich damit und ist auch die erste „Geprüfte Heimatforscherin“ in Oberösterreich. Ihr erstes Werk war die Chronik der Familie Fichtinger von 1740 bis 2001. Seit ihrer Pensionierung widmet sie sich voll und ganz der Ahnenforschung. „Mich interessiert jede Familiengeschichte wie die eigene. Ich komme da richtig in einen Tunnel und tauche tief in die Geschichte ein“, sagt sie und verrät ihre Motivation. „Es ist mir wichtig, dass die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät.“
In ihrem Glossar, das aktuell in völlig überarbeiteter, zweiter Auflage erscheint, legt Fichtinger besonderes Augenmerk auf Wörter, Redensarten und Bezeichnungen, die für die Arbeit im deutschsprachigen Raum wichtig sind. „Auch die alte Amtssprache mit ihren unzähligen Abkürzungen, juristischen Fachbegriffen, nicht metrische Gewichte und Maße, kirchliche Festtage, Zinstermine, Begriffe der Zeitrechnung, alte Verwandtschaftsbezeichnungen, Krankheits- und Berufsbezeichnungen und dergleichen mehr finden sich in dem Nachschlagwerk“, sagt die Ahnenforscherin, die Kurrentschrift perfekt beherrscht.
Ebenso wurden nicht mehr gebräuchliche Ausdrücke und Wörter mit unterschiedlichen sprachlichen Wurzeln wie Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Latein aufgenommen.
Hier einige Begriffe aus dem Buch:
Vidua = Witwe
Pupill = minderjährige Person, Halbwaise, Mündel
Vogtbar = mündig
Gerhab = Vormund
Gemini = Zwillinge
Filius = Sohn
Ausgedinge = Altenteil, Leibrente
Ikterisch = mit der Gelbsucht behaftet
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