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LINZ. Im Gespräch mit Tips verriet „Frühstück bei mir“-Moderatorin Claudia Stöckl Details über ihr neues Buch und ihre Arbeit.

Claudia Stöckl beschäftigt sich mit den Fragen des Lebens. Foto: Suzy Stoeckl
Claudia Stöckl beschäftigt sich mit den Fragen des Lebens. Foto: Suzy Stoeckl

Tips: Sie haben gerade ein neues Buch mit dem Titel „Interview mit dem Leben“ herausgebracht. Wie ist es dazu gekommen, dass Sie dieses Buch geschrieben haben?

Stöckl: Weil ich von sehr vielen Hörern immer wieder, auch während der Sendung, Postings und Nachrichten bekommen habe, dass sie mitschreiben. Also dass es vielen auch ein Bedürfnis war, die klugen Sätze und Lebensweisheiten und vielen Erkenntnisse, die meine Gäste immer wieder sagen, aufzuschreiben. Ich habe mir dann anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums im vergangenen Jahr gedacht, dass es sich einfach lohnt, so ein Weisheitsbuch – man könnte sagen, vielleicht einen geheimen Ratgeber – herauszugeben und das, was wir senden, zum Nachlesen zu bringen.

Tips: Worum geht es in Ihrem Buch genau?

Stöckl: Ich habe mir zwölf Lebensfragen gestellt. Bei diesen Interviews ist es immer so, dass ich merke, wenn es besonders spannend oder berührend wird, dann kommt man eigentlich immer zu den großen Themen, die uns alle beschäftigen: Wo beginnt das Glück, wie gelingt die Liebe und wie verarbeite ich den letzten Abschied, wenn jemand gestorben ist? Das war in meinen Sendungen ganz oft Thema. Ich beantworte die Lebensfragen einerseits mit dem, was ich gelernt und erfahren habe, aber dann auch sehr ausführlich mit den ganz besonderen Interviewpassagen. Das ist zum Beispiel Udo Jürgens zum Thema Glück, der eben gesagt hat „Es geht vor allem um Intensität im Leben“ oder Richard David Precht, der erklärt, was ein erfülltes Leben ist.

Tips: Wissen Sie, wieviele Interviews Sie im Rahmen von Frühstück bei mir schon geführt haben?

Stöckl: Es hat im Jänner 1997 begonnen. Die Sendung ist 21,5 Jahre alt und 1.070 müssen es jetzt sein. Pro Jahr sind es 50. Allerdings sind natürlich schon viele Interviewpartner öfters da gewesen. Das ist eigentlich auch sehr schön, wenn man dann jemanden so durch die verschiedenen Entwicklungsstufen begleiten darf. Eben darum ist es ein Interview mit dem Leben, weil ich immer eine neue Lebensphase vor mir habe und dieses Leben in all seinen Facetten.

Tips: Wie entscheiden Sie, wen Sie zum Interview bitten und wie einfach ist es, diese Personen zu bekommen?

Stöckl: Ich sage immer, es gibt zwei Listen: Es gibt jene, die sehr gerne wollen, weil Frühstück bei mir auch eine große Wirkung und eine riesige Reichweite hat. Und wenn man ein neues Buch, ein neues Album hat, dann verkauft sich das die Tage danach einfach toll. Es gibt also die Liste von denen, die gerade auch etwas zu verkaufen haben. Herbert Grönemeyer bringt jetzt gerade ein neues Album heraus und er gibt wirklich nur dann Interviews, wenn er gerade ein neues Album produziert hat. Und dann gibt es natürlich auch die Liste von denjenigen, die wir sehr gerne hätten, aber die vielleicht sagen, dass es ihnen zu ausführlich oder einen Tick zu persönlich ist. Es gibt gerade in der Wirtschaft oder im Sport auch viele, die prinzipiell nicht so lange oder so persönliche Interviews geben wollen. Bei Dominic Thiem zum Beispiel beiße ich seit Jahren auf Granit, besser gesagt bei seinem Manager. Mittlerweile hat sich einfach auch die Welt sehr verändert, früher hat man ein Interview gemacht und das ist dann ausgestrahlt worden. Es hat nicht soviel Eigendynamik entwickelt. Jetzt ist auf social media schon so viel Platz für Shitstorms – natürlich gibt“s auch viele, die großen Applaus bekommen –, aber ein Satz kann oft viel mehr bewirken als früher. Auf der anderen Seite weiß ich, im Wahlkampf und in anderen Zeiten, wenn es darum geht, dass man sich als Persönlichkeit, als liebender Vater oder liebender Ehemann positionieren möchte, dann ist Frühstück bei mir wieder sehr gefragt. So ist das Spiel.

Tips: Wie intensiv bereiten Sie sich auf ein Interview vor?

