Zahnsanierung vor Strahlentherapie: Kopf-Hals-Tumorpatienten profitieren von erfolgreicher Kooperation
LINZ. Patienten mit Tumoren im Kopf-Hals-Bereich werden oft einer Strahlentherapie unterzogen. Vor allem bei schlechtem Zahn- und Ernährungsstatus kann die Behandlung unter Umständen zu deutlichen Nebenwirkungen im Kiefer, Mund- und Schluckbereich führen. Um die zahnärztliche Versorgung schnell gewährleisten zu können, besteht zwischen der Radioonkologie sowie dem Kopf-Hals-Tumorzentrum am Ordensklinikum Linz und den Zahngesundheitszentren OÖ seit über vier Jahren eine erfolgreiche Kooperation.
Tumore im Kopf-Hals-Bereich zählen zu den schnell wachsenden bösartigen Neubildungen und werden oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. „Obwohl die Nebenwirkungsraten bei der Bestrahlung von Tumoren im Kopf-Hals-Bereich dank moderner, hochpräziser Behandlungstechniken kontinuierlich zurückgehen, liegen in der unmittelbaren Tumorumgebung sehr strahlensensible Gewebe und Organe. Vor allem Zähne und Zahnfleisch, die Speicheldrüsen sowie das Knochengewebe im Kiefer können durch eine Bestrahlung geschädigt werden. Das macht die Therapie von Kopf-Hals-Tumorpatienten sehr herausfordernd. In fast allen anderen Organbereichen ist das Nebenwirkungsrisiko deutlich geringer“, erklärt Hans Geinitz, Abteilungsvorstand der Radioonkologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. Umso wichtiger sei eine Sanierung des Gebisses vor Beginn der Strahlentherapie, so Geinitz. Dafür stehe oft nur ein schmales Zeitfenster zur Verfügung.
Lückenschluss in der Behandlungskette
Um die vorherige Zahnsanierung gewährleisten zu können, wurde die Kooperation mit den Zahngesundheitszentren OÖ der Österreichischen Gesundheitskasse ins Leben gerufen. „Als einzigem österreichweit zertifizierten Kopf-Hals-Tumorzentrum ist uns die umfassende und für unsere Patienten optimale Planung der Krebstherapie ein besonders wichtiges Anliegen. Bereits vor Beginn der onkologischen Behandlung behobene zahnmedizinische Probleme unterstützen den Behandlungsverlauf erheblich. Wir freuen uns daher, mit der ÖGK einen kompetenten Partner zu haben, um gemeinsam für unsere Patienten einen raschen und qualitativ hochwertigen Lückenschluss in der Behandlungskette anbieten zu können“, sagen Zentrumsleiter Andreas Strobl und Martin Burian, Vorstand der Abteilung für HNO, Kopf- und Halschirurgie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern.
„Eine gute Mundgesundheit ist essenziell für die Genesung und Lebensqualität eines Patienten mit Kopf-Hals-Tumor. Im Idealfall gibt es eine zahnärztliche Versorgung vor, während und nach der radioonkologischen Therapie. Um diese lückenlose Betreuung zu sichern, läuft seit fast fünf Jahren eine einzigartige Kooperation zwischen dem Ordensklinikum Linz und dem ÖGK-Zahngesundheitszentrum in Linz“, so Birgit Burgstaller, Leiterin der Zahngesundheitszentren OÖ der ÖGK. Dabei erstellt die ÖGK – auch sehr kurzfristig – fachärztliche Begutachtungen sowie zahnärztliche Therapie- und Prophylaxekonzepte für den Erkrankten. So kann die radioonkologische Therapie ohne Zeitverlust starten. Zudem begleiten die ÖGK-Zahnärzte den Patienten während der gesamten onkologischen Therapie, um zahnbezogenen Nebenwirkungen und Komplikationen frühzeitig gegensteuern zu können.
„Die Zusammenarbeit funktioniert mittlerweile so gut, dass es trotz Zahnsanierung vor Therapiebeginn keine nennenswerten Verzögerungen gibt“, betonen Geinitz, Burian und Burgstaller unisono. Darüber hinaus besteht auch eine gut eingespielte Kooperation mit den Mund-Kiefer-Gesichtschirurgischen Abteilungen am Kepler Uniklinikum und am Klinikum Wels-Grieskirchen, sowie mit den HNO-Abteilungen am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried und am Klinikum Wels-Grieskirchen. Jährlich können zwischen 120 und 140 Patienten von diesem Netzwerk profitieren.
Austausch unter Experten
Beim Symposium „ZÄHNE:KIEFER:SCHLUCKEN – Supportivtherapie bei Kopf-Hals-Tumorpatienten“, das online vom Ordensklinikum Linz veranstaltet wurde, fand ein interdisziplinärer Austausch unter Fachexperten – darunter Zahnärzte, HNO-Ärzte, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Strahlentherapeuten, Ärzte für Allgemeinmedizin sowie Zahnarzthelfer und Pflegekräfte in der internistischen Onkologie – statt, um die Behandlung von Kopf-Hals-Tumorpatienten künftig weiter zu verbessern.
„Uns ist wichtig, bei den behandelnden Fachexperten sowie letztlich bei den Patienten selbst ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass ein intakter Zahnhalte- und Schluckapparat für die Lebensqualität der Betroffenen aber auch für den Erfolg der Krebstherapie von großer Bedeutung ist. Konsequente und gut abgestimmte unterstützende Maßnahmen wirken sich unmittelbar positiv auf den Behandlungserfolg und das Wohlbefinden dieser Patientengruppe aus, deren Anliegen selten im Fokus der Öffentlichkeit stehen“, so die beiden Veranstalter Geinitz und Burian.
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