Bischof Scheuer: „Zuversicht und Hoffnung sind nicht abgesagt, Ostern ist nicht abgesagt“
OÖ/LINZ. Der Palmsonntag markiert den Auftakt zu einer Karwoche, die heuer ganz anders ist. Christen feiern an den Festtagen von zu Hause aus.
In der Karwoche, beginnend mit dem Palmsonntag, stehen das Leiden, das Sterben und die Auferstehung von Jesus Christus im Mittelpunkt. Diese Zeit und im Besonderen das Osterfest ist für die christlichen Kirchen der Höhepunkt ihres religiösen Lebens. Aufgrund der Corona-Pandemie feiern ChristInnen aber anders als gewohnt: von zu Hause aus über die Medien, via Internet oder als „Hauskirche“.
In Oberösterreich überträgt der Fernsehsender LT1 beginnend mit Palmsonntag sechs Gottesdienste mit Bischof Manfred Scheuer aus der Linzer Priesterseminarkirche. Neben der TV-Übertragung wird der Gottesdienst zusätzlich über die Website der Diözese Linz (www.dioezese-linz.at) sowie von LT1 und nachrichten.at im Internet gestreamt.
„Ostern ist nicht abgesagt“
Wie alle anderen Gottesdienste fand auch der TV-Gottesdienst in der Linzer Priesterseminarkirche „unter Pandemie-Bedingungen“ statt: in kleinster Besetzung und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Mit Bischof Manfred Scheuer feierten am Palmsonntag, 5. April um 10 Uhr in der Linzer Priesterseminarkirche Diakon Anton Birngruber, die Lektorin Cosima Spieß, Kantorin Schwester Maria Regina Scherrer, Kantor Josef Habringer und Organist Wolfgang Kreuzhuber.
Bischof Scheuer am Beginn des Gottesdienstes: „Fast alle Veranstaltungen des öffentlichen Lebens sind derzeit abgesagt. Aber nicht alles ist abgesagt – die Sonne, das Frühjahr und das Blühen sind nicht abgesagt, Zuversicht und Hoffnung sind nicht abgesagt, auch das Beten nicht. Wir feiern Palmsonntag, und Ostern wird nicht abgesagt und auch nicht verschoben. Karfreitag ist nicht abgesagt und Auferstehung ist nicht abgesagt. Wir dürfen unsere eigenen Erfahrungen und unser eigenes Leben hineinlegen in die Lebensgeschichte Jesu – im Vertrauen darauf, dass er mitgeht, dass er uns trägt, dass er uns einen Weg zeigt.“
Bischof Scheuer segnete die Palmbuschen; sie sind Zeichen des Lebens und der Hoffnung. Dieser Segen umfasst auch die Palmbuschen der Menschen zu Hause, die sie in den Wohnungen und Häusern zum Kreuz oder in den Herrgottswinkel stellen bzw. in die Gärten oder auf die Felder bringen. Die Palmbuschen können auch in der Hauskirche mit einem Gebet selbst gesegnet werden.
„Wichtig ist, dass wir einander beistehen und aufeinander schauen“
In seiner Predigt wandte sich Bischof Scheuer eingangs besonders an die Kinder, für die der Palmsonntag eine besondere Faszination habe. Er, Scheuer, erinnere sich noch gut, wie er als Kind nach dem Palmsonntagsgottesdienst mit seinem Großvater Palmzweige aufs Feld gebracht habe, als Zeichen des Lebens und des Segens. Beim Lesen der Bibeltexte des Palmsonntags habe man das Gefühl, Jesus sei von den Menschen in Jerusalem „wie ein Superstar“ empfangen worden – und ein paar Tage später sei alles anders gewesen. Schließlich sei Jesus zum Tod verurteilt worden. Der Bischof zog Parallelen zur derzeitigen Situation: „Auch in diesen Tagen ist vieles seltsam. Seit drei Wochen ist die Welt wegen des Corona-Virus für euch und für uns alle anders geworden. Ihr könnt eure Omas und Opas, eure Freundinnen und Freunde nicht mehr treffen. Ihr seid jetzt viel zu Hause, nicht einmal Kindergarten und Schule funktionieren normal. Eure Eltern sind jetzt eure Lehrerinnen und Lehrer.“ Manches sei schwer auszuhalten, auch das Miteinander in der Familie sei nicht immer einfach, so Scheuer. „Stärkend sind besonders jetzt liebevolle Rituale, etwa ein Kuss am Morgen oder das gegenseitige Segnen am Abend“, erinnerte Scheuer an ein Wort von Papst Franziskus aus dem Schreiben „Amoris Laetitia“.
Bischof Scheuer an die Gläubigen: „Wir alle fragen uns: Wie lange dauert die Corona-Krise noch? Wann ist wieder alles normal? Darauf kann derzeit niemand eine Antwort geben. Wichtig ist, dass wir einander beistehen und aufeinander schauen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass der Zusammenhalt grundlegend besser wird, dass auch die wirtschaftliche Problematik wieder verwandelt wird und dass Gott alles zum Guten wendet. Er heilt, er nährt, er befreit. In dieses Vertrauen nehmen wir auch die Verstorbenen hinein, besonders auch jene, die am Corona-Virus verstorben sind. Im Vertrauen, dass Gott alles zum Guten wendet und dass er die Liebe ist, dürfen wir in diesem Jahr Ostern feiern.“
„Beten wir in diesen Tagen miteinander“
Am Ende des Gottesdienstes wandte sich Bischof Scheuer mit einem Wunsch nochmals an die Gläubigen zu Hause: „Ich wünsche Ihnen in allem und trotz allem eine gesegnete Feier der österlichen Tage. Wir dürfen unser eigenes Leben und auch unser Miteinander im Lichte von Tod und Auferstehung Jesu sehen. Unsere Lebensgeschichte mit Gesundheit und Krankheit, mit Stärken und Beeinträchtigungen, mit Siegen und Niederlagen, mit den Licht- und Schattenseiten, mit Erfolgen und Defiziten, mit Rosen und Neurosen und auch mit dem grauen Alltag, mit den Fragen und dem Zweifel, mit der Schönheit und den Abgründen, mit dem Glück und mit der Traurigkeit, ist von Gott selbst begleitet. Er legt sein ganzes Mögen und seine Liebe hinein. Beten wir in diesen Tagen miteinander und füreinander.“
Weitere Übertragungstermine der Gottesdienste mit Bischof Scheuer
Gründonnerstag, 9. April - 19 Uhr
Karfreitag, 10. April - 15 Uhr
Karsamstag/Osternacht, 11. April - 20 Uhr
Ostersonntag, 12. April - 10 Uhr
Ostermontag, 13. April - 10 Uhr
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