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Moderne Technologien machen die Pflege im Seniorenzentrum Liebigstraße menschlicher und sicherer

Nora Heindl, 21.10.2025 12:02

LINZ. Die Zukunft der Pflege hat im Seniorenzentrum Liebigstraße bereits begonnen. Das Digitale Pflegeheim gilt als Vorzeigemodell. Hier kommen Technologien zum Einsatz, die das Pflegepersonal entlasten, ihnen mehr Zeit für die Arbeit am Menschen freischaufeln und die Lebensqualität der Bewohner erhöhen.

  1 / 3   Die Visite per Teledoc erspart den Bewohnern die Fahrt ins Krankenhaus; am Foto Wohnbereichsleiter András Harsányi (Foto: OKL Elisabethinen)

Drei Technologien machen das Seniorenzentrum Liebigstraße mit 120 Bewohnern und 68 Pflegekräften zum Vorzeigemodell: die sprachgestützte Pflegedokumentation, die intelligente Sturzerkennung und die telemedizinische Betreuung.

Kein Ersatz des Menschen

Vorrangiges Ziel ist es, die Pflegekräfte zu entlasten. Angst davor, von den Technologien ersetzt zu werden, braucht laut Heimleiter Balazs Kiss niemand haben: „Durch die Assistenzsysteme soll nicht der Mensch ersetzt werden, sondern mehr Zeit für die Menschen bleiben.“ Denn die eingesparte Zeit soll eins zu eins in die Betreuung fließen: „Zeit, die eine Pflegekraft dazu nutzen kann, einer Bewohnerin vorzulesen, mit ihr zu spielen oder die Haare zu kämmen.“

Robert Ritter-Kalisch, Geschäftsführer der Seniorenzentren Linz, ergänzt: „Wir entlasten die Pflegekräfte von Tätigkeiten, die eine Maschine einfach besser kann. Wir haben uns aber ganz bewusst für Technologien entschieden, die eben nicht in Richtung Robotik gehen, wo Maschinen Kommunikation übernehmen.“

Gesprochener Pflegebericht

Wie viel Zeit die Technologien tatsächlich helfen, einzusparen, wird aktuell von der FH OÖ evaluiert. Ein erster Bericht soll ab März 2026 vorliegen. Schon jetzt steht aber fest, dass mindestens eine Technologie bereits nächstes Jahr auf alle zehn Linzer Seniorenzentren ausgerollt werden soll: die sprachgestützte Pflegedokumentation per Smartphone.

Bei dieser spricht die Pflegekraft im Bewohnerzimmer in ihr Smartphone, welche Pflegemaßnahmen sie durchführt, wie viel die Person getrunken hat, wie die Vitalwerte sind usw. Die Daten werden dann automatisch in den Pflegebericht eingetragen. Das funktioniert auch, wenn die Pflegekraft nicht Deutsch als Muttersprache hat.

Das bedeutet nicht nur eine Zeitersparnis, weil die Eingabe am Computer entfällt, sondern auch eine Reduktion von Fehlern. „Manche haben sich die Vitalwerte auf den Handrücken gekritzelt und bis sie im Dienstzimmer waren, konnten sie es nicht mehr lesen oder haben es bei der falschen Person dokumentiert“, weiß Ritter-Kalisch.

Sturzerkennung in Echtzeit

Eine weitere Besonderheit ist die intelligente Sturzerkennung über die Livy Care App. Das Gerät ist etwas größer als ein Brandschutzmelder und in jedem Zimmer (Bad ausgenommen) an der Decke angebracht. Stürzt der Bewohner, erkennt die Sensorik das und schickt einen Alarm aufs Smartphone der Pflegekräfte. „Der Alarm erfolgt in Echtzeit, damit haben wir eine Reaktionszeit von unter eineinhalb Minuten“, so Ritter-Kalisch.

Sicheres Gefühl

Vor allem dem Nachtdienst gibt die Sturzerkennung ein sicheres Gefühl, was wiederum weniger Stress und weniger Krankenstände nach sich zieht. Das bestätigt auch Daihanna Ghalamzan Esfahani. Die Pflegeassistentin arbeitet seit 13 Jahren in den Linzer Seniorenzentren und seit der Eröffnung 2016 in der Liebigstraße. „Ich mache viele Nachtdienste und gerade da ist Livy Care eine Erleichterung. Wir machen alle zwei, drei Stunden einen Kontrollgang und das ist eine Zeitspanne, in der jemand stürzen kann und den man dann erst beim nächsten Kontrollgang findet. Dank Livy Care kann ich sofort reagieren.“ Sie weiß, auch die Bewohner fühlen sich sicherer. Gleiches gilt für die Angehörigen.

Livy Care kann übrigens individuell eingestellt werden. Bei sturzgefährdeten Personen ertönt der Alarm etwa, sobald sie das Bett verlassen, denn „ein Sturz im Alter ist das folgenschwerste Ereignis“, so Ritter-Kalisch. Das gelte es nicht nur zu erkennen, sondern zu verhindern. Hinzu kommt, dass die Technik auch Hilferufe erkennt, auch sehr leise Rufe.

Visite per Teledoc große Erleichterung

Die dritte Technologie im Bunde ist die telemedizinische Betreuung, der Teledoc, der Video-Visiten direkt im Bewohnerzimmer ermöglicht. Über den Rollwagen, der mit Bildschirmen und Diagnoseinstrumenten ausgestattet ist, können sich Arzt und Patient via Kamera sehen und miteinander sprechen.

„In einer ersten Hochrechnung konnten wir bis zu 40 Prozent der Fahrten reduzieren und es ist noch Luft nach oben“, so Ritter-Kalisch. Das ist vor allem für die Bewohner eine Erleichterung. „Die Fahrten sind für die Bewohner immer immens mühsam. Sie sind meist allein, können sich zum Teil nicht mitteilen, haben stundenlange Wartezeiten, mitunter bekommen sie zu wenig zu essen und zu trinken und gerade wenn sie nachts zurückkommen sind sie übermüdet und verwirrt“, so Kiss. Im Vergleich dazu dauert eine Visite mit dem Teledoc etwa 15 Minuten.


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