Stöckl: Ich bereite mich sehr gut vor, aber eher keinen Fragenkatalog, sondern ich lese sehr viel von der Person. Bei Gästen, die ich vielleicht auch persönlich kenne, lass ich mir auch ein paar Telefonnummern geben, etwa die der Mutter. Weil ich eben auch frage: Wer sind die Menschen, die dich am besten kennen? Gibt es jemanden, der dich kritisch sieht? Denn da erfährt man dann Geschichten, die nicht schon irgendwo geschrieben worden sind. Sehr oft ist es ja bei Medien so, dass einer wiederholt, was der andere schon geschrieben hat. Ich schaue eher, was das Interessante, das Besondere ist. Und dann gehe ich mit einem Gerüst im Kopf zum Interview: ich kenne die Punkte, wo ich sage, da möchte ich einhaken. Und dann ist es sehr wichtig zu hören: Was sagt der? Und wo wird es interessant?  Wo merke ich, dass sich da noch eine Geschichte verbergen könnte? Das ist schon sehr wichtig, das man da nicht irgendeinen Fragenkatalog abarbeitet, sondern eher zuhört. 

Tips: Können Sie sich an Interviews erinnern, wo der Gesprächsfaden gerissen ist oder an gewisse Hoppalas?

Stöckl: Ja natürlich. Ich habe auch ein ganzes Kapitel in dem Buch geschrieben, das heißt „Wann hilft Humor?“. Da geht es nur um Hoppalas. Das fängt mit Matthias Strolz im Zuge des Wahlkampfes an: Ich habe seiner Pressesprecherin gesagt, dass für mich die Atmosphäre immer das Schönste ist  - wenn man wirklich unter vier Augen sprechen kann. Ich habe sie gebeten, dass wir das zu Zweit machen können. Sehr lustig war, dass mein Fotograf dann ein Objektiv gesucht hat,  ins Nebenzimmer gegangen ist und gesehen hat, dass die Pressesprecherin mit einem Babyfon mithört. Sie hat uns quasi abgehört, weil sie sicher gehen wollte, dass er nicht irgendetwas sagt, was dann vielleicht explodiert.

Im Kapitel „Was lerne ich aus Scheitern“ schreibe ich auch, dass ich vergangenes Jahr Elyas M´Barek getroffen habe. Das war ein Interview, das von Anfang an irgendwie verbockt war. Es war ein ganz normaler PR-Termin, die Filmfirma hat mir diesen Gast vorgeschlagen. Er hatte offensichtlich keinen guten Tag, denn es hat schon damit begonnen, dass wir plötzlich kein Foto machen durften. Wir haben dann aber doch schnell eines machen dürfen, weil ich gesagt habe, dass das das erste Interview in 21 Jahren wäre, wo kein Foto gemacht wurde. Dann war er teilweise extrem kurz angebunden und hatte offensichtlich keine Lust. Es waren für ihn auch immer die falschen Fragen. Er hat gesagt, dass er nicht über Glaube, Religion, Beziehungen, Vermögen und wie er lebt, spricht. Es war also ein ganzer Katalog an Themen, wo ich mir gedacht habe, dass jetzt sehr weniger über bleibt. Bei ihm hatte ich eine Stunde und die war dann eher ang - eine gefühlte, lange Stunde.

Aber ich finde das gehört auch genauso dazu, die Hörer sollen auch erleben, dass es alle Varianten bei so einer Begegnung gibt. Es begegnen sich ja zwei Menschen, die einander nicht kennen. Gerade die deutschen Stars sind oft so Interview-müde -  weil sie so riesige PR-Tourneen für einen Film machen und jeden Tag in zehn Interviews gesetzt und oft auch dasselbe gefragt werden. Manchmal hat man halt Pech und dann denk ich mir: Gut, das soll der Hörer auch wissen.

Tips: Können Sie sich an ihr schrecklichstes und an ihr schönstes Interview erinnern?

Stöckl: Das Schrecklichste sind immer die, die nicht funktionieren. Die hinterlassen immer so ein schales Gefühl. Da denkt man sich, eigentlich möchte ich etwas vermitteln. Es ist ja toll, dass ich zwei Stunden Sendezeit habe und so viel Wortanteil - ich möchte dass die Hörer, die das bewusst hören, auch etwas davon haben. Da soll zumindest ein kluger Satz bleiben.

Das Schönste, das sind wirklich unglaublich viele. Ich liebe es, Andre Heller zu treffen. Das sind wirklich immer Sendungen, wo mir die Menschen ihre abfotografierten Notizen schicken. Er hat eine so wunderbare Art, sich auszudrücken, da habe ich viel in das Buch gepackt. 

Tips: Wenn Sie drei Personen wählen könnten, die sie unbedingt noch interviewen möchten: Wen würden Sie wählen?

Stöckl: Natürlich würde ich hoch greifen: Ich würde gerne den Papst interviewen wollen. Donald Trump würde mich auch interessieren, dass würde wahrscheinlich Weltpolitik schreiben. Das ist schon spannend: je bedeutender jemand ist, desto bedeutender ist auch das, was er sagt. Bei allen Politikern, die gerade ein wichtiges Amt haben, ist am nächsten Tag meistens die Zeitung voll mit Zitaten, weil das einfach Menschen im Fokus sind. Aus der Show-Welt würde mich Sting interessieren. Weil ich seine Musik liebe und ich das Gefühl habe, dass das ein sehr spiritueller Mensch ist. Und er hat für mich eine ganz besondere Aura. Ich  würde sehr gerne hinterfragen, wie er sein Leben so führt und wie er bilanziert. Oder der Arzt von Niki Lauda, oder – wenn er dann wieder Interviews gibt – dann wäre Niki Lauda die Nummer Drei. Es wäre toll, wenn man ihm wieder gegenüber sitzen könnte und sehen könnte, dass es ihm gut geht.


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